Entscheidungsstichwort (Thema)

Streitwert bei einheitlicher und gesonderter Feststellung der Einkünfte

 

Leitsatz (NV)

1. Bei der Streitwertfestsetzung bleibt die Auswirkung von Sachanträgen auf andere von einer gesonderten und einheitlichen Feststellung Betroffene auch dann außer Betracht, wenn sie zum Verfahren beigeladen sind, aber keine Sachanträge gestellt haben (Anschluß an BFH - Beschluß vom 1. August 1969 III R 110/66, BFHE 96, 342, BStBl II 1969, 626).

2. Bei der gesonderten und einheitlichen Feststellung von Einkünften wird der Streitwert grundsätzlich mit 25 v. H. der strittigen Einkünfte geschätzt (ständige Rechtsprechung).

 

Normenkette

BFHEntlG Art. 1 Nr. 5; FGO § 155; ZPO §§ 3, 5

 

Verfahrensgang

FG Nürnberg

 

Tatbestand

Die Klägerin und der Beigeladene machten als Mitglieder einer Erbengemeinschaft für ein Mietwohngrundstück im Streitjahr 1979 als Werbungskosten von 1978 erwachsenen Instandhaltungsaufwendungen gemäß § 82 b EStDV die Hälfte in Höhe von rd. 30 000 DM gegenüber dem FA erfolglos geltend; das FA stellte den Einnahmeüberschuß auf 10 000 DM fest. Das FG wies die Klage ab, nachdem es den von dem Feststellungsbescheid 1979 mitbetroffenen Miterben zum Verfahren beigeladen hatte; der Beigeladene hatte keine Anträge gestellt.

Im Revisionsverfahren beantragte die Klägerin, die Nichtigkeit des Feststellungsbescheids festzustellen, hilfsweise festzustellen, daß die zweite Hälfte des 1978 angefallenen Erhaltungsaufwands noch bei der gesonderten und einheitlichen Feststellung 1982 berücksichtigt werden könne.

 

Entscheidungsgründe

Die Revision ist unzulässig.

Nach Art. 1 Nr. 5 des Gesetzes zur Entlastung des Bundesfinanzhofs vom 8. Juli 1975 in der Fassung des Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Entlastung des Bundesfinanzhofs vom 14. Dezember 1984 (BGBl I, 1514, BStBl I 1985, 8) findet die Revision, abgesehen von den in § 116 Abs. 1 der Finanzgerichtsordnung (FGO) genannten und hier nicht vorliegenden Gründen ohne Zulassung nur statt, wenn der Wert des Streitgegenstandes 10 000 DM übersteigt.

Im Streitfall ist die Revision nicht zugelassen worden.

Der Wert des Streitgegenstandes übersteigt nicht 10 000 DM. Die Feststellung dieses Wertes erfolgt gemäß § 155 FGO i.V.m. § 3 der Zivilprozeßordnung (ZPO) nach freiem Ermessen des Gerichts (vgl. z. B. Beschluß des Bundesfinanzhofs - BFH - vom 20. Juli 1982 VII B 154/81, BFHE 136, 195, BStBl II 1982, 705). Die Rechtsprechung hat jedoch für die Bemessung des Streitwertes Grundsätze entwickelt, die bei der Ausübung des freien Ermessens zu beachten sind. Maßgebend ist das finanzielle Interesse der Klägerin (BFHE 136, 195, BStBl II 1982, 705), d. h., was sie für sich selbst mit der Revision anstrebt. So bleibt etwa die Auswirkung von Sachanträgen auf andere von einer gesonderten und einheitlichen Feststellung Betroffene grundsätzlich auch dann außer Betracht, wenn sie zum Verfahren beigeladen sind, aber keine Sachanträge gestellt haben (vgl. BFH-Beschlüsse vom 1. August 1969 III R 110/66, BFHE 96, 342, BStBl II 1969, 626 für den Rechtsmittelstreitwert; vom 9. Mai 1979 I E 1/79, BFHE 128, 23, BStBl II 1979, 608 für den Gebührenstreitwert). Bei der gesonderten und einheitlichen Feststellung von Einkünften kommt es für den Streitwert auf die vermutliche Auswirkung der begehrten Einkünfteminderung bei der Einkommensteuer an. Diese ist aber nach ständiger Rechtsprechung bis zu einem Betrag von 15 000 DM des festgestellten oder erstrebten Einkünfteanteils des einzelnen Beteiligten grundsätzlich auf 25 v. H. der strittigen Einkünfte zu schätzen (vgl. z. B. BFH-Beschlüsse vom 13. März 1980 IV E 2/80, BFHE 130, 363, BStBl II 1980, 520; vom 11. September 1975 IV B 22/71, BFHE 116, 530, BStBl II 1976, 22, m.w.N.).

In Anwendung dieser Grundsätze ist die Revisionssumme unter keinem denkbaren Gesichtspunkt erreicht. Auch wenn man der Feststellung in der Vorentscheidung folgt, daß die Klägerin zu 50 v. H. an den Einkünften aus dem Anwesen in A beteiligt ist - nach dem Feststellungsbescheid 1979 sind es nur 33 1/3 v. H. -, beträgt der Wert des Streitgegenstandes höchstens (50 v. H. aus 10 000 DM = 5 000 DM, davon 25 v. H. =) 1 250 DM.

Die Revisionssumme würde auch dann nicht erreicht, wenn man das Begehren der Klägerin als evtl. Klagenhäufung (dazu z. B. BFH-Urteile vom 22. November 1968 III R 37/68, BFHE 94, 523, BStBl II 1969, 260; vom 24. August 1972 VIII R 21/69, BFHE 107, 202, BStBl II 1973, 55; Ziemer/Haarmann/Lohse/Beermann, Rechtsschutz in Steuersachen, Tzn. 7347 ff.; vgl. demgegenüber zum Haupt- und Hilfsantrag z. B. BFH-Beschluß vom 8. März 1973 IV B 18/69, BFHE 109, 14, BStBl II 1973, 505) beurteilt und gemäß § 5 ZPO die Voraussetzungen für die Zusammenrechnung des Wertes des Haupt- und Hilfsbegehrens gegeben sein sollten (vgl. dazu z. B. Beschluß des Bundesgerichtshofs vom 10. Oktober 1983 III ZR 87/83, Wertpapier-Mitteilungen 1983, 1320; Thomas/Putzo, Zivilprozeßordnung mit Nebengesetzen, 13. Aufl., 1985, § 5 ZPO Anm. 2a und 3c). Denn selbst wenn man für den Wert des Hilfsbegehrens den Höchstsatz von 50 v. H. der begehrten Minderung der Einkünftefeststellung für zutreffend hielte, kann dieser Wert nur (50 v. H. aus 30 000 DM = 15 000 DM, davon 50 v. H. =) 7 500 DM betragen. Auch zusammen mit dem Wert des Hauptbegehrens kann die notwendige Revisionssumme auf keinen Fall erreicht werden.

Die Revisionssumme würde auch dann nicht erreicht, wenn man das Begehren der Klägerin als evtl. Klagenhäufung (dazu z. B. BFH-Urteile vom 22. November 1968 III R 37/68, BFHE 94, 523, BStBl II 1969, 260; vom 24. August 1972 VIII R 21/69, BFHE 107, 202, BStBl II 1973, 55; Ziemer/Haarmann/Lohse/Beermann, Rechtsschutz in Steuersachen, Tzn. 7347 ff.; vgl. demgegenüber zum Haupt- und Hilfsantrag z. B. BFH-Beschluß vom 8. März 1973 IV B 18/69, BFHE 109, 14, BStBl II 1973, 505) beurteilt und gemäß § 5 ZPO die Voraussetzungen für die Zusammenrechnung des Wertes des Haupt- und Hilfsbegehrens gegeben sein sollten (vgl. dazu z. B. Beschluß des Bundesgerichtshofs vom 10. Oktober 1983 III ZR 87/83, Wertpapier-Mitteilungen 1983, 1320; Thomas/Putzo, Zivilprozeßordnung mit Nebengesetzen, 13. Aufl., 1985, § 5 ZPO Anm. 2a und 3c). Denn selbst wenn man für den Wert des Hilfsbegehrens den Höchstsatz von 50 v. H. der begehrten Minderung der Einkünftefeststellung für zutreffend hielte, kann dieser Wert nur X DM betragen. Auch zusammen mit dem Wert des Hauptbegehrens kann die notwendige Revisionssumme auf keinen Fall erreicht werden.

 

Fundstellen

Haufe-Index 414347

BFH/NV 1986, 353

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