Dipl.-Betriebsw. (FH) Silvia Bach
3.1 Geschäftsvorfälle
Rz. 59
Alle Vorgänge in Form von Güter-, Dienstleistungs- und Geldströmen zwischen Unternehmen und ihrer Umwelt bezeichnet man als Geschäftsvorfälle. Es gibt auch innerbetriebliche Geschäftsvorfälle, sofern diese das Vermögen, die Schulden oder das Eigenkapital des Unternehmens verändern. Alle Gegebenheiten, die die wirtschaftliche Lage eines Kaufmanns oder die finanzielle Struktur eines Unternehmens verändern, sind Geschäftsvorfälle. Jeder Geschäftsvorfall ist buchhalterisch zu dokumentieren.
3.2 Belege
Rz. 60
Ein Beleg im buchhalterischen Sinne ist ein Dokument, das Daten über einen Geschäftsfall enthält. Es dokumentiert einen betrieblichen Vorgang. Klassische Buchungsbelege sind Ein- und Ausgangsrechnungen, Kontoauszüge, Kassenbücher, Eigenbelege, Lohn- und Gehaltslisten, Inventurlisten.
3.3 Konten, Kontenrahmen, Kontenplan
Rz. 61
Durch das Erfordernis der sachlich geordneten Erfassung der Geschäftsvorfälle (s. Rz. 38) werden verschiedene (Sach-)Konten benötigt. Die Buchungen gleichartiger Geschäftsvorfälle werden auf einem Konto verdichtet.
Das sog. T-Konto teilt jedes Konto in eine Soll-Seite (linke Spalte) und eine Haben-Seite (rechte Spalte). Es existieren zum einen aktive und passive Bestandskonten, die in der Bilanz aufgehen. Zum anderen gibt es zweierlei Erfolgskonten: Erlöskonten und Aufwandskonten, die je nach Saldo in die Soll- oder Habenseite der Gewinn- und Verlustrechnung bzw. des GuV-Kontos (Gewinn- und Verlustrechnungskonto) eingehen.
Der doppelten Buchführung liegt folgende Systematik zugrunde:
- Bestandskonten der Aktiva nehmen im Soll zu und im Haben ab.
- Bestandskonten der Passiva nehmen im Soll ab und im Haben zu.
- Erlöskonten nehmen im Soll ab und im Haben zu.
- Aufwandskonten nehmen im Soll zu und im Haben ab.
- Durch Abschluss des Kontos "Gewinn- und Verlustrechnung" wird der Saldo (= Gewinn oder Verlust) als Eigenkapitalveränderung in die Bilanz gebucht (s. Rz. 79).
Rz. 62
Im Sinne der Vergleichbarkeit und Einheitlichkeit der Buchführung und zum Zwecke der Rationalisierung der Buchungsarbeit wurden verschiedene (Standard-)Kontenrahmen entwickelt. Im Kontenrahmen wird jeder (Sach-)Kontenbezeichnung eine i. d. R. 4-stellige Nummer zugedacht. Die Personenkonten des Nebenbuches haben i. d. R. 5-stellige Kontonummern.
Rz. 63
Im Kontenrahmen sind alle zur Verfügung stehenden (Unter-)Konten übersichtlich durch sog. Kontenklassen, Kontengruppen und Kontenarten gegliedert. Die 4-stelligen Kontonummern beginnen jeweils mit der Ziffer ihrer Kontenklasse. Das folgende Beispiel veranschaulicht das dekadische Gliederungssystem eines sog. Spezialkontenrahmens.
Gliederung eines Kontenrahmens am Beispiel von SKR 04
|
Kontonummer |
Kontenbezeichnung |
Kontenklasse (5) und (6) |
|
Betriebliche Aufwendungen |
Kontengruppe |
6500 |
Fahrzeugkosten |
Kontenart |
6520 |
Kfz-Versicherungen |
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6530 |
Laufende Kfz-Betriebskosten |
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6540 |
Kfz-Reparaturen |
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6550 |
Garagenmiete |
|
… |
… |
Kontengruppe |
6600 |
Werbekosten |
Kontenart |
6605 |
Streuartikel |
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6610 |
Geschenke abzugsfähig ohne § 37b EStG |
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6611 |
Geschenke abzugsfähig mit § 37b EStG |
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6612 |
Pauschale Steuern für Geschenke und Zugaben abzugsfähig |
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6620 |
Geschenke nicht abzugsfähig ohne § 37b EStG |
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6621 |
Geschenke nicht abzugsfähig mit § 37b EStG |
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6622 |
Pauschale Steuern für Geschenke und Zuwendungen nicht abzugsfähig |
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6625 |
Geschenke ausschließlich betrieblich genutzt |
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6629 |
Zugaben mit § 37b EStG |
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6630 |
Repräsentationskosten |
Bei vielen Kontenarten lassen sich durch Belegung der 4. Ziffer unternehmensindividuelle Unterkonten wie z. B. 6521 Kfz-Versicherungen PKW, 6522 Kfz-Versicherungen LKW anlegen.
Bei anderen Kontoarten hingegen ist aufgrund der wachsenden Komplexität des Rechnungswesens und der steuerlichen Vorschriften die 4. Stelle inzwischen vorbelegt.
Rz. 64
Bei einer freiwilligen oder verpflichtenden Umstellung der Rechnungslegung auf IFRS können die Differenzbuchungen IFRS-HGB sowie die Differenzbuchungen HGB-Steuerbilanz in einer eigens dafür angelegten Kontenklasse vorgenommen werden. Falls im dekadischen System des Ausgangskontenrahmens keine Kontenklasse frei ist, besteht die Möglichkeit, für die Überleitungsbuchungen einen eigenen Buchungskreis anzulegen.
Rz. 65
Hinsichtlich der funktionalen Gliederung, d. h. nach welchen Kriterien die einzelnen Konten in Kontenklassen, -gruppen und -arten zusammengefasst werden, ist zwischen dem Prozessgliederungsprinzip und dem Abschlussgliederungsprinzip zu unterscheiden.
Zu Einzelheiten siehe. "Kontenrahmen: Anforderungen nach HGB, IFRS und EStG".
Rz. 66
Da ein Unternehmen regelmäßig nicht alle zur Verfügung stehenden Konten der umfangreichen gängigen Kontenrahmen benötigt, kann es sich aus diesen einen individuellen Kontenplan ableiten, wobei die Kontonummern des Kontorahmens übernommen werden. Es werden lediglich die nicht benötigten Konten ausgeblendet, sodass die Vergleichbarkeit mit anderen Unternehmen und die Nachvollziehbarkeit der Buchführung gewährleistet ...