Entscheidungsstichwort (Thema)
Rechtsweg im Streit um Einsicht in Steuerakten des Finanzamts durch Insolvenzverwalter
Leitsatz (redaktionell)
Die Verwaltungsgerichte sind nach § 40 Abs. 1 Satz 1 VwGO für den Rechtsstreit um Einsicht in Steuerakten des Finanzamts durch den Insolvenzverwalter zuständig. Zur Begründung verweist der Senat auf die Ausführungen im Vorlagebeschluss an den Gemeinsamen Senat der obersten Gerichtshöfe des Bundes vom 15.10.2012, 7 B 3.12, an denen er nach erneuter Überprüfung festhält.
Normenkette
HmbIFG §§ 4, 3 Abs. 2 Nr. 5; HmbTG § 1 Abs. 2, § 5 Nr. 4; VwGO § 40 Abs. 1 S. 1; FGO § 33 Abs. 1 Nrn. 1-2; AO § 34 Abs. 1, 3
Verfahrensgang
Hamburgisches OVG (Beschluss vom 21.12.2011; Aktenzeichen 5 So 112/11) |
Tenor
Die Beschwerde der Beklagten gegen den Beschluss des Hamburgischen Oberverwaltungsgerichts vom 21. Dezember 2011 wird zurückgewiesen.
Die Beklagte trägt die Kosten des Beschwerdeverfahrens.
Tatbestand
I
Rz. 1
Der Kläger ist Verwalter im Insolvenzverfahren über das Vermögen des Ömer Ö. Mit Schreiben vom 4. Februar 2010 beantragte er beim Finanzamt H…. Akteneinsicht in die für den bzw. im Zusammenhang mit dem Schuldner geführten Steuerakten. Diesen Antrag lehnte das Finanzamt ab. In seinem Einspruch verwies der Kläger auf das Hamburgische Informationsfreiheitsgesetz vom 17. Februar 2009 (HmbGVBl S. 29) – HmbIFG –, mittlerweile mit Wirkung vom 6. Oktober 2012 ersetzt durch das Hamburgische Transparenzgesetz vom 19. Juni 2012 (HmbGVBl S. 271) – HmbTG –. Den Einspruch wies das Finanzamt mit Einspruchsentscheidung vom 3. September 2010 als unbegründet zurück. Ein Anspruch auf Einsicht in die Vollstreckungsakten des Insolvenzschuldners stehe dem Schuldner nicht zu. Die Abgabenordnung kenne kein Recht auf Akteneinsicht. Eine Akteneinsicht sei nur möglich, sofern diese der Durchführung des Besteuerungsverfahrens diene. Dies sei hier nicht dargetan. Das Hamburgische Informationsfreiheitsgesetz begründe ebenfalls kein Einsichtsrecht, da gemäß § 3 Abs. 2 Nr. 5 HmbIFG (nunmehr § 5 Nr. 4 HmbTG) Vorgänge der Steuererhebung und Steuerfestsetzung ausdrücklich vom Anspruch auf Informationszugang ausgenommen seien. Der Kläger hat Klage zum Verwaltungsgericht erhoben. Auf die Rüge der Beklagten, dass die Finanzgerichte für den Rechtsstreit zuständig seien, hat das Verwaltungsgericht mit Beschluss vom 6. September 2011 festgestellt, dass der Verwaltungsrechtsweg zulässig ist. Die hiergegen gerichtete Beschwerde der Beklagten hat das Oberverwaltungsgericht mit Beschluss vom 21. Dezember 2011 zurückgewiesen und die (weitere) Beschwerde an das Bundesverwaltungsgericht zugelassen.
Rz. 2
Angesichts der Entscheidung des Bundesfinanzhofs vom 10. Februar 2011 – VII B 183/10 – (ZIP 2011, 883) hat der Senat mit Beschluss vom 15. Oktober 2012 – BVerwG 7 B 3.12 – das Beschwerdeverfahren ausgesetzt und dem Gemeinsamen Senat der obersten Gerichtshöfe des Bundes die Rechtsfrage zur Entscheidung vorgelegt, ob für eine auf § 4 des Hamburgischen Informationsfreiheitsgesetzes (nunmehr § 1 Abs. 2 des Hamburgischen Transparenzgesetzes) gestützte Klage eines Insolvenzverwalters auf Zugang zu den Informationen, die in den beim Finanzamt vorhandenen Vollstreckungsakten über den Schuldner enthalten sind, der Verwaltungsrechtsweg gegeben ist.
Rz. 3
Auf die Anfrage des Gemeinsamen Senats vom 19. November 2012 – GmSOGB 2/12 – hat der VII. Senat des Bundesfinanzhofs sich mit Beschluss vom 8. Januar 2013 – VII ER-S 1/12 – der Rechtsauffassung des Bundesverwaltungsgerichts angeschlossen. Das Verfahren vor dem Gemeinsamen Senat hat sich damit erledigt.
Entscheidungsgründe
II
Rz. 4
Die statthafte und auch im Übrigen zulässige weitere Beschwerde ist nicht begründet. Denn die Verwaltungsgerichte sind nach § 40 Abs. 1 Satz 1 VwGO für den Rechtsstreit zuständig. Zur Begründung verweist der Senat auf die Ausführungen im Vorlagebeschluss vom 15. Oktober 2012, an denen er nach erneuter Überprüfung festhält.
Rz. 5
Die Kostenentscheidung folgt aus § 154 Abs. 2 VwGO.
Unterschriften
Dr. Nolte, Krauß, Brandt
Fundstellen