Dr. Matthias Nagel, Dipl.-Betriebsw. Robin Prosch
Digitalisierung
Innerhalb weniger Jahre vollzog sich eine fast vollständige Digitalisierung der weltweiten Informationen. Das führt zu einem Wandel der Gesellschaft und wirkt sich stark auf soziale, ökonomische, rechtliche und politische Bereiche aus, ähnlich wie die industrielle Revolution 200 Jahre zuvor. Hohe Marktänderungsgeschwindigkeiten und verkürzte Produkt-Lebenszyklen sind die Folge. Vor wenigen Jahren kam man als Unternehmen noch damit aus, die internen Daten aus Datenbanken und dem Data Warehouse über KPIs zu betrachten (grüner Kreis links von Abb. 1). Dazu wurden gelegentlich Marktstudien durchgeführt und politische Vorgaben berücksichtigt (geringe Überlappung mit dem blauen und orangefarbenen Kreis links).
Dieses Bild hat sich heute komplett gewandelt (rechts). Durch die Digitalisierung verschmelzen alle Bereiche wie im rechten Teil der Abb. 1, und die Überlappungen symbolisieren gleichzeitig die dramatische Zunahme der Komplexität.
Steigende Informationsdichte
Die relevanten Informationen im Unternehmen nehmen erheblich zu (es gibt heute auch die Technik, unstrukturierte Dokumente automatisiert auszuwerten). Betrachten wir z. B. Kunden: Unternehmen können heute deren Verhalten im Detail kennen und vorhersagen. Aber auch der Kunde informiert sich ständig, überall, mobil über Produkte und Dienstleistungen und tauscht sich mit anderen darüber aus. Markentreue gehört damit der Vergangenheit an.
Es ist heute notwendig, die Mitbewerber am Markt zu beobachten: bei deren Preisbildung, der Verfügbarkeit von Produkten oder der Verkäufe. Durch Portale ist das heute alles beobachtbar. Und man kann sich ziemlich sicher sein: Der Mitbewerber wird uns beobachten.
Abb. 1: Entscheidungen werden ständig komplexer – bei zunehmender Beschleunigung des Marktes
Die Auswirkungen von Entscheidungen und deren Wirkungsketten sind damit schwer zu kalkulieren. Aufgrund dieser Komplexität haben insbesondere mittelständische Unternehmen häufig Schwierigkeiten sich auf Umbrüche, geänderte Umfelder oder neue disruptive Wettbewerber und Märkte einzustellen. Hinzu kommt oftmals ein "Blinder Fleck" gegenüber Veränderungen im Umfeld, aufgrund fehlender externer wie interner Sensorik und ungünstigen Informationsarchitekturen. Demzufolge kommt dem strategischen Controlling in Zeiten einer Hyperkonkurrenz eine besondere Bedeutung zu.