Dr. Philipp Thiele, Dr. Jan Christoph Munck
Beratungs-, Organisations- und Integrationsfähigkeit bleiben Schlüsselkompetenzen
Auf Grundlage der zuvor beschriebenen, neuen Aufgaben und Änderungsnotwendigkeiten im Werkscontrolling durch I4.0 kann das funktionsspezifische IGC-Kompetenzmodell des Werkscontrollers konzeptionell erweitert werden. Zur Bewältigung der zukünftigen Handlungsfelder für Werkscontroller im Controlling-Hauptprozess der operativen Planung und Budgetierung (z. B. Sicherstellung eines hohen Resilienzpotentials und einer flexiblen Budgetierung) bleiben die heutigen Schlüsselkompetenzen Beratungsfähigkeit, Organisationsfähigkeit und Integrationsfähigkeit auch in der I4.0 von herausragender Bedeutung (Abb. 10). Es ist jedoch abzuwarten, ob in diesem Zusammenhang auch die Kompetenzen Markt- und Geschäftskenntnisse, die Instrumentenkenntnis sowie soziale
Kompetenzen, wie die Kommunikationsfähigkeit und das Projektmanagement zu den Top-Kompetenzen zählen werden. Sie sind insbesondere dafür Notwendig, eine erfolgreiche Implementierung von atmenden Systemen im gesamten Produktionsprozess durchzuführen.
Prozess |
Top -Kompetenzen Werkscontroller heute |
Top-Kompetenzen Werkscontroller I4.0 |
Operative Planung und Budgetierung |
- Beratungsfähigkeit
- Organisationsfähigkeit
- Integrationsfähigkeit
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- Beratungsfähigkeit
- Organisationsfähigkeit
- Integrationsfähigkeit
- Marktkenntnisse/Geschäftskenntnisse
- Fachwissen (Instrumentenkenntnis)
- Fachübergreifende Kenntnisse
- Kommunikationsfähigkeit
- Projektmanagement
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Forecast |
- Beratungsfähigkeit
- Kooperationsfähigkeit
- Marktverständnis
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- Beratungsfähigkeit
- Kooperationsfähigkeit
- Marktverständnis
- Analytische Fähigkeiten
- Fachwissen (Instrumentenkenntnis)
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Kosten-, Leistungs- und Ergebnisrechnung |
- Ganzheitliches Denken
- Organisationsfähigkeit
- Konzeptionsstärke
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- Ganzheitliches Denken
- Organisationsfähigkeit
- Konzeptionsstärke
- Analytische Fähigkeiten
- Fachwissen (Instrumentenkenntnis)
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Legende: Normaldruck = Top Kompetenzen heute; Fettdruck = Zusätzliche Kompetenzen I4.0 |
Abb. 10: Neue Top-Kompetenzen für Werkscontroller im Rahmen von I4.0
Kooperationsfähigkeit bei Forecasts zunehmend gefragt
Um im Controlling-Hauptprozess Forecast Produktions- und Marktdaten in Echtzeit erfassen, auswerten und Führungskräften verständlich präsentieren zu können, bleiben auch hier die bisherigen Top-Kompetenzen Marktverständnis und Beratungsfähigkeit von hoher Relevanz. Werkscontroller müssen weiterhin und sogar in steigendem Maße Kooperationsfähigkeit beweisen, um sich bei der Datensammlung und -auswertung mit anderen Abteilungen (z. B. Marketing und Vertrieb) und Partnern entlang der Wertschöpfungskette abzustimmen.
Vom Rechnungswesen-Experten zum Datenexperten
Eine wesentliche Herausforderung für den Werkscontroller im Bereich Forecasts besteht auch darin, dass er sich immer stärker vom Rechnungswesen-Experten zum Datenexperten weiterentwickeln muss. Zwar wird er voraussichtlich nicht komplett die Rolle eines Data Scientists übernehmen müssen, aber er muss die ihm zur Verfügung stehenden, digitalen Auswertungs- und Performance Measurement Tools beherrschen. Somit werden für ihn im Bereich Forecasting analytische Fähigkeiten und Instrumentenkenntnis als Top Kompetenzen essentiell.
Analytische Fähigkeiten und Instrumentenkenntnis werden wichtiger
Wie zuvor in den Controlling-Hauptprozessen der operativen Planung und Budgetierung sowie des Forecasts bleibt auch im Prozessbereich Kosten-, Leistungs- und Ergebnisrechnung der Status Quo der Top-Kompetenzen (Ganzheitliches Denken, Organisationsfähigkeit und Konzeptionsstärke) bestehen. Es ist jedoch absehbar, dass auch hier die analytischen Fähigkeiten und die Instrumentenkenntnis einen Bedeutungszuwachs verzeichnen werden, weil nur hierdurch eine kontinuierliche Wirtschaftlichkeitsprüfung von permanent wechselnden Produktionssystemen ermöglicht wird. Werkscontroller werden in diesem Zusammenhang ihr Fachwissen im Bereich Statistik und Advanced Analytics erweitern müssen.
Bedeutung von Leadership, Effizienz und Zukunftsgestaltung wächst
Werden nun die zukünftigen Soll-Kompetenzen des Werkscontrollers mit dem Status quo verglichen, so wird deutlich, dass I4.0 für das Kompetenzprofil des Werkscontrollers auch weitgehende Anforderungssteigerungen im Hinblick auf die Kompetenzen innerhalb der Dimensionen Leadership, Effizienz und Zukunftsgestaltung haben wird (Abb. 11). So wird von dem Werkscontroller der Zukunft erwartet, dass er immer mehr zum Steuermann bei der Effizienzkontrolle neu implementierter Technologien in der Produktion wird und hierbei mitunter in hohem Grade seine Kompetenzen wie proaktives Impulsgeben, Integrationsfähigkeit, ganzheitliches Denken sowie Offenheit für Veränderungen unter Beweis stellen muss.
Abb. 11: Neues Soll-Kompetenzprofil für Werkscontroller im Rahmen von I4.0
Legende: Skalierung 1= gering; 5=hoch
Werkscontroller muss kritische Wirtschaftlichkeitsperspektive einnehmen
Des Weiteren wird er aber zuweilen auch die Rolle des "Bremsers" einnehmen müssen, da zu erwarten ist, dass innerhalb d...