Prof. Dr. Ronald Gleich, Prof. Dr. Heimo Losbichler
Ableitungssystematik für die Kompetenzanforderungen
Der Personalcontroller ist hauptsächlich in den Prozessen "Operative Personalplanung und Budgetierung", "HR-Reporting", "Betriebswirtschaftliche Beratung und Führung" sowie "Weiterentwicklung der Organisation, Prozesse, Instrumente und Systeme des Personalcontrollings" im Einsatz. Diese vier Prozesse stehen im Vordergrund der Aufgaben des Personalcontrollers, weil hier sein Wertbeitrag aus Sicht der Organisation am höchsten ist. Für diese vier Prozesse sind einige Kompetenzen besonders wichtig und in Abb. 60a in der Spalte "Top 3 Kompetenzen" zu finden.
Prozess |
Top 3 Kompetenzen |
Erfolgskritische Kompetenzen |
Operative Personalplanung und Budgetierung |
- Beratungsfähigkeit
- Organisationsfähigkeit
- Integrationsfähigkeit
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- Ganzheitliches Denken
- Offenheit für Veränderung
- Delegieren
- Gestaltungswille
- Beratungsfähigkeit
- Kommunikationsfähigkeit
- Konfliktlösungsfähigkeit
- Integrationsfähigkeit
- Organisationsfähigkeit
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HR-Reporting |
- Impulsgeben
- Beurteilungsvermögen
- Konzeptionsstärke
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- Ganzheitliches Denken
- Impulsgeben
- Verständnisbereitschaft
- Kommunikationsfähigkeit
- Beratungsfähigkeit
- Beurteilungsvermögen
- Konzeptionsstärke
- Marktverständnis
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Betriebswirtschaftliche Beratung und Führung |
- Beratungsfähigkeit
- Beurteilungsvermögen
- Impulsgeben
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- Kommunikationsfähigkeit
- Ganzheitliches Denken
- Schöpferische Fähigkeit
- Projektmanagement
- Konzeptionsstärke
- Entscheidungsfähigkeit
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Weiterentwicklung der Organisation, Prozesse, Instrumente und Systeme |
- Ganzheitliches Denken
- Organisationsfähigkeit
- Konzeptionsstärke
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- Ganzheitliches Denken
- Offenheit für Veränderung
- Schöpferische Fähigkeit
- Impulsgeben
- Gestaltungswille
- Innovationsfreudigkeit
- Integrationsfähigkeit
- Experimentierfreude
- Verständnisbereitschaft
- Beurteilungsfähigkeit
- Konzeptionsstärke
- Projektmanagement
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Abb. 60a: Top-Kompetenzen für Personalcontroller
Beratungsfähigkeit benötigt der Personalcontroller vor allem für den Prozess der operativen Personalplanung, weil er hier mit Controllern aus anderen Unternehmensbereichen und mit Führungskräften aus Stäben und operativen Einheiten eine Einigung zur Anzahl und Qualität der Mitarbeiter erzielen muss. Hierfür ist es besonders wichtig, dass er sich in sein Gegenüber hineinversetzen und es sinnvoll beraten kann. Beratungsfähigkeit ist auch im Prozess der betriebswirtschaftlichen Beratung und Führung erforderlich. Hier muss ein Personalcontroller sich insbesondere dem Wettbewerb mit anderen internen und auch externen Know-how-Dienstleistern stellen und durch seine Kompetenz überzeugen. Die Qualität ihrer Beratungsleistung entscheidet über den Erfolg oder Misserfolg der durchzuführenden Aufgaben.
Da der Prozess komplex und mit vielen Schleifen und Abhängigkeiten bestückt ist, ist auch die Organisationsfähigkeit des Personalcontrollers als sehr wichtig einzuschätzen – insbesondere dann, wenn es um die Weiterentwicklung der Prozesse und Systeme des Personalcontrollings geht. Hier stehen der reibungslose, effiziente und gleichzeitig qualitätsvolle Ablauf im Vordergrund der Betrachtung.
Daneben ist die Integrationsfähigkeit von großer Bedeutung, weil unterschiedliche Interessen und Aktionen von einzelnen Akteuren im Unternehmen zu einem gemeinsamen Handeln zusammengeführt werden müssen. Vor allem unterschiedliche Ansichten von interagierenden Personen, z. B. einer Führungskraft aus der Produktion und einem Personalreferenten, müssen in integrativen Prozessen aufeinander abgestimmt werden.
Die Integrationsfähigkeit ist darüber hinaus auch für die Weiterentwicklung von hoher Bedeutung, weil unterschiedliche Interessen und Aktionen von Mitarbeitern des Personalbereichs oder Führungskräften des Unternehmens zu einem gemeinsamen Handeln zusammengeführt werden müssen und Personalcontroller dabei eine moderierende Funktion wahrnehmen sollen. Vor allem unterschiedliche Ansichten von interagierenden Personen sind in integrativen Prozessen aufeinander abzustimmen.
Konzeptionsstärke ist primär im Rahmen des Prozesses Management Reporting gefragt, weil es hier zum einen um den Aufbau eines aussagekräftigen Reportings aus den zur Verfügung stehenden Daten geht, und zum anderen, um sachlich begründete Handlungsempfehlungen für das Management abzuleiten. Auch für die Visualisierung von Berichtsdaten, deren Aufbereitung und die kreative Weiterentwicklung ist Konzeptionsstärke gefragt. Konzeptionsstärke spielt überdies im Zuge der Weiterentwicklung des Personalcontrollings eine entscheidende Rolle, da immer wieder neue Konzepte entworfen werden müssen. Die zur Verfügung stehenden Daten in Bezug auf die Leistungsfähigkeit des Personalcontrollings sind regelmäßig in sachlich begründete Veränderungsinitiativen zu überführen.
Beurteilungsvermögen sollte in hohem Maße vorhanden sein, weil fachlich-inhaltliche und komplexe Gegebenheiten analysiert und bewertet werden müssen. Im Falle von auftretenden Zielkonflikten ist es notwendig, diese unter wirtschaftlichen und sozialen Aspekten im Sinne eines verantwortlichen Handelns zu lösen. B...