Prof. Dr. Ronald Gleich, Prof. Dr. Heimo Losbichler
Ideale Pilotbereiche sollten Controller-Organisation bestmöglich abbilden
Bei der Auswahl des Pilotbereichs gilt es zu beachten, das Projekt ganzheitlich aufzusetzen, um eine spätere Ausweitung des Projekts auf andere Fachbereiche zu gewährleisten und Insellösungen zu vermeiden. Hierbei empfiehlt es sich, als Pilot einen Bereich zu verwenden, der das gesamte Unternehmen geeignet abbildet. Wie in Kapitel I.3 bereits erwähnt, spielen die Größe des Gebiets sowie die dort vorhandenen Funktionen eine bedeutende Rolle. Die Funktionen sollten aus verschiedenen Hierarchiestufen bestehen, um klare Abgrenzungen im Hinblick auf ihre Aufgaben und Verantwortlichkeiten und auf die funktionsspezifischen Anforderungen zu definieren.
Muster-Kompetenzprofile bilden Grundlage für Kompetenzableitung in Pilotbereichen
Für die Controller-Organisation sollen die in Kapitel II.4 beschriebenen Muster-Kompetenzprofile für die einzelnen Funktionen herangezogen werden. Generell gilt es, zwischen Positionen einer Hierarchiestufe (horizontale Dimension) und verschiedener Hierarchiestufen (vertikale Dimension) zu differenzieren. Eine pauschale Aussage, welche Funktionen sich für einen Pilotbereich eignen, ist an dieser Stelle nicht möglich, da die Unternehmensgröße die Organisationsstrukturen maßgeblich beeinflusst und daher eine fallweise Betrachtung notwendig macht. Abb. 63 stellt jedoch eine Möglichkeit zur Systematisierung von Controlling-Funktionen dar.
Verknüpfung von vertikalen und horizontalen Dimensionen
Gemäß Kapitel II.4 und Abb. 63 können die Controller-Positionen beispielsweise wie folgt eingeteilt werden: Auf einer horizontalen Stufe stehen die verschiedenen Funktionsbereiche "Strategisches Controlling", "Beteiligungscontrolling", "Personalcontrolling", "Vertriebscontrolling" oder "Werkscontrolling". Innerhalb dieser Funktionen gilt es, je nach Abteilungsgröße eine vertikale Dimension einzuziehen, die sich von einem "Leiter des Controller-Bereichs" über einen "Teamleiter" und "Senior-Controller" bis hin zu einem "Junior-Controller" oder "Assistenten im Controller-Bereich" erstreckt.
Abb. 63:Systematisierung von Controllern in einer horizontalen und vertikalen Dimension
Definition von Job-Familien über Funktionsbereiche hinweg
Das Ziel von Funktionsgruppen ist es nun, über die verschiedenen Funktionsbereiche hinweg Stellen in Familien zusammenzufassen, die über vergleichbare Aufgaben und Anforderungen verfügen. So sollten beispielsweise an einen Senior im Bereich Vertriebscontrolling ähnliche Anforderungen in den Kompetenzkategorien "Leadership", "Kundenfokus", "Zukunftsgestaltung" oder "Effizienz" gestellt werden wie an einen Senior im strategischen Controlling. Das funktionsspezifische Fachwissen wird sich hier wesentlich stärker unterscheiden.
Die vertikale Dimension, die sich von einem Leiter des jeweiligen Funktionsbereichs bis zum Assistenten dieses Bereichs erstreckt, kann dann über verschiedene Stufen in Form eines differenzierten Anforderungs- oder Soll-Profils erfolgen (s. hierzu auch Kapitel I.3).
Freiwillige bevorzugen, unterschiedliche Piloten auswählen
- Berücksichtigen Sie bei der Auswahl des Pilotbereichs die Organisationsstrukturen. Wählen Sie einen Piloten, der sich freiwillig zur Verfügung stellt. Wenn ein Bereich zur Pilotfunktion gezwungen wird, sinkt die Akzeptanz und Widerstände treten auf.
- Achten Sie außerdem auf die Granularität der Funktionen. Funktionen, die 1:1 Stellenprofile darstellen, sind zu aufwendig und steigern den Grad der Komplexität, ohne Mehrwert zu schaffen. Wählen Sie die Funktionsgruppen detailliert genug, um Unterschiede in den Anforderungen darstellen zu können.