Controller sind gut damit beraten, die Digitalisierung als Chance zu sehen. Keine Form der zukünftigen technologischen Weiterentwicklung bedingt einen Verlust der Bedeutung von Controlling und Controllern, solange das Formalziel der Gewinnerzielung weiterhin durch das vorherrschende Wirtschaftssystem in den Mittelpunkt des wirtschaftlichen Handels gerückt wird. Die effektive Wahrnehmung grundlegender Controllingfunktionen wird auch in Zukunft in jedem gewinnorientierten Unternehmen unabhängig von der Branche zur Wertschöpfung des Unternehmens beitragen.
Langfristig werden jedoch nur jene Controller zur Wertschöpfung beitragen, die die Herausforderung des Wandels hin zur digitalen Welt annehmen und sich an die neuen Gegebenheiten anpassen. Im Idealfall können diese Controller durch die Automatisierung von Basisaktivitäten ihre Ressourcen vermehrt auf Aktivitäten ausrichten, die für die Wertschöpfung essenziell sind. Die einzigartige Chance der Digitalisierung besteht für den Controller somit in der qualitativ höherwertigen Wahrnehmung seiner Funktion des betriebswirtschaftlichen Gewissens und der damit einhergehenden Festigung seiner Daseinsberechtigung.
Im Kern besteht die Herausforderung des Controllers somit nicht in der Weiterentwicklung seiner Organisation, Systeme oder Instrumente, sondern in der Weiterentwicklung seiner eigenen Kompetenzen. Das Ausmaß der Ausrichtung der eigenen Controllerkompetenzen an den Anforderungen der digitalen Welt entscheidet, inwieweit bestehende Controller ihren Controllerbereich zukunftsgerichtet weiterentwickeln und mit der neuen Systemlandschaft zur Wertschöpfung beitragen können. Auf der Ebene der Controllingorganisation reicht die Fokussierung auf einen der beiden Kompetenzschwerpunkte, eher personale und soziale oder eher Fach- und Methodenkompetenzen, nicht aus. Controllingorganisationen müssen anhand ihrer Mitarbeiter in Summe sowohl ihre Fach- und Methodenkompetenzen, z. B. in Richtung IT, Analyse und Statistik, als auch ihre personalen und sozialen Kompetenzen zur Erfüllung ihrer Business-Partner-Anforderungen weiterentwickeln.
Um Controller in die Lage zu versetzen, Kompetenzen zukunftsgerichtet zu entfalten, empfiehlt sich die Etablierung eines systematischen Kompetenzmanagements in der Controllingorganisation, das in den Gesamtkontext des Unternehmens eingebettet ist. Dabei stehen die Ableitung von zukünftigen Kompetenzanforderungen aus Digitalisierungstrends und die Erstellung von kompetenzbasierten Anforderungsprofilen für verschiedene Controllingpositionen im Mittelpunkt. Die darauf aufbauende Kompetenzentwicklung basiert auf dem iterativen Prozess der Kompetenzableitung, Kompetenzerhebung, Kompetenzanalyse und Kompetenzentwicklung. Zur Strukturierung der Ableitung zukunftsorientierter Controllerkompetenzen können je nach Ausgangslage im Unternehmen prozess- oder rollenbasierte Controller-Kompetenzmodelle herangezogen werden.