Kim Louisa Dillenberger, Anne Kowalski
Die Beschaffung von nachhaltigkeitsorientierten Daten wird regelmäßig als eine der größten Herausforderungen beim Vorantreiben von Nachhaltigkeit in Unternehmen genannt. In diesem Zusammenhang wird auch die schlechte Datenqualität beim Reporting von Nachhaltigkeitsinformationen moniert. Viele Daten müssen händisch gesammelt und aufbereitet werden – mit entsprechenden Folgen für Effizienz, Fehleranfälligkeit und Datenkonsistenz.
Die Studienergebnisse bestätigen die bisherigen Erkenntnisse, dass der Erfassungs- und Aufbereitungsaufwand für Nachhaltigkeitsinformationen in der Regel sehr hoch und überwiegend mit einem geringen Automatisierungsgrad gekennzeichnet ist. So wird von über der Hälfte der Befragten die Notwendigkeit gesehen, den Erfassungs- und Aufbereitungsaufwand von ökologischen, sozialen und Governance-bezogenen Informationen zu reduzieren bzw. zu optimieren. Der größte Handlungsbedarf bzgl. der IT-Unterstützung wird bei umweltbezogenen Informationen verortet: So beurteilen 55 % diesen als hoch, 20 % sogar als sehr hoch (vgl. Abb. 11). Bei sozialen und Governance-bezogenen Nachhaltigkeitsinformationen fällt das Ergebnis etwas geringer aus: Hier sind es 10 % bzw. 13 % der Studienteilnehmenden, die den Themen einen sehr hohen Handlungsbedarf und 44 % bzw. 41 %, die einen eher hohen Handlungsbedarf beimessen (vgl. Abb. 11).
Abb. 11: Handlungsbedarf bei Erfassung/Aufbereitung von Nachhaltigkeitsdaten
Ein ähnliches Bild ergeben die Abfrageergebnisse zur Zufriedenheit mit der Datenverfügbarkeit bzw. der Datenqualität. Diese untermauern ebenfalls den großen Handlungsbedarf im Datenmanagement und zeigen, dass Unternehmen sowohl bei der Datenverfügbarkeit als auch bei der Datenqualität über alle drei Nachhaltigkeitsperspektiven hinweg enormen Aufholbedarf haben. So sind über 80 % der Befragten mit der Datenverfügbarkeit und -qualität von Nachhaltigkeitsinformationen unzufrieden.
Vor dem Hintergrund der zukünftig höheren Qualitätsanforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung und der Integration in den Lagebericht – und damit in den Geschäftsjahresabschluss – kommt dem Datenmanagement und der Automatisierung mehr denn je eine entscheidende Rolle zu. Die Studienergebnisse machen deutlich, dass beide Themen für die kommenden Jahre zentrale Handlungsfelder für die meisten Unternehmen darstellen werden.
Vor dem Hintergrund, dass sich der gesamte Finanzbereich und auch das Controlling künftig stärker mit nachhaltigkeitsbezogenen Aufgaben und Fragen rund um die Themen Reporting, Daten und Entscheidungsunterstützung beschäftigen werden, steigt auch der Bedarf an weiteren neuen Kompetenzen im Finanzbereich. Diese Kompetenzen ersetzen nicht die herkömmlichen Kompetenzen, sondern bauen vielmehr auf ihnen auf und erweitern diese. Im Fokus stehen zum einen Kompetenzen, die ein Denken von der Organisation als isolierte Einheit hin zur Organisation als Teil eines Wertschöpfungsnetzwerkes oder eines breiteren wirtschaftlichen Ökosystems stärken. Zum anderen rücken Kompetenzen in den Vordergrund, die einen Perspektivwechsel von einer Shareholder-Orientierung hin zu einer Orientierung an gesellschaftlichen Zielen und multiplen Stakeholder-Interessen fördern. Die Studienergebnisse bestätigen dies: Sustainability Literacy, Systemdenken sowie Energie- und Ressourcenmanagement werden als Top 3 Kompetenzen gesehen. Zudem wird auch auf den Ausbau des Verständnisses technischer Aspekte, wie beispielsweise der Messung von CO2-Emissionen, hingewiesen.