Kim Louisa Dillenberger, Anne Kowalski
Ein wesentliches Hindernis für eine erfolgreiche nachhaltige Transformation ist das Fehlen von sogenannten "Green Skills." Diese beschreiben die Fähigkeiten, die es Unternehmen ermöglichen, nachhaltig zu agieren. Der Global Green Skills Report 2022 von LinkedIn zeigt einen klaren Trend hin zum Aufbau von Green Skills: Der Anteil von "Green Talent" auf dem globalen Arbeitsmarkt ist von 9,6 % in 2015 auf 13,3 % in 2022 gestiegen (Wachstumsrate 38,5 %). Unter Green Talent fallen allgemein jene Mitarbeiter, die über die Kompetenzen und das Mindset verfügen, zu einer nachhaltigkeitsorientierten Entwicklung von Organisationen beizutragen. Alarmierend ist hierbei: Laut des Reports liegt die Ausprägung von Green Skills im Finanzbereich in Deutschland unter dem globalen Durchschnitt. Es ist somit höchste Zeit, das Kompetenzprofil von Controllern unter Nachhaltigkeitsaspekten neu zu beleuchten.
3.9.1 Wie sieht ein "nachhaltiges" Kompetenzprofil aus?
Obwohl Einigkeit darüber besteht, dass Green Skills erfolgsentscheidend für eine nachhaltige Transformation sind, sind diese bisher nicht umfassend und einheitlich definiert. Es ist also nicht einfach zu beschreiben, wie das Controller-Kompetenzprofil, unter Nachhaltigkeitsaspekten beleuchtet, aussehen sollte. Nachfolgend werden einige Ansatzpunkte aufgezeigt. So liefern beispielsweise der Stifterverband in Kooperation mit McKinsey einen aktuellen Ansatz zur Definition von Green Skills mit ihrer Formulierung von Future Skills. Eine Alternative zeigt der Green General Skill Index der Universität Syracus auf. Von der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung wurde sogar bereits 2008 ein Katalog von zwölf Gestaltungskompetenzen definiert, mit dem Ziel Nachhaltigkeit als Querschnittsthema in der Ausbildung zu integrieren (vgl. Tabelle 9).
Kompetenzen für nachhaltiges Handeln |
Sach- und Methodenkompetenz |
- Weltoffen und neue Perspektiven integrierend Wissen aufbauen
- Vorausschauend denken und handeln
- Interdisziplinär Erkenntnisse gewinnen
- Risiken, Gefahren und Unsicherheiten erkennen und abwägen können
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Sozialkompetenz |
- Gemeinsam mit anderen planen und handeln können
- An Entscheidungsprozessen partizipieren können
- Sich und andere motivieren können aktiv zu werden
- Zielkonflikte bei der Reflexion über Handlungsstrategien berücksichtigen können
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Selbstkompetenz |
- Die eigenen Leitbilder und die anderer reflektieren können
- Selbstständig planen und handeln können
- Empathie und Solidarität für Benachteiligte zeigen können
- Vorstellungen von Gerechtigkeit als Entscheidungs- und Handlungsgrundlagen nutzen können
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Tab. 9: Kompetenzen für nachhaltiges Handeln
Viele Unternehmen wie beispielsweise IKEA, Telia oder Husqvarna, bauen ihre Personalentwicklungskonzepte auf dem IDG-Framework auf. Dieses beschreibt in fünf Dimensionen so genannte Inner Development Goals (IDG), die dazu befähigen sollen, im Zuge der nachhaltigen Transformation in Unternehmen die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen umzusetzen. Im Hinblick darauf, dass die Sustainable Development Goals als Teil der UN-Agenda 2030 innerhalb der nächsten Jahre umgesetzt werden sollten, gewinnt der kurzfristige Aufbau von Green Sills nochmals an Bedeutung. Bereits 2019 von der Stiftung Elskäret und dem Beratungsunternehmen New Division angestoßen, wird das IDG-Framework von internationalen Wissenschaftlern und Organisationen in Co-Creation stetig weiterentwickelt. Es umfasst die Dimensionen "being", "thinking", "relating", "collaborating" und "acting" und subsummiert die jeweiligen Fähigkeiten (vgl. Abb. 32).
Abb. 32: Inner Development Goals
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass jegliche Ansätze zur Definition von Green Skills eher allgemein gültige Kompetenzen beschreiben, als solche die sich explizit auf "nachhaltiges" Handeln beziehen. Das mag daran liegen, dass Nachhaltigkeit ein Querschnittsthema ist, das in das bestehende Handeln integriert werden muss. Green Skills sollten deshalb nicht nur in bestimmten Rollen oder Abteilungen ausgebaut werden, sondern allgemein in der Personalentwicklung Berücksichtigung finden. Was das für das Controller-Kompetenzprofil bedeutet, wird nun beleuchtet.
3.9.2 Wie muss das Controller-Kompetenzprofil im Zuge einer nachhaltigen Transformation ausgebaut werden?
Die International Group of Controlling hat im Jahr 2015 einen Leitfaden für den Aufbau und die Weiterentwicklung von Kompetenzen von Controllern herausgegeben, der seither Unternehmen als Orientierung dienen kann. Vergleicht man das dort genutzte Controller-Kompetenzmodell mit den Green Skills Ansätzen, fällt auf, dass es bereits wesentliche Überschneidungen gibt. Beispielsweise umfassen die Green Skills das Bewerten von Informationen, das Erkennen von Zusammenhängen und das Vorantreiben von Veränderungen. Diese Kompetenzen zeichnen auch mo...