Prof. Dr. Andreas Seufert
5.1 Big Data als attraktives Betätigungsfeld des Controllings
Zunehmende Nutzung von Big Data
Trotz der skizzierten aktuellen erheblichen Schwachstellen in den Unternehmen sehen die Teilnehmer der Studie – wie in Abb. 5 visualisiert – zukünftig eine erhebliche Zunahme der Nutzung von Big Data. Wesentliche Einflussfaktoren hierfür werden einerseits in den neuen technologischen Möglichkeiten gesehen, welche es ermöglichen völlig neue Datengrundlagen zu erschließen und zu nutzen. Andererseits zwingt das stark kompetitive Wettbewerbsumfeld die Unternehmen in eine verstärkte Nutzung von BI & Big Data.
Abb. 5: Zukünftige Entwicklung von Big Data
Geschäftspotentiale von Big Data
Die Möglichkeiten, welche BI & Big Data dabei zugesprochen werden, um Geschäftsziele zu erreichen, sind erheblich. Hohe Potentiale werden – v.a. in den Zielkategorien Geschäft verstehen, Entscheidungen verbessern sowie Geschwindigkeit erhöhen gesehen. Das Vertrauen in die Richtigkeit der Zahlen spielt hingegen nur eine untergeordnete Rolle.
Bedenklich erscheint nach Ansicht des Autors das geringe Potential, welches die Teilnehmer der Nutzung von Informationen als Produkt zugestehen. Gerade in diesem Bereich erscheint angesichts der eingangs skizzierten dramatischen Umwälzungen durch die Digitalisierung dringender Handlungsbedarf in den Unternehmen.
Abb. 6: Big Data – Potentiale zur Erreichung von Geschäftszielen
Potentiale für die Rolle des Controllings
Für das Controlling als Business Partner ergeben sich angesichts der dargestellten aktuellen Schwachstellen in den Unternehmen i. V. m. den Potentialen, welche BI & Big Data zugesprochen werden, umfangreiche Gestaltungspotentiale für die Unternehmenssteuerung. Die Nutzung dieser Potentiale setzt allerdings eine entsprechende Informations- und Medienkompetenz voraus. Nachfolgend sollen beispielhaft die Bereiche Erschließung neuer Datengrundlagen sowie Analytik überblicksartig dargestellt werden.
5.2 Erforderliche Informations- und Methodenkompetenz
(a) Erschließung und Vernetzung neuer Datengrundlagen
Deutlich verbesserte Informationskompetenz erforderlich
Eine grundlegende Voraussetzung für die Nutzung der neuen Möglichkeiten von BI & Big Data liegt in der Möglichkeit neue Datenquellen zu erschließen, die gewonnenen Daten zu vernetzen und diese für Verbesserung der Unternehmensleistung nutzbar zu machen.
Allerdings steht diese Erschließung, Vernetzung und Nutzbarmachung neuer Datenquellen bei vielen Unternehmen erst am Anfang. Weniger als die Hälfte der Unternehmen nutzen externe Informationen von Geschäftspartnern oder externen Datenprovidern. Bei externen Informationen, z. B. von digitalen Marktplätzen oder aus dem Social Web sind es sogar nur 28 % bzw. 17 %. Zudem zeigen die Unternehmen erhebliche Schwächen in der automatisierten Sammlung von Daten. Aufgrund der anfallenden Datenvolumina ist die noch sehr stark manuell geprägte Datensammlung ein ernsthaftes Problem. Trotzdem wird – wie Abb. 7 visualisiert – die Ausweitung der Datenbasis für Entscheidungszwecke und die Nutzung neuer erweiterter Datenquellen als (sehr) sinnvoll gesehen.
Abb. 7: Potentiale neuer Datengrundlagen
Die technische Erschließung neuer Datenquellen stellt – wie Tab. 1 skizziert – die Unternehmen dabei hinsichtlich des Zugangs (z. B. externe Quellen), der Struktur (semi-strukturiert) und des Datenvolumens vor neue technologische Herausforderungen.
Eigenschaften Datengrundlagen |
|
Kategorien |
Herkunft |
Struktur |
Volumen |
|
Interne Daten aus operativen Systemen (z. B. SAP ERP) |
Intern |
Strukturiert |
Mittel |
Bisheriger Schwerpunkt |
Interne Daten aus analytischen Systemen (z. B. Data Warehouse) |
Intern |
Strukturiert |
Mittel |
Interne Daten aus Content/Knowledge Management-Systemen |
Intern |
Semi-Strukturiert |
Hoch |
Neue Datengrundlage |
Interne Daten aus Web 2.0 Anwendungen (z. B. Wikis, Soziale Netze) |
Intern |
Semi-Strukturiert |
Mittel |
Interne Maschinen Daten (z. B. Sensorik/RFID) |
Intern |
Strukturiert |
Hoch |
Externe Daten von Kooperationspartnern (z. B. Bestellungen, Qualität) |
Extern |
Strukturiert |
Niedrig |
Externe Daten von Datenprovidern (z. B. Sozio-demografische Daten) |
Extern |
Strukturiert |
Mittel |
Externe Daten von Websites (z. B. elektronischen Marktplätzen) |
Extern |
Strukturiert |
Mittel |
Externe Daten aus dem Social Web (z. B. Soziale Netzwerke, Blogs) |
Extern |
Semi-Strukturiert |
Hoch |
Tab. 1: Eigenschaften ausgewählter neuer Datengrundlagen
Ansatzpunkte für die Rolle des Controllings
Als Business Partner wäre es zwar nicht primäre Aufgabe des Controllings derartige Datenquellen technisch zugänglich zu machen, wohl aber die Potentiale der betriebswirtschaftlichen Einsatzmöglichkeiten zu erschließen.
Aus Sensordaten von Maschinen lassen sich beispielsweise Nutzungsintensitäten und damit vorausschauende Wartung ableiten. Sie könnten aber z. B. auch für die Optimierung der Supply Chain eingesetzt werden. Kooperationspartner verfügen u. U. über Detailinformationen aus Kundenbestellungen, welche die eigene Absatzplanung verbessern. Interne Informationen über Kunden lassen sich ggf. durch gezielte Anreicherung von Informationen von Datenprovidern oder aus sozialen Netzwerken veredeln.
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