Ziele
Das Ziel des Risikocontrollings besteht in der langfristigen Sicherung des Unternehmensbestands durch kontrollierten und bewussten Umgang mit Chancen und Risiken. Risikocontrolling soll die Transparenz von Chancen und Risiken sicherstellen und die Planungsqualität durch frühzeitige Identifikation und Steuerung positiver und negativer Einflussfaktoren auf Profitabilität und Cashflow im Rahmen eines durchgängigen Prozesses verbessern (vgl. Abb. 18).
Abb. 18: Gestaltung des Hauptprozesses Risikocontrolling
Inhalte
Risikocontrolling ist ein unternehmensweiter Prozess, der die Identifikation, Erfassung, Analyse, Bewertung und Kontrolle von Risiken sowie die Ableitung und Verfolgung geeigneter Risikoabwehrmaßnahmen umfasst. Als Rahmen werden dabei allgemeine risikopolitische Grundsätze vorgegeben sowie strategische Stoßrichtungen angewendet.
Risiken und Chancen
Jede Unternehmensführung und folglich auch das Controlling ist mit der Unvorhersehbarkeit der Zukunft und daher mit Risiken und Chancen konfrontiert. Meist werden diese sowohl in operativen als auch strategischen Planungen meist implizit in Form eines Erwartungswertes, der sich aus der durchschnittlich zu erwartenden Eintrittswahrscheinlichkeit ergibt, berücksichtigt. Mögliche Ergebnisse werden dabei auf einen einzelnen Wert verdichtet. Damit gehen Informationen der Streuung, also wertvolle Informationen über die Planungsunsicherheit, verloren. Dieses Wissen über die Chancen- und Risikobehaftung einzelner Planwerte ist beim jeweils Planenden implizit vorhanden, wird i. d. R. aber nicht explizit formuliert. Neben dem Erwartungswert ist es weiter üblich, Risiken in Form von Zuschlagssätzen in diversen Controllinginstrumenten abzubilden, z. B. Risikozuschläge in Kalkulationen oder Risikoaufschläge im Rahmen der Kapitalkostenermittlung und Investitionsbeurteilung. Risikocontrolling ermöglicht, Chancen und Risiken explizit in das Controlling zu integrieren, indem die Streuung bzw. die Verteilungsfunktion wichtiger Planannahmen und Planergebnisse dargestellt wird, sodass eine realitätsnähere Planung entsteht. Es kann auch sinnvoll sein, durch Grenzszenarien die Belastbarkeit wichtiger Planparameter zu bestimmen.
Identifikation, Quantifizierung und Aggregation
Für ein controllinggerechtes Chancen- und Risikocontrolling ist es erforderlich, auf Basis risikopolitischer Grundsätze in Unternehmen die relevanten Risiken möglichst vollständig zu identifizieren, zu klassifizieren (Risikoinventar, -katalog) und nach Möglichkeit zu quantifizieren. Dies bedeutet, dass für die einzelnen Risiken deren Verteilungsfunktion entweder subjektiv oder auf Basis historischer Daten ermittelt wird. Die bewerteten Einzelrisiken werden danach unter Berücksichtigung von Interdependenzen unternehmensweit zu einer Gesamtrisikoposition aggregiert. Erst durch die Aggregation wird es möglich, die mit der Planung verbundenen Chancen und Risiken auf Unternehmensebene zu analysieren. Diese Methode lässt sich mit allen Planungsinstrumenten (Forecast, operative, mittelfristige und strategische Planung, Balanced Scorecard) integrieren Risikoidentifikation und -bewertung sollten (abhängig von der Volatilität und Dynamik des Geschäfts) zumindest einmal jährlich aktualisiert werden. Dazwischen werden anlassbezogene Ergänzungen vorgenommen.
Integration in das Reporting
Da in der Praxis der Risikocontrolling-Prozess nicht zwingend bei den Controllern zu verankern ist, ist es aus Sicht der Unternehmenssteuerung notwendig, Chancen- und Risikoinformationen in das Reporting zu integrieren. Dazu wird entweder eine Spitzenkennzahl in das Management Reporting (z. B. ein "risk-adjusted EBIT" als Ergänzung zu dem EBIT als operative Ergebnisgröße) oder ein umfassender Risikobericht quartalsweise in den Controllingbericht integriert. Damit wird auch eine Harmonisierung der Berichtstermine und der Diskussion in Meeting-Routinen gefördert. Das Erkennen risikobedingter Bandbreiten, d. h. der Streuung um eine Zielgröße des Unternehmens, muss zur Ableitung von zielgerichteten (Risiko-)Steuerungsmaßnahmen führen. Diese Steuerungsmaßnahmen sind analog zu den auf Basis der monatlichen Plan-Ist- oder quartalsweisen Plan-Wird-Abweichungsanalyse erarbeiteten Maßnahmen einem Maßnahmencontrolling zuzuführen, um deren Verbindlichkeit und Wirksamkeit abzusichern.
Empfehlungen für einen erfolgreichen Risikocontrolling-Prozess
- Identifizieren Sie Planannahmen, die besonders risikobehaftet sind.
- Erstellen und pflegen Sie einen Katalog der identifizierten Risiken.
- Quantifizieren und aggregieren Sie die Risiken vollständig.
- Integrieren Sie Risikoinformationen in den Controllingberichten.