Tim Mehlfeld, Andreas Wiener
2.1 Titelkonzept und Nutzerführung durch Icons
Wie auch Comics werden Dashboards von links oben nach rechts unten gelesen (vgl. Abb. 1). Links oben sollten demnach immer die Kerninformationen stehen. Also das, was nötig ist, um den Inhalt des Dashboards auf einen Blick zu erfassen. Besonders gut eignet sich daher ein sog. Titelkonzept, über das jedes Dashboard und jede einzelne Dashboardseite verfügen sollte.
Abb. 1: Leserichtung
Es ist mindestens dreiteilig und besteht aus der Beschreibung des Inhalts (1. Zeile), aus der Nennung der Einheit, in der die Zahlen gezeigt werden (2. Zeile) und dem gezeigten Zeitraum (3. Zeile). Darüber hinaus können noch weitere Zeilen sinnvoll sein, wie z. B. wann das Dashboard ausgeführt wurde oder auch unternehmensspezifische Sonderangaben. Die oben genannten drei Zeilen stellen aber das Minimum dar. Ein Titelkonzept könnte demnach folgendermaßen aussehen:
- Umsatz pro Standort
- TEUR, %
- Januar 2017
Visueller Anker für Entscheider
Der große Vorteil eines Titelkonzepts liegt darin, dass der Empfänger sofort eine Orientierung bekommt und weiß, wie die Diagramme und Tabellen im Dashboard zu lesen sind. Entscheider gewöhnen sich schnell an diese Art der Aufbereitung. Sie bekommen einen visuellen Anker, in dem ihnen schnell aufgezeigt wird, worum es eigentlich geht.
Einheitliche Icons erleichtern Navigation
Um die Usability für Entscheider zu vereinfachen, sollte man sich einmalig auf Icons festlegen, die in allen Dashboards gleich bleiben und immer dieselbe Bedeutung haben. Dadurch wird das Navigieren in Dashboards für den Empfänger deutlich vereinfacht, da er weiß, was passiert, wenn er ein Icon drückt. Gängige Icons, die auf jeden Fall Eingang in ein Dashboard finden sollten, sind in Abb. 2 exemplarisch aufgeführt.
Abb. 2: Gängige Menü-Icons
Vor allem die aufgeführten Plus- und Minus-Lupen erfahren große Akzeptanz bei den Empfängern, weil sie wissen, dass diese ihnen Zusatzinformationen zum dargestellten Sachverhalt geben. Sie sind aber nicht zu verwechseln mit Drill-Downs. Drill-Downs sollten ausgelöst werden, indem man auf ein Diagramm bzw. eine Kachel klickt. Der User sollte stets Feedback erhalten, wenn er eine Aktion auslöst (Abb. 3).
Abb. 3: Feedback durch Mouse-over-Anzeige
Auf Dekoration verzichten
Sind diese Schritte gemeistert, kann der Ersteller sich der Aufbereitung der Daten widmen. Besonders geeignet sind dafür Diagramme und Tabellen, die den Regeln des Information Design folgen. Das bedeutet, dass man in Diagrammen auf 3D, uneinheitliche Farbwahl, Y-Achsen, Hintergründe sowie Legenden verzichtet. Die Leitsprüche von Information Design sind "Weniger ist mehr!" und "Informieren statt dekorieren!" (s. Abb. 4).
Abb. 4: Information statt Dekoration
2.2 Visualisierte Tabellen
Zudem eignen sich sog. visuelle Tabellen sehr gut, um größere Datenmengen zu analysieren. Das Visuelle sind die Abweichungsdiagramme und Microcharts wie in Abb. 5.
Abb. 5: Visuelle Tabellen mit Notation, Kommentierung und Balken-Microcharts
Der Vorteil der visuellen Tabelle gegenüber einer herkömmlichen Tabelle besteht darin, dass sofort ersichtlich ist, welche Standorte im Vergleich zum Vorjahr zugelegt haben und welche gesunken sind. Diese werden sowohl in absoluten als auch prozentualen Zahlen gezeigt. Um diese unkompliziert unterscheiden zu können, wurde eine Diagrammnotation als Lesehilfe eingeführt, welche besagt, dass absolute Werte dick dargestellt werden und prozentuale dünn. Darüber hinaus erkennt man auf einen Blick, welcher Standort im Vergleich zum Vorjahr am meisten verloren hat. Die Längen der Balken sind also eine realistische Abbildung der tatsächlichen Verhältnisse.
Die zweite genutzte Visualisierung sind Microcharts. Hier kleine Säulendiagramme, die den Verlauf der letzten zwölf Monate zeigen. So bekommt der Empfänger ein Gefühl dafür, ob es sich beim gezeigten Wert um einen Ausreißer handelt oder sich dieser monatlich konstant verhält. In Dashboards sollten Microcharts stets klickbar sein. Wenn der Empfänger das Diagramm auswählt, wird das Microchart vergrößert dargestellt, um eine genaue Analyse der Daten zu ermöglichen.
2.3 Mantra der Visualisierung
Ben Shneiderman beschäftigte sich schon in den frühen 1990ern mit der Visualisierung von Daten und fasste die formale Gestaltung einer Visualisierung oder eines Dashboards zu bestimmten Aufgaben zusammen. Dieses Modell ist im Englischen als "Information Seeking Mantra" bekannt geworden. Es beinhaltet die einfachen, kurzen und leicht verständlichen Regeln. (s. Abb. 6).
Abb. 6: Mantra der Informationsvisualisierung
Vorteile:
- Schnell verständliches und akzeptiertes Mantra zur Erstellung von Dashboards.
- Prinzipiell versucht sich jeder Ersteller an diesem Konzept zu orientieren.
Nachteile:
- Mantra ist auf hoher Flugebene, ohne Hinweise für operative Empfehlungen zu geben.
- Umsetzung wird meist nicht konsequent durchgehalten.
- Schafft noch keinen Standard fürs Dashboarding.
Wird in der Analyse schon auf einem sehr feingranularen Level gestartet, können die vorhandenen Informationen zum Teil nicht mehr zweifelsfrei in den Gesamtkontext eingeordnet werden. Gewisse A...