Dr. Matthias Michael Nelde, Prof. Dr. Reinhold Hölscher
Einführung
Die Beschäftigung mit Fremdwährungsgeschäften und auch das Management von Währungsrisiken basieren auf Informationen über den Devisenkurs bzw. seine Veränderungen im Zeitablauf. Als Devisenkurs wird dabei der relative Preis zweier Währungen verstanden, der sich unter der Voraussetzung eines freien Währungssystems durch Angebot und Nachfrage im Devisenhandel ergibt. Synonym zum Begriff des Devisenkurses kann auch der im allgemeinen Sprachgebrauch häufig vorzufindende Ausdruck des Wechselkurses verwendet werden. Es existieren 2 verschiedene Möglichkeiten, einen Devisenkurs darzustellen, die als Preisnotierung und als Mengennotierung bezeichnet werden. Daneben ist zwischen Geld- und Briefkursen sowie dem Kassa- und dem Terminkurs zu unterscheiden. Die Differenz zwischen Kassakurs und Terminkurs einer Währung wird als Swapsatz bezeichnet. Die Swapsätze verhindern risikolose Gewinne aus der Anlage oder Aufnahme eines Geldbetrages in einer Fremdwährung. Ein Swapsatzrisiko kann bei betragsmäßig geschlossenen Positionen, die jedoch Fälligkeitsunterschiede aufweisen, auftreten.
1 Preis- und Mengennotierung
Die Umtauschrelation zwischen 2 Währungen (d. h. der Devisenkurs) kann auf 2 verschiedenen Wegen zum Ausdruck gebracht werden:
Die Preisnotierung wird auch als direkte Notierung bezeichnet. Sie war bis zur Einführung des Euro die in Deutschland übliche Notation. Bei der Preisnotierung wird der Kurs als Preis für eine Einheit der fremden Währung ausgedrückt. Ein in direkter Notierung angegebener Kurs gibt also an, wie viele Einheiten der Inlandswährung für eine Einheit der Fremdwährung bezahlt werden müssen.
Aus Sicht eines deutschen Unternehmens steht bei der Preisnotierung der Euro im Zähler und die Fremdwährung im Nenner. Sie gibt damit z. B. an, wie viel Euro für einen US-Dollar bezahlt werden müssen. Würde bspw. der Wechselkurs in direkter Notierung EUR zu USD 0,77256 betragen, so bedeutet dies, dass für einen USD 0,77256 EUR bezahlt werden müssen. Bei einer Aufwertung der inländischen Währung gegenüber der ausländischen Währung sinkt der Devisenkurs in der Preisnotierung. Bei einer Abwertung der Heimatwährung wiederum steigt der Devisenkurs in der Preisnotierung.
Die seit der Einführung des Euro gebräuchliche Mengennotierung beantwortet demgegenüber die Frage, wie viele Einheiten der Fremdwährung einer Einheit der Inlandswährung gegenüberstehen. Diese Form des Devisenkurses wird auch als indirekte Notierung bezeichnet. Der Währungskurs in indirekter Notierung gibt die Menge an fremder Währung an, die einem Euro entspricht.
- Die Mengennotierung gibt somit an, wie viel US-Dollar für einen Euro zu bezahlen sind. Beträgt also der Wechselkurs zwischen US-Dollar und Euro in indirekter Notierung 1,2944, so sind für einen Euro 1,2944 Dollar zu zahlen. Bei einer Aufwertung der inländischen Währung gegenüber der ausländischen Währung steigt der Devisenkurs in der Mengennotierung. Bei einer Abwertung der Heimatwährung wiederum sinkt der Devisenkurs in der Mengennotierung.
Letztendlich sind beide Notierungen aber äquivalent, drücken also das gleiche Austauschverhältnis zwischen 2 Währungen aus, denn mathematisch formuliert entspricht die Preisnotierung dem Kehrwert der Mengennotierung. Für die als Beispiel verwendeten Kurse bedeutet dies:
Unter pragmatischen Gesichtspunkten erscheint die Preisnotierung eigentlich anschaulicher als die Mengennotierung, denn bei der Preisnotierung können Fremdwährungspositionen durch einfache Multiplikation mit dem Devisenkurs in die Inlandswährung umgerechnet werden, während bei der Preisnotierung der Fremdwährungsbetrag durch den Devisenkurs geteilt werden muss. Die Mengennotierung ist aber inzwischen allgemein üblich, da die Aufwertung der Heimatwährung zu dem intuitiv einfacher verständlichen Effekt des Anstiegs des Devisenkurses führt.
Vorsicht ist bei der Interpretation von Devisenkursen in Praxisliteratur, Handelszeitungen und Internetquellen geboten. In Anlehnung an die obigen Formeln zur Berechnung des Devisenkurses müsste ein Kurs in der Mengennotierung normalerweise z. B. als "1,2944 USD/EUR" angegeben werden. In einigen Informationsquellen wird der Devisenkurs jedoch genau umgekehrt angegeben, z. B. als "EUR/USD 1,2944". Darunter ist in diesen Fällen zu verstehen, dass für einen Euro 1,2944 US-Dollar zu zahlen sind. Die Einheit wird dabei eigentlich gem. der Preisnotierung angegeben, der Wert entspricht jedoch der Mengennotierung. Der Hintergedanke ist dabei, dass die Basiswährung vor dem Querstrich steht und damit die Bezugsgröße schneller identifiziert werden kann.
2 Geld- und Briefkurs
Eine wichtige Besonderheit der Mengennotierung ist der Umgang mit Geld- und Briefkursen, also den von den Händlern gestellten An- und Verkaufskursen. Klassischerweise bezeichnet der Geldkurs den Wechselkurs zu dem Händler Devisen einkaufen und der Briefkurs den Wechselkurs zu dem Händler Devisen verkaufen. Die Quotierung eines USD/EUR-Wechselkurses sieht bspw. wie folgt aus:
1,2900 – 1,2960
In der Mengennotieung stellt der Geldkurs den in der Fremdwäh...