Viele Unternehmen kommen bei der Einführung von E2E-Prozessen und der zugehörigen Plattform zu dem Schluss, dass ein Neuaufsatz ("greenfield"-Ansatz) erforderlich ist: Die historisch gewachsene Prozess- und Systemlandschaft lässt sich nicht (mehr) durch punktuelle Weiterentwicklungen optimieren. Vielmehr stellt sich der grundlegende Neuaufbau als die langfristig sinnvolle Option dar. In einem solchen Szenario bildet ein ganzheitliches Zielbild eine essentielle Basis, um sicherzustellen, dass nicht ein neuer "Flickenteppich" aus "Prozessfragmenten" und "IT-Inseln" entsteht. Bei der Erarbeitung eines solchen Zielbildes ist es zunächst hilfreich, die E2E-Prozesse zu strukturieren. So lassen sich etwa E2E-Prozesse abgrenzen, die eher transaktionaler Natur sind und solche, die übergreifend der Steuerung des Unternehmens dienen.

Beispiele für transaktional ausgerichtete E2E-Prozesse sind:

  • "Acquire-to-retire" (A2R) – Bündelt Teilprozesse, welche den Lebenszyklus von Sachanlagen betreffen von deren Beschaffung, über ihre Inbetriebnahme, Wartung, Instandsetzung und Überholung, bis zu ihrer Außerbetriebnahme und letztendlichen Veräußerung.
  • "Procure-to-pay"[1] (P2P)– Bündelt Teilprozesse von Wareneinkauf bis zur Bezahlung entsprechender Rechnungen.
  • "Order-to-cash" (O2C) – Bündelt Teilprozesse vom Auftrags- bis zum Zahlungseingang, inklusive Vertrags-/Fakturamanagement, Leistungserbringung, Versand, Rechnungsstellung, Mahnwesen etc.

Diesen Prozessen übergeordnet bzw. vorgelagert ist typischerweise der E2E-Prozess "plan-to-report", welcher planerische Aktivitäten auf strategischer und taktischer Ebene funktionsübergreifend bündelt und nahtlos in die eher transaktionalen Prozesse wie A2R, P2P oder O2C übergeht. Um das leisten zu können, fokussiert er idealerweise nicht nur finanzielle Ergebnisgrößen, sondern beginnt bei wesentlichen nicht-finanziellen Werttreibern, wie z. B. Innovationspipeline, Verkaufsmengen, Auslastungsquoten usw.

Schließlich ist als essentielles Bindeglied zwischen den eher transaktionalen E2E-Prozessen und dem übergreifenden Prozess "plan-to-report" der Prozess "record-to-report" zu nennen. Er dient der Erfassung, Verbuchung und kostenrechnerischen Allokation finanzieller Ergebnisgrößen und nicht-finanzieller Werttreiber im Ist, und endet mit dem externen und internen Reporting. Er bildet somit das faktisch Erreichte ab. Zusammen mit dem funktionsübergreifenden Prozess "plan-to-report" ergibt sich damit die Basis für ein ganzheitliches Performance Management.

Das Zusammenbringen dieser Ende-zu-Ende-Sichten ergibt eine E2E-Prozesslandkarte, die eine wesentliche Komponente des ganzheitlichen Zielbildes für den "greenfield"-Ansatz ist. Diese ist nicht nur aufgrund der grundlegenden Unterschiede zwischen Branchen unternehmensspezifisch zu entwerfen. Sie ist die Blaupause für die unternehmenseigenen Wettbewerbsvorteile und bildet damit den individuellen Sockel des Unternehmenserfolges. Die E2E-Prozesslandkarte ist insofern von unternehmensstrategischer Relevanz. Um die Wettbewerbsvorteile dann auch faktisch zu realisieren, wird eine Plattform benötigt, die dazu in der Lage ist, die notwendige informationstechnische Integrationsleistung zu bewerkstelligen. Dazu ist es hilfreich, in 2 Komponenten zu denken:

  • Schaffung einer integrierten Datenbasis, in der die relevanten Daten entlang der E2E-Prozesse systematisch im Kontext zueinander stehen;
  • Schaffung eines "Netzwerks" aus integrierten "Apps" zur Abbildung von Transaktionen, Unterstützung der Unternehmenssteuerung und zum Management der Daten. Dieses "App-Netzwerk" arbeitet vollumfänglich mit der integrierten Datenbasis.

Abb. 2 gibt einen Überblick zu diesem ganzheitlichen Ansatz, der im Sinne eines übergreifenden Zielbildes die Strukturierung eines "greenfield"-Ansatzes ermöglicht.

Abb. 2: Überblick der digitalen E2E-Plattform

[1] In der Fachliteratur gelegentlich auch "purchase-to-pay" genannt.

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