Andreas Kirchberg, Daniel Müller
Abb. 7 gibt einen nach Haupt- und Teilprozessen strukturierten Überblick des Controllings:
Abb. 7: Auswirkungen der Digitalisierung auf die Controllingteilprozesse
Was lässt sich hieraus ablesen, welches sind die Bereiche, die sich durch die Digitalisierung massiv verändern werden?
3.2.1 Planung
Im zahlengetriebenen Teil des Planungsprozesses wird durch
- die Umstellung auf Predictive/Prognose in vielen Teilbereichen der Planung,
- die Erweiterung der Datenbasis um unternehmensexterne Daten sowie
- die erweiterte Datenbasis unternehmensinterner Daten
die größte Veränderung zu erwarten sein.
Planung wird teilweise "Predictive"
Während derzeit der Planungsaufwand in den Fachbereichen und unter den Controllern zum Teil massiv ist, werden zukünftig viele Zahlen durch Algorithmen "prognostiziert" und dann nur noch durch die Mitarbeiter validiert werden. Bspw. erfolgt die Personalplanung nicht durch die Anmeldung der (zum Teil überzogenen) Personalbedarfe der Kostenstellenverantwortlichen, die dann in einem "Knetprozess" auf ein realistisches Maß reduziert werden. Die zukünftige Personalplanung wird auf Basis von Marktentwicklung, Produktzyklen, Initiativen und Personalentwicklungsketten der Vergangenheit zu einem Prognosewert kommen, der durch die Kostenstellenverantwortlichen maximal noch zu validieren und zu "challengen" ist. Diese Entwicklung geht Hand in Hand mit modernen Planungsmethoden, in denen ein "Frontloading" eine entscheidende Rolle spielt. Dieses Frontloading wird durch die Digitalisierung immer weiter automatisiert durchgeführt und befüllt werden.
Diese Vorgehensweise betrifft die Budgetierung ebenso wie den Forecast. Die Datenerzeugung sowie die "Erklärung" der Plan/Budget/FC-Zahlen kann hier automatisiert werden.
"Disruptive" Veränderungen
An dieser Stelle lohnt sich ein kurzer Blick auf "disruptive" Veränderungen. Ein Plan-Algorithmus wird niemals die gesamte Bandbreite aller Möglichkeiten abdecken können. Nur innerhalb bestimmter Parameter ist eine Aussage sinnvoll. Was passiert aber, wenn die Inputs für den Algorithmus außerhalb dieser Parameter liegen? Dann wird auch das Ergebnis der Planung im schlimmsten Fall unbrauchbar und missdeutend sein. Man erinnert sich z. B. an Kursstürze an Börsen, die durch Automatismen (Algorithmen) mit verstärkt wurden, weil Kurse unter einen definierten wert gefallen sind und der Algorithmus fälschlicherweise im Krisenmodus umfangreiche Verkäufe angestoßen hat, die wiederum zu weiteren automatischen Verkäufen führten. Hier wurden die Grenzen des Modells verlassen.
Mittlerweile wurden Schutzmechanismen implementiert, diese müssen aber zunächst vorgedacht werden. Frei nach Murphy's Law "Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen", lassen sich aber nicht alle Eventualitäten vordenken.
Derzeit begegnen Unternehmen, die das Thema Predictive Analytics in der Planung aufgreifen, diesem Umstand mit drei Strategien:
- Es werden nur Teilbereiche, die aber zeitaufwendig sind, durch Algorithmen bestimmt, z. B. die Personalkosten.
- Der Prozess wird in einem Parallelbetrieb durch eine konventionelle Planung unterfüttert.
- Es werden explizite Quality Gates in den Planungsprozess integriert, die sich ausschließlich mit dem Monitoring der Rahmenparameter beschäftigen.
Letztendlich gilt es Erfahrung in diesem Bereich zu sammeln, um sich final auf neue Vorgehensweisen in der Planung zu verlassen.
3.2.2 Reporting
Reporting wird schneller und umfangreicher
Hier werden die Effekte der Digitalisierung der CFO-Organisation sehr deutlich. Real-Time Reporting, Erweiterung der Datenbasis durch externe Daten sowie die Fokussierung auf Prognosewerte und Simulationen werden das Reporting berühren. Daten werden weiter fortschreitend über die Cloud neue Zugriffstechniken ermöglichen. Hier wird der klassische Papierbericht, wie auch schon in den vergangenen Jahren, nur jetzt in beschleunigter Form, weiter zurückgedrängt werden.
Somit werden zwei Bereiche des Reportings besonders berührt, zum einen
- die Inhalte, die einen agileren und zukunftsorientierteren Charakter bekommen und zum anderen
- die Art und Weise der Erstellung und Verbreitung von Berichten.
3.2.3 Kostenrechnung
Zunehmende Integration der Kostenrechnung
Die interne Kostenrechnung wird sich eng mit dem externen Rechnungswesen integrieren, die Trennung in zwei Welten wird weiter aufgelöst werden. Kalkulatorische Kosten werden einfacher mit dem externen Rechnungswesen abgestimmt werden. Systemseitig wird dies in Deutschland vom führenden ERP-System intensiv unterstützt. SAP S/4HANA zielt mit der weitgehenden Integration der Haupt- und Nebenbücher in einer Tabelle in diese Richtung.
"Eine moderne Kosten- und Leistungsrechnung baut heute auf eine durchgängige, einheitliche Datenbasis (SPOT = Single Point of Truth), die sich integriert über alle Funktionsbereiche eines Unternehmens hinweg erstreckt. Ohne eine entsprechende Automatisierung durch ERP-Systeme in Unternehmen ab einer bestimmten Größe, wäre dies nicht mehr zu leisten. Dabei muss allerdings darauf geachtet ...