Dr. Philipp Thiele, Prof. Dr. Mike Schulze
Zunehmende Bedeutung der integrierten Berichterstattung
Integrated Reporting bzw. die integrierte Berichterstattung verzeichnet in den letzten Jahren einen kontinuierlichen Bedeutungszuwachs. Inzwischen wird diese Form der Berichterstattung nicht nur von vielen Unternehmen weltweit auf freiwilliger Basis umgesetzt, sondern gilt in einigen Ländern, wie z. B. Südafrika oder in eingeschränkter Form auch in Dänemark, als verpflichtender Standard für börsennotierte Unternehmen. Auch in Deutschland veröffentlichen bereits einzelne Unternehmen seit einigen Jahren auf freiwilliger Basis einen integrierten Unternehmensbericht.
Standardisierte Handlungsanleitungen und Bezugsrahmen als Treiber
Neben einem größeren Bewusstsein der unternehmerischen Anspruchsgruppen für eine nachhaltige und zukunftsgerichtete Unternehmensführung, führen insbesondere das Aufkommen von standardisierten Handlungsanleitungen und Bezugsrahmen zu einer zunehmenden Verbreitung der integrierten Berichterstattung bei Unternehmen. Das vom International Integrated Reporting Council (IIRC) im Jahr 2013 veröffentlichte Framework hat sich international als relevanter Standard etabliert, mit dem allgemeine Leitprinzipien zur Erstellung von integrierten Berichten vorgegeben werden. Im Kern sollen integrierte Berichte laut dem IIRC-Framework nicht nur die Inhalte bislang separater externer Unternehmensberichte in einen Bericht zusammenführen, sondern eine inhaltliche Synthese der wesentlichen unternehmerischen Erfolgsfaktoren sowie deren Zusammenhänge untereinander für die Stakeholder bereitstellen.
Erhebliche Vorteile generierbar
Dieses Vorgehen bietet für die einzelnen Anspruchsgruppen aber auch für die Unternehmen selbst erhebliche Vorteile. Während Investoren und Kunden zusätzliche relevante Informationen zur Entscheidungsfindung erhalten, können Unternehmen mit integrierten Berichten einerseits Effizienzvorteile in der Berichterstattung realisieren und andererseits positive Effekte durch kontinuierliche Rückkopplungen für die Weiterentwicklung des eigenen Geschäftsmodells und der Unternehmensstrategie generieren.
Effektive Organisationstrukturen als Erfolgsfaktor
Ob ein Unternehmen die zuvor beschriebenen Vorteile tatsächlich realisieren kann, hängt von unterschiedlichen Erfolgsfaktoren ab. Zum einen ist dabei beispielsweise relevant, wie gut die Festlegung der relevanten Berichtsinhalte sowie deren Integration in den Berichten gelingt, zum anderen aber auch wie effektiv und effizient die Erstellung der integrierten Berichte im Unternehmen organisatorisch geregelt ist. Für den zweiten Aspekt spielt dabei die unternehmensindividuelle Anpassung der Organisationsstrukturen an die Bedürfnisse des integrierten Berichtswesens eine entscheidende Rolle. Nur wenn die mit der Implementierung in Zusammenhang stehende zunehmende Komplexität des Berichtswesens durch effektive Organisationsstrukturen beherrscht werden kann, können integrierte Informationen effizienter in den Berichten aufbereitet werden.
Zielsetzung des Beitrages
Der Beitrag befasst sich daher im Folgenden sowohl mit aufbau- als auch ablauforganisatorischen Regelungen im Rahmen der Implementierung und Umsetzung der integrierten Berichterstattung, die darauf abzielen, die Verantwortlichkeiten für die Berichtserstellung eindeutig zu regeln, die Zusammenarbeit der am Erstellungsprozess beteiligten Funktionsbereiche sicherzustellen und eine reibungslose Koordination untereinander zu ermöglichen. Dabei werden theoretische Überlegungen um praktische Erfahrungen von deutschen Unternehmen des IIRC-Pilotprojektes ergänzt, die im Rahmen einer praxisorientierten Studie zum Integrated Reporting gesammelt wurden. Daraus werden abschließend Handlungsempfehlungen für die Etablierung von Organisationsstrukturen für die integrierte Berichterstattung abgeleitet.