Um das Beschaffungsrisiko zu minimieren und Chancen besser nutzen zu können, ist eine permanente Marktbeobachtung der einzelnen Handelsplattformen und der gesetzlichen Rahmenbedingungen unerlässlich. Innerhalb der Energiebeschaffung gibt es deshalb 2 Arten des Controllings: das Energiecontrolling und das Risikocontrolling.
Das Energiecontrolling in der Energiebeschaffung beinhaltet einerseits eine Prüfung und Auswertung der eingehenden Rechnungen vom Energielieferanten. Aus dem Energiecontrolling können andererseits auch gewisse Erwartungshaltungen an künftige Entwicklungen abgeleitet werden. Diese Erwartungshaltungen fordern ein geeignetes Risikocontrolling, damit sich die gewünschte Situation in Zukunft ergeben kann.
In diesem Zusammenhang ist es meist sinnvoll, ein Risikomanagementhandbuch zu erstellen, in dem Verantwortlichkeiten, Befugnisse, Vorgehensweisen und Rahmenbedingungen festgelegt werden. Gemäß der Thematik der Nachhaltigkeit gilt es im Risikomanagement, Prozessabläufe zu Ende zu denken. In diesem Bewusstsein wird auch deutlich, dass es kein reines Risikomanagement gibt, sondern vielmehr ein Chancen- und Risikomanagement, weil darin Chancen und Risiken als Abweichungen vom Plan aufgezeigt werden.
Die zu bewertenden Risiken sind beispielsweise:
- Marktpreisänderungsrisiken,
- gesetzliche Risiken,
- politische Risiken,
- personelle Risiken,
- Modellrisiken,
- operationelle Risiken,
- Währungs- und Wechselkursrisiken,
- Liquiditäts- und Kreditrisiken,
- Lieferantenausfall- bzw. Gegenparteienrisiken,
- Mengenänderungs- bzw. Volumenrisiken,
- …
Allein die Kenntnis und der bewusste Umgang mit den genannten Risiken erhöhen die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines bestimmten Erwartungswerts (vgl. Abb. 3).
Abb. 3: Gauß'sche Normalverteilung von Risikoprofilen
Das Energiecontrolling innerhalb der Energiebeschaffung liefert außerdem wichtige Informationen, welche Veränderungen im Unternehmen stattfinden und wie darauf reagiert werden kann, um keine zu starken Auswirkungen auf die Unternehmensentwicklung hervorzurufen. In vielen Unternehmen können Rückschlüsse von den Energierechnungen auf das Produktions- bzw. Nutzungsverhalten gezogen werden. Deshalb sollten Kennzahlen für das Energiecontrolling so gebildet werden, dass sie auf das Produktions- bzw. Nutzungsverhalten Bezug nehmen. Es kann sonst leicht passieren, dass die gewünschte Kennzahl an Aussagekraft verliert. Weitere Einflussgrößen können das Wetter, klimatische Veränderungen und viele weitere Komponenten sein. Das Bewusstsein für das Vorhandensein und die Auswirkungen dieser zusätzlichen Einflussgrößen ist ein entscheidender Schritt, Veränderungen richtig einschätzen zu können.
In diesem Zusammenhang ist es äußerst wichtig, das Produktions- bzw. Nutzungsverhalten und die maßgeblichen Kenngrößen möglichst genau zu beschreiben, zu beobachten und ggf. anzupassen.