3.1 Die Welt ist VUKA – das erfordert agile Entscheidungen
Die Welt ist mehr denn je bestimmt durch Veränderung. Bedingt durch die Digitalisierung erleben wir viele disruptive Veränderungen – in deren Umgang wir nicht geübt sind.
Die Jahre von 1960 bis 1980 waren von der 3. industriellen Revolution geprägt, verursacht durch die Weiterentwicklung der IT und die weitere Automatisierung durch Elektronik. In den folgenden vier Jahrzehnten sind vor allem jene Produkte und auch Dienstleistungen weiterentwickelt worden, die bereits existierten – das bereits Vorhandene wurde immer weiter optimiert. Dies waren sogenannte evolutionäre Weiterentwicklungen. Wir haben gelernt Entscheidungen in einem Umfeld zu treffen, das wir kennen. Die Entscheider konnten auf Erfahrungen zurückgreifen, die Entwicklungen waren absehbar.
Nun leben wir in der Zeit der 4. industriellen Revolution. Das Wort Revolution bringt bereits zum Ausdruck, dass wir in Zeiten der starken und teilweise unvorhersehbaren Veränderungen leben. Dabei verändert sich derart viel, dass das Ergebnis oft nicht vorhersehbar ist. Um diese Situation beschreiben zu können, wurde sogar ein eigenes Kunstwort geschaffen – wir sprechen von der sogenannten VUKA-Welt.
VUKA steht für:
- VOLATIL: Die Welt ist geprägt durch rasche und starke Veränderungen.
- UNVORHERSEHBAR: Die Richtung der Veränderungen ist schwer abzusehen.
- KOMPLEX: Viele unterschiedliche Bedingungen ändern sich gleichzeitig.
- AMBIGUITÄT: steht für die Uneindeutigkeit bzw. Mehrdeutigkeit der Ziele.
Nun benötigen wir Entscheidungssysteme, die den gestiegenen Anforderungen der VUKA-Welt gerecht werden. Häufigkeit und Dringlichkeit der zu treffenden Entscheidungen steigen enorm an. Gefordert sind rasche Anpassungen und somit die Fähigkeit, schnell möglichst richtige Entscheidungen zu treffen. Dies alles in einem Umfeld, das für uns viele neue Faktoren mitbringt, wir können uns nicht darauf berufen, dass das gut ist, was schon in der Vergangenheit gut war – ähnlich wie wir es jetzt während der Corona-Pandemie erleben.
3.2 Das Wissen explodiert – Experten und hohe Datenmengen sind einzubinden
Der Zeitraum, in dem sich das Wissen der Menschheit verdoppelt, wird immer kürzer. Die Verdoppelungszeit des Weltwissens hat sich in den letzten fünfzig Jahren von mehreren Jahrzehnten auf ein bis zwei Jahre verkürzt. Wir können aus der Informationsexplosion zwei Erkenntnisse ableiten:
1. Entscheidungsgremien unter Einbindung von Fachexperten gewinnen an Bedeutung
Die Zeit der Universalgenies ist längst Vergangenheit, die Zeit der Alleinentscheider ist demnach auch vorbei. War es vor dreißig Jahren vermutlich noch möglich, dass ein Chef eines Unternehmens von vielen unterschiedlichen Belangen jeweils am besten Bescheid wusste, so ist dies heute zumeist nicht mehr der Fall und wird zukünftig immer weniger möglich sein. In den verschiedenen Fachbereichen wird immer noch mehr Spezialistenwissen nötig sein, um im Wettbewerbskampf mithalten zu können. Die Art des Entscheidens muss diesem Wandel zwingend gerecht werden. Bei immer mehr Entscheidungen ist es relevant, dass wir das Fachwissen der jeweiligen Spezialisten systematisch in die Entscheidungsfindung mit einbinden. Die Bildung von Entscheidungsgremien unter Beteiligung von Expertenmeinungen aus den jeweiligen Fachbereichen erweist sich für immer mehr Entscheidungen als sinnvoll und lösen Einzelentscheidungen ab.
2. Die Fähigkeit der Nutzung von vielen Informationen zur Entscheidungsfindung schafft große Wettbewerbsvorteile
Jene Unternehmen, die viele der exponentiell zunehmenden Daten bzw. Informationen in die Entscheidungsfindung mit einbeziehen können, sind den Wettbewerbern, die diese Informationen nicht zur Verfügung haben, überlegen. Die richtigen Daten zu sammeln und am besten in Echtzeit auszuwerten, ist die zugrundeliegende Anforderung. Die GAFA-Unternehmen, also Google, Apple, Facebook und Amazon, sind jene, die die Begleiterscheinungen dieser 4. Industriellen Revolution sehr früh und sehr gut für sich nutzen konnten. Man kann auch sagen, dass sie diese Revolution vorangetrieben haben. Sie sind Meister im Big Data Management und innerhalb von zwei Jahrzehnten zu den wertvollsten und wohl auch mächtigsten Unternehmen der Welt geworden. Wir können noch viel von ihnen lernen.
Für uns bedeutet das, dass wir sehr bewusst Daten sammeln müssen – strukturierte und auch unstrukturierte. Wir müssen lernen, mit vielen verschiedenen Werkzeugen umzugehen, wie z. B. Business Analytics Instrumenten, die diese Daten zu Informationen werden lassen, um diese wiederum zur Entscheidungsvorbereitung bzw. zum Treffen von Entscheidungen zu nutzen.
3.3 Künstliche Intelligenz nimmt uns immer öfter Entscheidungen ab
Die nächste Evolutionsstufe der datenbasierten Entscheidungsunterstützung ist die künstliche Intelligenz (KI bzw. AI für Artificial Intelligence). Auf vielen Gebieten werden wir inzwischen immer besser durch KI unterstützt. In einer Reihe von Situationen ist dies zur Selbstverständlichkeit geworden und wir hinterfragen die Nutzung inzwischen auch nicht mehr. Z. B. wollen wir kaum noch auf ein Navigationssystem mit Live Traffic Funktion verzichten, bei dem die Verkehrs- bzw. Stauinformati...