Prof. Dr. Christoph Eisl, Prof. Dr. Heimo Losbichler
Ein Dashboard ist ein Hilfsmittel für Entscheidungsträger, das relevante Informationen stark verdichtet in visueller Form präsentiert. Es ist vergleichbar mit dem Armaturenbrett oder Display eines Autos, auf dem der aktuelle Betriebszustand des Fahrzeuges auf einen Blick angezeigt wird. Jede Anzeige stellt einen unabhängigen Leistungsindikator dar (z. B. Geschwindigkeitsanzeiger, Drehzahlmesser). In ähnlicher Weise werden im Berichtswesen Dashboards genutzt, um Key Performance Indicators (KPIs) auf einen Blick zu veranschaulichen.
Dashboards können vom Grunde her statisch oder interaktiv sein, wobei immer mehr Unternehmen Business-Intelligence-(BI)-Tools einsetzen und den Nutzern interaktive Dashboards als visuelle Front-End-Schnittstelle anbieten. Damit unterstützen sie auch den aktuellen Trend zu Self-Service-BI, d. h. die Möglichkeit der Berichtsleser, selbstständig (d. h. unabhängig von der Controlling-oder IT-Abteilung) Reports und Analysen aufrufen bzw. teilweise auch erstellen zu können. Alle Nutzer eines interaktiven Dashboards sehen Informationen, die auf dieselbe Datenquelle zurückgreifen.
Die in diesem Leitfaden präsentierten Gestaltungsempfehlungen für Diagramme und Tabellen haben auch für Dashboard-Lösungen Gültigkeit. Verglichen mit der Gestaltung statischer Berichte bringt jedoch der Einsatz von Interaktionstechniken zusätzliche Chancen und Herausforderungen mit sich. Folgende Interaktionsmöglichkeiten kommen zur Anwendung und erfordern ein entsprechendes Navigationskonzept:
- Filtering (Filterung): Verändert bzw. verkleinert (meist über ein Auswahl- oder Drop-down Menü) das Datensample, welches im Dashboard präsentiert wird.
- Zooming (Zoomen): Vergrößert eine Visualisierung, um dadurch Details sichtbar zu machen, die vorher zu klein waren bzw. nicht angezeigt werden konnten. Der Platzbedarf bleibt gleich, aber im Ausschnitt können bestimmte Elemente über Scrollen oder Klicken vergrößert werden.
- Distortion (Verformung, Verzerrung): Interaktive Verzerrungstechniken werden angewandt, um aus größeren Datenmengen mittels Interaktion Details größer darzustellen (z. B. Fisheye). Die Vergrößerungstechnik (z. B. Lupe) lenkt die Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Datenausschnitt, wobei der Überblick auf den gesamten Datenausschnitt dennoch erhalten bleibt.
- Linking and Brushing (Verknüpfung und Hervorhebung): Wenn mehrere Diagramme inhaltlich zusammenhängen, kann durch diese Funktion festgelegt werden, dass eine Selektion bzw. Hervorhebung bestimmter Daten in einem Diagramm automatisch zu einer Hervorhebung desselben Datenbestandes in einem oder mehreren anderen Diagrammen stattfindet.
Interaktion ist ein wesentliches Gestaltungselement, um große Datenmengen handhabbar und verständlich zu machen. Berichtsersteller können jedoch in diesem Zusammenhang bisher nur auf wenige übergreifende Gestaltungsempfehlungen wie Shneidermans "Visual Information Seeking Mantra" – "Overview first, zoom and filter, then details-on-demand"– zurückgreifen.
Tipp: Richtig ausgewählte Interaktionstechniken erleichtern das Arbeiten mit und Verstehen von großen Datenmengen.
Es empfiehlt sich, die in einem Dashboard angedachten Interaktionsmöglichkeiten mit Eye Tracking zu testen. Dabei können mit mobilen Eye-Tracking-Brillen auch die besonderen Anforderungen mobiler Ausgabegeräte wie Tablets oder Smartphones berücksichtigt werden, da sie das normale Lese- und Interaktionsverhalten der Berichtsempfänger auf diesen Geräten nicht behindern. Diese Ausgabemedien unterscheiden sich insbesondere durch ihre Bildschirmgrößen und das Bedienkonzept.
Unterschiedliche Bildschirmgrößen bringen entsprechende Herausforderungen in Bezug auf die Skalierbarkeit bzw. das sog. Responsive Design. Das betrifft z. B. den Wechsel zwischen Hoch- und Querformat, die Ausrichtung des Berichts an die verschiedenen Höhen und Breiten der Bildschirme, die Darstellung der Daten auf dem Bildschirm (verschiedene Reiter oder alles auf einer Seite), die Anpassung der Schriftgröße je nach Bildschirmgröße oder die Adaption der grafischen Darstellungen und Tabellen bei Filterung der Daten.
Tipp: Achten Sie darauf, dass bei mobilen Devices Interaktionen mit einem Finger ausgeführt werden können.
Beim Bedienkonzept geht es in erster Linie um die Frage, ob Tastatur und Mouse/Mousepad zur Verfügung stehen oder das Gerät mit den Fingern zu bedienen ist. In den meisten Studien bringt Ersteres Effizienzvorteile. Zwar sind bei der Nutzung von Tablets einfache Selektionen für die meisten Berichtsleser kein Problem, wohl aber Interaktionen wie z. B. Zooming, bei denen in Tests teilweise sogar beide Hände (bzw. beide Zeigefinger) benutzt wurden, um die Funktion auszuführen. Zudem gilt das sogenannte Fat-Finger-Syndrom als problematisch, welches die Interaktion mit kleinen Feldern und die Bedienung mit dem verhältnismäßig zu großen Finger beschreibt.
Interaktive Dashboards eröffnen gänzlich neue Chancen, was die Visualisierung großer Datenmengen (Big Data) mittels neuartiger Diagrammt...