Dipl.-Finanzwirt Karl-Heinz Günther
1.1 Erklärungspflicht
Erklärungspflichtig sind Personen, die entweder als Einzelunternehmer die Voraussetzungen für eine gesonderte Feststellung erfüllen oder zusammen mit anderen Personen Einkünfte erzielen, die ihnen gemeinschaftlich zuzurechnen sind.
Eine Erklärung zur gesonderten Feststellung ist abzugeben von Einzelunternehmern mit Einkünften aus Land- und Forstwirtschaft, Gewerbebetrieb oder aus selbstständiger Arbeit, die ihren Wohnsitz und ihren Betrieb in Bezirken verschiedener Finanzämter und verschiedenen Gemeinden haben oder die innerhalb derselben Wohnsitzgemeinde, aber in Bezirken verschiedener Finanzämter, Betriebe haben.
Bei einheitlichen und gesonderten Feststellungen sind aufgrund der zivilrechtlichen Neuregelung des Personengesellschaftsrechts durch das MoPeG mit Wirkung ab 1.1.2024 verfahrensrechtliche Änderungen zu beachten, die mit dem Kreditzweitmarktförderungsgesetz vorgenommen wurden.
Rechtsfähige Personenvereinigungen im Sinne der AO und der Steuergesetze sind nach § 14a Abs. 1 AO alle Personenzusammenschlüsse ohne Rechtspersönlichkeit zur Verfolgung eines gesetzlich zulässigen Zwecks. Dies sind nach § 14a Abs. 2 AO insbesondere
- Vereine ohne Rechtspersönlichkeit,
- rechtsfähige Personengesellschaften einschließlich Gesellschaften, Personenhandelsgesellschaften, Partnerschaftsgesellschaften, Partenreedereien und Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigungen und
- Gemeinschaften der Wohnungseigentümer.
Dagegen gehören zu den nicht rechtsfähigen Personenvereinigungen vor allem
- Bruchteilsgemeinschaften,
- Gütergemeinschaften und
- Erbengemeinschaften.
Da alle rechtsfähigen Personengesellschaften (insbesondere rechtsfähige GbR, OHG und KG) einen gesetzlichen Vertreter haben, wurde § 34 AO dahingehend angepasst, dass die gesetzlichen Vertreter natürlicher und juristischer Personen sowie rechtsfähiger Personenvereinigungen und die Geschäftsführer von Vermögensmassen deren steuerliche Pflichten zu erfüllen haben. Dagegen obliegt dies bei nicht rechtsfähigen Personenvereinigungen den Mitgliedern, Gesellschaftern oder Gemeinschaftern.
Hinsichtlich der Erklärungspflicht regelt nun § 181 Abs. 2 Satz 2 Nr. 1 Buchst. a AO, dass bei rechtsfähigen Personenvereinigungen vorrangig die Personenvereinigung erklärungspflichtig ist. Dagegen bleibt bei nicht rechtsfähigen Personenvereinigungen nach § 181 Abs. 2 Satz 2 Nr. 1 Buchst. b und Nr. 4 AO weiterhin jeder Feststellungsbeteiligte erklärungspflichtig, dem ein Anteil an den einkommensteuerpflichtigen oder körperschaftsteuerpflichtigen Einkünften zuzurechnen ist.
Übergangsregelung: Wird eine Feststellungserklärung für eine rechtsfähige Personenvereinigung nach dem 31.12.2023 und vor dem 1.1.2026 durch eine Person i. S. d. § 181 Abs. 2 Satz 2 Nr. 1 oder 4 AO a. F. abgegeben, ist die rechtsfähige Personenvereinigung nach Art. 97 § 39 Abs. 2 EGAO von ihrer Erklärungspflicht nach § 181 Abs. 2 Satz 2 Nr. 1 AO befreit.
1.2 Abgabefrist
Die Feststellungserklärung 2023 ist grundsätzlich bis zum 2.9.2024 abzugeben.
Bei Land- und Forstwirten mit abweichendem Wirtschaftsjahr endet die Abgabefrist für das Wirtschaftsjahr 2023/2024 am 28.2.2025.
Bei Feststellungserklärungen, die durch Angehörige der steuerberatenden Berufe abgegeben werden, verlängert sich die Frist generell bis zum 2.6.2025, bei Land- und Forstwirten mit abweichendem Wirtschaftsjahr bis zum 31.10.2025. Allerdings kann das Finanzamt unter bestimmten, in § 149 Abs. 4 AO im Einzelnen beschriebenen Voraussetzungen Feststellungserklärungen vorweg anfordern.
Bei der Abgabe von Feststellungserklärungen gilt die sog. Belegvorhaltepflicht, d. h. Belege sind nur (möglichst elektronisch) einzureichen, wenn in den Vordrucken und/oder der Anleitung ausdrücklich darauf hingewiesen wird oder das FA dazu im Einzelfall auffordert.
Verspätungszuschlag bei verspäteter Abgabe
Wer die Feststellungserklärung verspätet abgibt, muss mit der Festsetzung von Verspätungszuschlägen rechnen. Ein Verspätungszuschlag ist zwingend festzusetzen, wenn die Feststellungserklärung nicht binnen 17 Monaten bzw. (bei Land- und Forstwirten) binnen 22 Monaten nach Ablauf des Feststellungszeitraums abgegeben wird. Der Verspätungszuschlag beträgt für jeden angefangenen Monat der eingetretenen Verspätung 25 EUR. Wer seiner Erklärungspflicht überhaupt nicht nachkommt, läuft Gefahr, dass die Finanzverwaltung versucht, die Abgabe der Erklärung durch Androhung und Festsetzung von Zwangsgeld zu erzwingen, oder dass sie die Besteuerungsgrundlagen auf dem Schätzwege feststellt.
Nach § 152 Abs. 4 Satz 3 AO in der ab 1.1.2024 geltenden Fassung ist der Verspätu...