Entscheidungsstichwort (Thema)
Gewinnerzielungsabsicht bei nebenberuflicher Tätigkeit als Fachbildautor für historische Schienenbahnen. Eisenbahnliebhaber; Schienenbahn; Liebhaberei; Fachbildautor; Gewinnerzielungsabsicht
Leitsatz (redaktionell)
Die Gewinnerzielungsabsicht für eine nebenberufliche Tätigkeit als Fachbildautor für historische Schienenbahnen ist zu verneinen, wenn die Tätigkeit dem Hobby des Steuerpflichtigen entspricht, die Möglichkeit der Saldierung der langjährigen Verluste mit anderen positiven Einkünften eine Steuerersparnisabsicht nahelegt und das Unternehmen mangels Anpassung des Produktionsaufwands an die begrenzten Absatzmöglichkeiten nicht nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen geführt wird.
Normenkette
EStG § 15 Abs. 2
Tatbestand
Der Kläger ist"A"-beamter. Seine Ehefrau ist Buchhalterin und ab 1991 auch Steuerberaterin. Beide haben einen 1976 geborenen Sohn. Seit 1973 ist er aktives Mitglied des Vereins für"historische Schienenbahnen". Von 1983 bis 1994 war der Kläger nebenberuflich als "Fachbildautor für Eisenbahnen" tätig. In diesem Zeitraum erzielte er nach eigenen Angaben aufgrund folgender Erträge und Aufwendungen die nachfolgenden Verluste bzw. Gewinne aus selbstständiger Arbeit:
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83 |
84 |
85 |
86 |
87 |
88 |
Einnahmen: |
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290,00 |
1.090,00 |
2.341,00 |
1.635,00 |
4.062,00 |
Ausgaben: |
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Fahrtkosten |
4.643,10 |
3.942,12 |
5.259,24 |
4.659,90 |
5.183,22 |
5.234,46 |
(gefahrene km) |
(11.055 km) |
(9.386 km) |
(12.522 km) |
(11.095 km) |
(12.341 km) |
(12.463 km) |
Kamerazubehör |
949,61 |
179,00 |
920,05 |
|
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926,70 |
Filme, Laborkosten |
803,60 |
628,09 |
1.579,26 |
1.119,91 |
1.365,98 |
1.020,92 |
Telefonkosten |
500,00 |
500,00 |
500,00 |
|
500,00 |
240,00 |
Fachzeitschriften |
|
201,60 |
201,60 |
201,60 |
201,60 |
201,60 |
Spesen |
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646,80 |
679,90 |
1.161,00 |
Bildzukauf |
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|
|
Summe |
6.896,31 |
5.450,81 |
8.530,32 |
7.128,21 |
7.930,60 |
8.790,88 |
Gewinn bzw. Verlust |
./. 6.896,31 |
./. 5.160,81 |
./. 7.440,32 |
./. 4.787,21 |
./. 6.295,60 |
./. 4.734,00 |
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89 |
90 |
91 |
92 |
93 |
94 |
Einnahmen: |
14.805,00 |
5.189,00 |
4.808,00 |
3.865,00 |
5.424,20 |
5.053,50 |
Ausgaben: |
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|
|
Fahrtkosten |
6.334,02 |
3.943,80 |
4.610,34 |
4.228,14 |
3.849,52 |
3.948,51 |
gefahrene (km) * |
(15.081 km) |
(9.390 km) |
(10.977 km) |
(10.067 km) |
0,00 |
0,00 |
Kamerazubehör |
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Filme, Laborkosten |
2.383,91 |
860,97 |
924,84 |
909,85 |
1.026,99 |
862,11 |
Telefonkosten |
500,00 |
500,00 |
500,00 |
250,00 |
120,00 |
120,00 |
Fachzeitschriften |
108,00 |
96,00 |
96,00 |
96,00 |
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Spesen |
436,00 |
347,00 |
449,00 |
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Bildzukauf |
885,00 |
100,00 |
585,00 |
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Summe |
10.646,83 |
5.904,27 |
7.353,68 |
5.483,99 |
4.995,51 |
3.948,51 |
Gewinn bzw. Verlust |
4.158,17 |
./. 715,27 |
./. 2.549,88 |
./. 1.619,01 |
428,69 |
1.104,99 |
Im Besteuerungsverfahren 1983 erklärte er zu der von ihm ausgeübten nebenberuflichen Tätigkeit, er sei hierzu durch die persönliche Bekanntschaft mit in diesem Bereich tätigen Autoren und Verlagsangehörigen gekommen. Von diesen habe er erfahren, dass die Honorare für Bilder durchaus lukrativ seien. Diese lägen je nach Platzierung der Veröffentlichung zwischen 50 und 250,00 DM pro Motiv. Er habe im Jahr 1983 ca. 3.700 Dias angefertigt. Er hoffe nicht nur diese Motive, sondern auch sein seit 1966 angelegtes Bildarchiv nach und nach verwerten zu können. Hierzu legte er zwei Schreiben einer"Fachzeitschrift" vom 12.4. und 28.6.1984 vor. Der Beklagte erkannte den erklärten Verlust daraufhin an.
Auch für die Besteuerungszeiträume von 1984 bis 1988 wurden die Verluste des Klägers anerkannt. Die Bescheide ergingen aber nach § 165 Abs. 1 der Abgabenordnung (AO) vorläufig. Die Vorläufigkeit bezog sich auf die Einkünfte aus selbständiger Arbeit. Für 1984 bis 1988 ergingen am 10.01.1994 und 13.01.1994 auf § 165 Abs. 2 AO gestützte Änderungsbescheide. In ihnen berücksichtigte der Beklagte keine Einkünfte aus selbstständiger Arbeit mehr. Die Änderungsbescheide hat der Beklagte aus verfahrensrechtlichen Gründen aufgehoben. Für 1991 versagte der Beklagte die Anerkennung eines geltend gemachten Verlustes von Anfang an.
Einsprüche des Klägers wurden als unbegründet zurückgewiesen.
Der Kläger ist der Auffassung, seine nebenberufliche Tätigkeit sei in den Streitjahren mit Gewinnerzielungsabsicht betrieben worden. Die Tätigkeit habe im Wesentlichen darin bestanden, Eisenbahnen in Bezug auf ihre Umgebung jeweils typisch zu fotografieren. Zunächst seien Anlaufverluste entstanden. Dann habe sich die Ertragslage erheblich verbessert. Spätestens bei Abgabe der Steuererklärung für 1989 habe der Beklagte eine Gewinnerzielungsabsicht bejahen müssen und die Vorläufigkeitsvermerke gemäß § 165 Abs. 2 Satz 1 AO aufheben müssen. Der Einbruch der Umsätze in 1990 sei völlig unerwartet durch den Wegfall des Hauptauftraggebers entstanden. Es sei somit nicht der Fall, wie der Beklagte in der Einspruchsentscheidung geschrieben habe, dass er trotz andauernder Verluste seine verlustbringende Tätigkeit fortgesetzt habe. Darüber hinaus verlange der BFH auch bei längeren Verlustperioden, dass aus weiteren Beweisanzeichen die Feststellung möglich sei, dass der Steuerpflichtige die verlustbringende Tätigkeit nur aus im Bereich seiner Lebensführung liegenden persönlichen Gründen oder Neigungen ausübe. Diesen Nachweis...