Entscheidungsstichwort (Thema)
Anwendung der 1 %-Regelung des § 6 Abs. 1 Nr. 4 S. 2 EStG bei der Verfügbarkeit mehrerer KfZ im Betriebsvermögen. Gesonderte und einheitliche Feststellung von Grundlagen für die Einkommensbesteuerung 1996, 1997, 1998, 1999, 2000, 2001
Leitsatz (redaktionell)
Wird bei vier im Betriebsvermögen befindlichen Kraftfahrzeugen für keines der Fahrzeuge zum Nachweis der privaten Nutzung ein Fahrtenbuch geführt, ist die typisierende 1 %-Regelung des § 6 Abs. 1 Nr. 4 Satz 2 EStG auf alle vier Fahrzeuge anzuwenden (vgl. Ziff. 2 des BMF-Schreibens v. 21.1.2002 IV A 6 – S 2177 – 1/02, BStBl I 2002, S. 148). Dem steht die –wegen Verschmutzung des Kofferraums und gemeinsamer Nutzung nur eines Fahrzeuges durch die Eheleute– behauptete Nutzung nur zweier Fahrzeuge zu privaten Zwecken nicht entgegen.
Normenkette
EStG § 6 Abs. 1 Nr. 4 S. 2, § 6 Abs. S. 3, § 12 Nr. 1, § 4 Abs. 1 S. 2
Tenor
1. Die Klage wird abgewiesen.
2. Die Klägerin trägt die Kosten des Verfahrens.
Tatbestand
I.
Die Beteiligten streiten um den Ansatz privater Kfz-Nutzung nach der 1 % Regelung des § 6 Abs. 1 Nr. 4 EStG bei der gesonderten und einheitlichen Feststellung der Besteuerungsgrundlagen für die Klägerin (KG) in den Jahren 1996 bis 2001.
Die Klägerin betreibt ein Hoch- und Tiefbauunternehmen mit Baustoffhandel. Beteiligt an ihr ist die GmbH als Komplementärin, vertreten durch ihren Geschäftsführer, sowie die Kommanditisten G jun. und A. und G sen. gemeinsam.
In den Streitjahren hatte die Klägerin die private Nutzung betrieblicher Pkws ertragsteuerlich wie folgt in ihrer Gewinnermittlung berücksichtigt:
Jahr |
PKW |
Nutzung |
Ansatz |
1996 |
Mercedes 230 BMW Alpina |
67.231 × 12 % (= 8.067 DM) 82.949 × 12 % (= 9.953 DM) |
Konto 8920 insgesamt 18.020 DM |
1997 |
Mercedes 230 BMW Alpina |
67.231 × 12 % (= 8.067 DM) 82.949 × 12 % (= 9.953 DM) |
Konto 8920 insgesamt 18.020 DM |
1998 |
Mercedes 230 BMW Alpina |
67.200 × 12 % (8.064 DM aber Deckelung nach Maßgabe der tats. Kosten 6.295 DM) 82.949 × 10% (= 8.290 DM) |
Konto 8920 – 8925 insgesamt 14.585 DM |
1999 |
Mercedes 230 Mercedes neu Golf TDI |
67.200 × 4,5 % (3.024 DM aber Deckelung nach Maßgabe der tats. Kosten 2.551 DM) 60.000 × 7,5 % (= 4.500 DM) 43.400 × 12 % (= 5.208 DM) |
Konto 8920 – 8925 insgesamt 12.259 DM |
2000 |
Mercedes neu Golf TDI |
60.000 × 12 % (= 7.200 DM) 43.400 × 12 % (= 5.208 DM) |
Konto 8920 – 8922 insgesamt 12.259 DM |
2001 |
Mercedes neu Golf TDI |
60.000 × 12 % (= 7.200 DM) 43.400 × 12 % (= 5.208 DM) |
Konto 8920 – 8922 insgesamt 12.259 DM |
Neben den genannten Pkws waren dem Betriebsvermögen in den Streitjahren noch folgende Pkws zugeordnet.
Jahr |
PKW |
Zeitraum |
Bruttolistenpreis |
|
|
d. Nutzung |
|
1996 |
Opel Frontera (Geländewagen) VW Passat 1 VW Passat 2 |
7 Monate 5 Monate 12 Monate |
51.400 DM 42.100 DM 38.400 DM |
1997 |
Opel Frontera (Geländewagen) VW Passat 2 VW Passat 3 |
12 Monate 2 Monate 10 Monate |
51.400 DM 38.400 DM 38.400 DM |
1998 |
Opel Frontera (Geländewagen) VW Passat 3 Passat Variant |
7 Monate 12 Monate 5 Monate |
51.400 DM 38.400 DM 51.200 DM |
1999 |
VW Passat 3 Passat Variant |
12 Monate 12 Monate |
38.400 DM 51.200 DM |
2000 |
VW Passat 3 Passat Variant Audi Avant A6 |
5 Monate 12 Monate 7 Monate |
38.400 DM 51.200 DM 79.840 DM |
2001 |
Passat Variant Audi Avant A6 |
12 Monate 12 Monate |
51.200 DM 79.840 DM |
Das Finanzamt war den Erklärungen der Klägerin nicht gefolgt und hatte für sämtliche Pkws des Betriebsvermögens entsprechend deren zeitlicher Verfügbarkeit eine private Nutzung nach der 1 %-Regelung des § 6 Abs. 1 Nr. 4 S. 2 EStG berücksichtigt. Für das Jahr 1998 war es dabei irrtümlich von einer Verfügbarkeit des Passat Variant von 7 anstatt nur 5 Monaten ausgegangen. Die Klägerin wandte sich wie folgt gegen die entsprechenden Gewinnerhöhungen:
Jahr |
Feststellungsbescheid vom |
Einspruch Eingang beim FA |
Gewinnerhöhung |
1996 |
2. März 1998 |
19. März 1998 |
10.311 DM |
1997 |
23. April 1999 |
18. Mai 1999 |
10.787 DM |
1998 |
7. März 2000 |
22. März 2000 |
11.790 DM nach EE noch 10.766 DM |
1999 |
15. Februar 2001 |
2. März 2001 |
10.753 DM |
2000 |
7. März 2002 unter Vorbehalt der Nachprüfung aufgehoben mit Änderungsbescheid v. 17. Mai 2002 |
13. Juni 2002 |
13.653 DM |
2001 |
14. April 2003 |
14. Mai 2003 |
15.720 DM |
Die Einsprüche hatten, was die streitgegenständliche private Kfz-Nutzung angeht, nur soweit Erfolg, als im Jahr 1998 der Ansatz von 7 Monaten Nutzung des Passat Variant auf 5 Monate korrigiert wurde, im Übrigen wurden sie mit Einspruchsentscheidung vom 30. Juni 2003 zurückgewiesen.
Die Klägerin wendet sich gegen den Ansatz einer pauschalierten privaten Kfz-Nutzung, soweit diese über den Ansatz zweier Fahrzeuge hinausgeht. Sie trägt vor, in den Jahren 1996 bis 1998 seien jeweils die beiden Fahrzeuge mit den höchsten Listenpreisen für die private Nutzung in Ansatz gebracht worden, ab 1999 unabhängig vom Listenpreis die Nachfolgemodelle hierzu. Für die Eheleute G. jun. und G. sen. sei folglich jeweils ein Fahrzeug für die private Kfz-Nutzung berücksichtigt worden. Dies reiche auch aus, um den privaten Nutzungsvorteil aus der Verfügbarkeit der vorhandenen Betriebsfahrzeuge abzusc...