Entscheidungsstichwort (Thema)
Berechnung des Ermäßigungsbetrages
Leitsatz (redaktionell)
Im Rahmen der Berechnung des § 35 EStG ist für die Berechnung der "Summe aller positiven Einkünfte" im Nenner keine quellenbezogene Beurteilung vorzunehmen. Vielmehr sind die Einkünfte aus allen Einkunftsarten in der Summe zu berücksichtigen, soweit sie nach einem horizontalen Verlustausgleich positiv sind.
Normenkette
EStG § 35 Abs. 1
Nachgehend
Tatbestand
Streitig ist die Berechnung des Ermäßigungsbetrags nach § 35 des Einkommensteuergesetzes (EStG).
Die Kläger sind Eheleute und werden zur Einkommensteuer zusammen veranlagt. Sie erzielten im Streitjahr 2008 folgende Einkünfte:
Einkunftsart |
Ehemann |
Ehefrau |
§ 13 EStG |
|
|
als Einzelunternehmer |
28.448,00 EUR |
-119.381,00 EUR |
als Mitunternehmer der Personengesellschaft (PG) I |
47.007,00 EUR |
- 2.550,00 EUR |
als Mitunternehmer der PG II |
|
43.805,00 EUR |
§ 15 EStG |
|
|
als Mitunternehmer der PG III |
863,54 EUR |
863,54 EUR |
als Mitunternehmer der PG IV |
23.526,56 EUR |
|
als Mitunternehmer der PG V |
29.475,73 EUR |
|
als Mitunternehmer der PG VI |
123.460,08 EUR |
|
als Mitunternehmer der PG VII |
-200,00 EUR |
|
als Mitunternehmer der PG VIII |
-23.677,39 EUR |
|
§ 18 EStG |
|
|
selbständige Arbeit |
2.150,00 EUR |
|
§ 20 EStG |
|
|
Kapitalvermögen |
26,00 EUR |
1.929,00 EUR |
§ 21 EStG |
|
|
Vermietung und Verpachtung |
3.478,00 EUR |
10.256,00 EUR |
Die auf die Kläger entfallenden Gewerbesteuermessbeträge 2008 im Sinne des § 35 Abs. 2 EStG belaufen sich unstreitig auf insgesamt 5.696,89 EUR und die tatsächlich zu zahlende Gewerbesteuer 2008 im Sinne des § 35 Abs. 2 EStG auf insgesamt 22.957,58 EUR.
Der Beklagte erließ unter dem 19.08.2010 einen gemäß § 164 Abs. 2 der Abgabenordnung (AO) geänderten Einkommensteuer-Bescheid für 2008, in dem er die Einkommensteuer auf 10.389,– EUR festsetzte. Im Rahmen der Berechnung der festzusetzenden Einkommensteuer berücksichtigte er einen Ermäßigungsbetrag für Einkünfte aus Gewerbebetrieb nach § 35 EStG in Höhe von 9.974,– EUR.
Die Kläger legten gegen diesen Bescheid am 09.09.2010 Einspruch ein. Sie wandten sich gegen die Höhe des berücksichtigten Ermäßigungsbetrags nach § 35 EStG.
Hinsichtlich der Einspruchsbegründung wird auf den Schriftsatz der Kläger vom 09.09.2010 Bezug genommen.
Der Beklagte erließ unter dem 05.10.2010 einen gemäß § 164 Abs. 2 AO geänderten Einkommensteuer-Bescheid für 2008, in dem er einen Ermäßigungsbetrag nach § 35 EStG nunmehr in Höhe von 11.821,– EUR berücksichtigte.
Mit Schreiben vom 19.10.2010, auf das wegen der Einzelheiten Bezug genommen wird, führten die Kläger ergänzend aus, dass auch die nunmehr von dem Beklagten vorgenommene Berechnung zu keinem sachgerechten Ergebnis führe. Der Berechnung des zutreffenden Ermäßigungsbetrags seien folgende Beträge zugrunde zu legen:
Einkunftsart |
Ehemann |
Ehefrau |
Summe |
§ 13 EStG |
75.455,00 EUR |
-78.126,00 EUR |
kein Ansatz, da neg. |
§ 15 EStG |
153.448,00 EUR |
863,00 EUR |
154.311,00 EUR |
§ 18 EStG |
2.150,00 EUR |
|
2.150,00 EUR |
§ 20 EStG |
26,00 EUR |
1.929,00 EUR |
1.955,00 EUR |
§ 21 EStG |
3.478,00 EUR |
10.256,00 EUR |
13.734,00 EUR |
Summe d. Einkünfte |
234.557,00 EUR |
-65.078,00 EUR |
172.150,00 EUR |
Tarifliche Einkommensteuer |
|
|
20.921,00 EUR |
Danach ergebe sich ein Entlastungsbetrag von 18.753,07 EUR, der wie folgt zu berechnen sei: 154.311 EUR / 172.150 EUR × 20.921 EUR = 18.753,07 EUR
Der Beklagte wies den Einspruch mit Einspruchsentscheidung vom 17.11.2010 als unbegründet zurück. In der Einspruchsentscheidung vertrat der Beklagte die Auffassung, dass die Steuerermäßigung nach § 35 EStG in Höhe von 11.823,74 EUR zutreffend berücksichtigt worden sei. Die Berechnung sei nach der Formel des § 35 Abs. 1 Satz 2 EStG erfolgt. Positive Einkünfte im Sinne dieser Berechnungsformel seien die positiven Einkünfte aus der jeweiligen Einkunftsquelle. Eine Saldierung von positiven mit negativen Einkunftsquellen innerhalb der gleichen Einkunftsarten (sogenannter horizontaler Verlustausgleich) und zwischen verschiedenen Einkunftsarten (sogenannter vertikaler Verlustausgleich) sei nicht vorzunehmen. Er verwies insoweit auf das Schreiben des Bundesministeriums der Finanzen (BMF) vom 24.02.2009 IV C 6-S 2296-a/08/10002, BStBl. I 2009, 440. Die positiven Einkünfte setzten sich wie folgt zusammen:
Einkunftsart |
Ehemann |
Ehefrau |
§ 13 EStG |
|
|
als Einzelunternehmer |
28.448,00 EUR |
kein Ansatz, da neg. |
als Mitunternehmer der PG I |
47.007,00 EUR |
kein Ansatz, da neg. |
als Mitunternehmer der PG II |
|
43.805,00 EUR |
§ 15 EStG |
|
|
als Mitunternehmer der PG III |
863,54 EUR |
863,54 EUR |
als Mitunternehmer der PG IV |
23.526,56 EUR |
|
als Mitunternehmer der PG V |
29.475,73 EUR |
|
als Mitunternehmer der PG VI |
123.460,08 EUR |
|
als Mitunternehmer der PG VII |
kein Ansatz, da neg. |
|
als Mitunternehmer der PG VIII |
kein Ansatz, da neg. |
|
§ 18 EStG |
|
|
selbständige Arbeit |
2.150,00 EUR |
|
§ 20 EStG |
|
|
Kapitalvermögen |
26,00 EUR |
1.929,00 EUR |
§ 21 EStG |
|
|
Vermietung und Verpachtung |
3.478,00 EUR |
10.256,00 EUR |
Summe der positiven Einkünfte |
258.434,91 EUR |
56.853,54 EUR |
davon positive gewerbliche Einkünfte |
177.325,91 EUR |
863,54 EUR |
Die Su...