Prof. Dr. Jana Heimel, Daniel Mönch
Finance-Prozessmodell als Standard-Leitfaden
Der Arbeitskreis hat sich zum Ziel gesetzt, ein Prozessmodell für das Finance zu entwickeln, welches als Standardwerk für die Beschreibung der Prozesse innerhalb des Finance-Bereichs herangezogen werden kann. Der Arbeitskreis hat zehn Hauptprozesse definiert, dokumentiert und ausführlich beschrieben. Die Finance-Prozesse werden standardisiert auf Teilprozess-Ebene dargestellt und grafisch veranschaulicht. Für die einzelnen Hauptprozesse werden darüber hinaus Empfehlungen für die Praxis ausgesprochen und typische KPIs zur Messung, Steuerung und Überwachung der Prozesseffizienz und -qualität genannt.
Impulse zur Optimierung der Organisation
Der Leitfaden gibt hilfreiche Best-Practice-Impulse zur optimalen Gestaltung der Aufbau- bzw. Ablauforganisation im Finance, zur Festlegung der dazugehörigen Rollen sowie für eine erfolgreiche Prozess-Leistungsmessung. Das definierte Finance-Prozessmodell liefert daher – in der hier vorliegenden Form – einen breiten Nutzen für die "Finance-Community", nicht nur in den Fragen der Standardisierung, sondern auch bei der Analyse, Bewertung und Optimierung von Finance-Prozessen sowie der damit verbundenen Umsetzung in den unterschiedlichen IT-Systemen. Darüber hinaus kann das Finance-Prozessmodell als wichtiges Referenzmodell für Benchmark-Betrachtungen, z. B. im Rahmen des Horváth & Partners CFO-Panels, herangezogen werden.
Automatisierung und Digitalisierung
Gerade im Hinblick auf steigende Effizienz- und Effektivitätsanforderungen an die Finance-Prozesse rücken die Themen Automatisierung, Digitalisierung und Big Data zunehmend in den Fokus der Betrachtung. Durch einen hohen Automatisierungsgrad können sowohl die Effizienz als auch die Effektivität im Sinne von Qualität der Finance-Prozesse und damit die des Unternehmens wesentlich gesteigert werden. Ein hoher Automatisierungsgrad im Finance-Bereich kann unter anderem durch eine konsequente Digitalisierung und Tool-Unterstützung erzielt werden. So finden sich z. B. im Prozess der Kreditorenbuchhaltung zahlreiche Stellhebel zur Steigerung der Effizienz (elektronischer Rechnungseingang, Scanning, Verwendung einer Optical Character Recognition Software oder über die Steuerung der Rechnungsfreigabe mittels eines digitalen Workflows).
Big Data
Harmonisierte Daten sowie standardisierte Prozesse mit klaren Rollen und Verantwortlichkeiten sind schließlich die Basis für die Bewältigung heutiger und zukünftiger Herausforderungen, wie Big Data, Industrie 4.0 und Predictive Analytics. Gerade der Finance-Bereich kann, zusammen mit dem Controlling, als "Hüter der Daten" einen wesentlichen Beitrag zur Transparenz und damit zur verbesserten Entscheidungsunterstützung im Unternehmen sowie zur Aufbereitung und Nutzung der vorliegenden Information liefern und so zu einem Wettbewerbsvorteil des Unternehmens beitragen.
Ausblick: Tax- und Treasury-Prozessmodelle
In großen Unternehmen und Konzernen werden die Prozesse Tax und Treasury, die in diesem Leitfaden als Hauptprozesse definiert sind, auf Grund ihrer permanent gestiegenen Bedeutung oftmals gleichbedeutend zu Controlling und Finance auf der Ebene der Geschäftsprozesse angesiedelt. Aus diesem Grund wäre eine weitere Detaillierung bzw. Ausarbeitung der beiden Aufgabenbereiche Tax und Treasury in Form einer eigenen Dokumentation durchaus denkbar und empfehlenswert. In einem solchen Tax-Prozessmodell könnten Hauptprozesse, wie Tax Accounting, Tax Reporting, Tax Policy & Controlling, Tax Risk Management, Tax Compliance oder Tax Projects, dezidiert untersucht und definiert werden, während ein Treasury-Prozessmodell die Themen Bank, Cash & Liquidity Management, Working Capital Management, Financial Risk Management, Treasury Accounting sowie Investition & Finanzierung näher beleuchten könnte.