Zusammenfassung

 
Begriff

Die Finanzprognose gehört zur Finanzplanung. Da die Finanzplanung im Wesentlichen auf zukunftsbezogene Größen zurückgreift, müssen die in die Finanzplanung eingehenden Elemente, wie z. B. die Ein- und Auszahlungen des nächsten Monats, heute, d. h. zum Zeitpunkt der Planaufstellung, prognostiziert werden. Die Qualität der Planung hängt dabei entscheidend von der Präzision der Prognose ab. Wurde die Finanzprognose in der Vergangenheit häufig nur als Instrument zur Vorhersage und Abstimmung der zukünftigen Liquidität eines Bereichs oder Unternehmens angesehen, ist sie heutzutage meistens in ein umfassendes Planungs- und Steuerungssystem eingebunden. Dabei werden die unternehmerischen Plangrößen, wie z. B. Liquiditäts-, Erfolgs- und Bilanzgrößen für die Zukunft prognostiziert.

1 Begriff und Wesen von Finanzprognose

Unter Prognosen werden im Allgemeinen

  • Wahrscheinlichkeitsurteile über das Auftreten eines oder mehrerer Ereignisse in der Zukunft verstanden,
  • die auf Beobachtungen der Vergangenheit,
  • einer Theorie über die Erklärung der Beobachtungen sowie
  • einer Annahme über die Fortgeltung der Erklärung in der Zukunft beruhen.

Dies verdeutlicht, dass Prognosen niemals mit Sicherheit abgegeben werden können, sondern dass die prognostizierten Größen nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eintreffen werden. Zudem beruhen alle Prognosen auf beobachteten Vergangenheitsdaten. Aus den Vergangenheitsdaten wird eine Theorie abgeleitet, wie diese Daten in der Vergangenheit zustande kamen. Durch das Fortschreiben der Theorie in die Zukunft kann auf zukünftige Daten geschlossen werden.

Die Prognose ist von der Planung insofern abzugrenzen, als bei der Prognose die zukünftige Entwicklung von Ereignissen lediglich passiv vorausgesagt wird, während die Planung die Zukunft aktiv gestaltet, wobei hier die Ergebnisse der Prognose Berücksichtigung finden.

Im Rahmen der Finanzprognose sind mehrere Probleme zu lösen. Der eigentlichen Prognose geht zunächst die Identifikation der planungsrelevanten Größen voraus. Denn nur für solche Größen, die als planungsrelevant identifiziert wurden, kann eine Prognose durchgeführt werden. In die Finanzprognose fließen regelmäßig die Vergangenheitswerte der finanziellen Sphäre sowie die Planung anderer betrieblicher Teileinheiten eines Unternehmens ein.

Die Prognose selbst unterliegt dem Größen- und dem Zeitproblem. Beim Größenproblem wird nach dem Volumen des jeweiligen planungsrelevanten Elements in der Zukunft gefragt. Beispielsweise ist zu prognostizieren, welche Absatzmengen und Absatzpreise sich erzielen lassen, welche Personalauszahlungen entstehen und zu welchen Wechselkursen Fremdwährungserlöse umgetauscht werden können. Im Rahmen des Zeitproblems gilt es, die Entstehung der relevanten Planungselemente in Bezug auf einen konkreten Zeitpunkt möglichst präzise vorherzusagen. Dabei ist z. B. zu prognostizieren, an welchem Tag mit dem Eingang von Verkaufserlösen zu rechnen ist bzw. wann Lieferantenrechnungen zu bezahlen sind.

Um die Komplexität der Planung zu steuern, wird häufig zwischen einer kurzfristigen und einer langfristigen Finanzplanung unterschieden. Innerhalb der kurzfristigen Finanzprognose wird eine taggenaue Prognose der zukünftigen Finanzströme und damit der Liquidität vorgenommen. Der Planungshorizont umfasst dabei häufig einen Zeitraum von einer Woche bis zu einem Monat. Längere Planungshorizonte werden im Rahmen der langfristigen Finanzprognose betrachtet. Kennzeichnend ist dabei eine deutlich gröbere Detailtiefe, die sich häufig auf wöchentliche, monatliche oder jährliche Planwerte bezieht. Daneben werden nicht nur zahlungswirksame Kenngrößen betrachtet, sondern auch zukünftige Erfolgs- und Bilanzgrößen prognostiziert.

2 Prognosemethoden

Dem Finanzmanagement stehen zur Finanzprognose verschiedene Methoden zur Verfügung. Prinzipiell lassen sich die

  • subjektiv-pragmatischen Methoden von den
  • statistisch-formalen Methoden

unterscheiden (vgl. folgende Abbildung).

Abb. 1: Prognosemethoden

2.1 Subjektiv-pragmatische Methoden

Subjektiv-pragmatische Methoden basieren auf dem Erfahrungsschatz, der Meinung und der persönlichen Einschätzung eines einzelnen Planers oder einer Gruppe von Planern. Diese Methoden sind durch persönliche, zum Teil intuitive Beurteilungen gekennzeichnet, wodurch die Planungsgrößen nicht aus einer logisch überprüfbaren, funktionalen Beziehung resultieren. Daher werden solche Methoden auch als "heuristisch" bezeichnet. Beispiele für subjektiv-pragmatische Methoden sind die Expertenbefragung, die Szenario-Technik und die Delphi-Methode.

2.2 Statistisch-formale Methoden

Im Gegensatz zu den subjektiv-pragmatischen Methoden existiert bei den statistisch-formalen Methoden eine überprüfbare, funktionale Beziehung, sodass der Prognoseprozess sowie die resultierenden Prognosegrößen auch von anderen Personen nachvollzogen werden können. Die statistisch-formalen Methoden bedienen sich einer mathematischen Formalisierung. Üblicherweise wird hier zwischen den

  • extrapolierenden Methoden und
  • kausalen Methoden

unterschieden.

Extrapolierende Methoden

Charakteristisch für die extrapolierenden Methoden ist, da...

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