2 der wichtigsten F&E-Kennzahlen beziehen sich auf den Gesamtumsatz des Unternehmens in einer Periode: die F&E-Quote (auch F&E-Intensität genannt) und der Neuproduktanteil (auch Innovationsrate genannt).
Die F&E-Quote ist eine der am häufigsten eingesetzten F&E-Kennzahlen, doch auch diejenige, die mit der größten Vorsicht zu genießen ist, steht sie doch für eine Reihe möglicher Fehlsteuerungen. Zunächst einmal sagt die F&E-Quote aus, welcher Anteil des Umsatzes in die F&E fließt:
F&E-Quote = |
F&E-Kosten |
Umsatz |
Rein informativ ist dies eine interessante Kennzahl, denn Unternehmen stecken viele Ressourcen in die F&E (vgl. Abb. 4), wobei die F&E-Quote stark branchenabhängig ist.
Abb. 4: F&E-Quoten ausgewählter Branchen
"Gefahren" der F&E-Quote
Doch leider wird diese Kennzahl häufig zur Unternehmenssteuerung durch Zielvorgaben eingesetzt und hier wird es problematisch. Z. B. ist es weit verbreitet, F&E-Budgets nach dem Tragfähigkeitsprinzip zu verteilen (Top-down-Planung: Wie viel wollen wir uns leisten?), anstatt F&E-Budgets für strategisch notwendige Projekte zu genehmigen (Bottom-up-Planung: Wie viel benötigen wir, um unsere strategischen Ziele zu erreichen?).
Es gibt keine "richtige" F&E-Quote
Erschwerend kommt hinzu, dass es keine Möglichkeit gibt, die "richtige" F&E-Quote festzulegen. Die Unternehmensberatung Strategy& untersuchte in ihrer jährlich durchgeführten "Global Innovation Study" den Zusammenhang zwischen dem Unternehmenserfolg, gemessen als Umsatzwachstum, Gewinnsteigerung oder Wertsteigerung, und der F&E-Quote.
Wichtige Erkenntnisse zur F&E-Quote
Es stellte sich heraus, dass keinerlei ursächlicher Zusammenhang zwischen der F&E-Quote und dem aktuellen oder zukünftigen Unternehmenserfolg besteht. Booz & Company kamen in diesem Zusammenhang auf eine Reihe interessanter Erkenntnisse:
- "Money doesn't buy results": Es gibt keinerlei Korrelation zwischen F&E-Quote und wirtschaftlichen Erfolgskennzahlen wie Umsatzwachstum, Rendite oder Wertsteigerung.
- "Size matters": Große Unternehmen können mit geringeren F&E-Quoten zum Ziel kommen als kleine Unternehmen, da vergleichbaren F&E-Aktivitäten im Zähler höhere Umsätze im Nenner gegenüberstehen.
- "You can be too rich or too thin": Mehrausgaben führen nicht unbedingt zum Erfolg, Kürzungen können aber zu Misserfolg führen. Eine methodische Ableitung der optimalen F&E-Quote ist nicht möglich.
- "There isn't clarity on how much is enough": Die F&E-Quoten schwanken selbst innerhalb von Branchen, daher ist keine Ableitung des wirtschaftlichen Erfolgs möglich.
- "It's the process, not the pocketbook": Erfolg scheint eher von der Qualität der Innovationsprozesse abzuhängen als von der F&E-Quote.
- "Collaboration is key": Die Ergebnisse sind dort am schlechtesten, wo am meisten abteilungsübergreifende Kollaboration erforderlich ist.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die F&E-Quote gerade im Zeitverlauf einen gewissen Informationsgehalt hat, sich aber nicht zur strategischen Steuerung des F&E-Bereichs eignet.