2.1 Definition und Ziele
Gemeinkostenbegriff
Gemeinkosten werden hier verstanden als Kosten, die nicht nach dem Verursachungs- oder Identitätsprinzip den Kostenträgern (Produkten, Dienstleistungen) eines Unternehmens zugeordnet werden können. Wie bereits angedeutet, handelt es sich beim Controlling dieser Gemeinkosten um eine vielschichtige Aufgabe. Abb. 1 veranschaulicht die unterschiedlichen Facetten des Gemeinkostencontrollings in Form eines Oktogons.
Abb. 1: Oktogon des Gemeinkostencontrollings
Zielsetzungen
Im Vordergrund des Gemeinkostencontrollings werden häufig die Höhe, die Struktur und der Verlauf der Gemeinkosten stehen, über die es zu informieren und die es gezielt zu beeinflussen gilt. Es ist aber darauf hinzuweisen, dass durch entsprechende Entscheidungen auch die Erlöse des Unternehmens verändert oder Investitionen erforderlich werden können. In solchen Fällen sind derartige Effekte ebenfalls vom Gemeinkostencontrolling bzw. in einem übergeordneten Controllingsystem zu berücksichtigen und dazu ggf. übergeordnete Zielgrößen wie Gewinn oder Kapitalwert zu verfolgen.
2.2 Objekte und Aufgaben
Objekte
Als Objekte des Gemeinkostencontrollings lassen sich die verschiedenen Gemeinkostenkategorien bzw. -elemente interpretieren, die von unterschiedlichen Kriterien ausgehend differenziert werden können:
- die Mengen- und Preiskomponenten der Gemeinkosten,
- die Kostenarten, um die es sich handelt,
- die fixen und variablen Gemeinkosten,
- die in unterschiedlichen Funktionsbereichen anfallenden Gemeinkosten sowie
- die durch Ressourcen, Prozesse und Produkte "verursachten" Gemeinkosten.
Abb. 2 zeigt die entsprechende Aufgliederung der Gemeinkosten und weist mittels eines Pfeils darauf hin, dass aus Sicht von Unternehmen der Anteil der variablen an den gesamten Gemeinkosten möglichst hoch sein sollte (dass bei der Gliederung nach Ressourcen/Produktionsfaktoren, Prozessen und Produkten eine Mehrfacherfassung von Kosten erfolgt, ist durch die nicht durchgezogenen Linien angedeutet).
Abb. 2: Objekte des Gemeinkostencontrollings
Aufgaben des Gemeinkostencontrollings
Bei den Aufgaben des Gemeinkostencontrollings kann es sich – je nach zugrunde gelegter Controlling-Konzeption – um gemeinkostenbezogene Informations-, Planungs-, Kontroll- sowie Koordinationsaufgaben handeln. Es erscheint nicht sinnvoll, hier eine Diskussion über Controlling-Konzeptionen und -Funktionen zu führen. Stattdessen wird eine umfassende bzw. integrative Sicht eingenommen: Danach soll das Gemeinkostencontrolling situationsspezifisch durch Informationsversorgung, Planung, Kontrolle und Koordination dazu beitragen, dass gemeinkostenbezogene Entscheidungen rational bzw. zielgerecht getroffen werden. Darüber leistet es dann einen Beitrag zur Senkung bzw. Begrenzung der Gemeinkosten.
Diese Aufgaben können weitgehend im Rahmen von Controlling-Regelkreisen erfüllt werden, die insbesondere eine laufende Überwachung und zielgerichtete Reaktion auf Abweichungen von erwarteten Werten ermöglichen. Die Grundstruktur derartiger Regelkreise zeigt Abb. 3.
Abb. 3: Regelkreis des Gemeinkostencontrollings
2.3 Einflussgrößen und Organisation
Einflussgrößen der Gemeinkosten
Um die Gemeinkosten gezielt beeinflussen zu können, muss man die Faktoren kennen, die ihr Entstehen und ihre Höhe maßgeblich beeinflussen. Zu diesen Kosteneinflussgrößen zählen beispielsweise solche auf strategischer, taktischer und operativer Ebene, auf die Preis- und/oder Mengenkomponenten von Gemeinkosten wirkende und wirtschaftliche und technische sowie unternehmensinterne und -externe Faktoren. Eine bedeutende unternehmensinterne (ggf. aber durch externe Entwicklungen bedingte) Einflussgröße wird oftmals die Komplexität darstellen.
Die gezielte Beeinflussung dieser Größen und damit der Gemeinkosten lässt sich mittels diverser strategischer, taktischer und operativer Maßnahmen(-bündel) vornehmen. In Abb. 1 sind beispielhaft typische Maßnahmen genannt.
Organisation des Gemeinkostencontrollings
Die Organisation des Gemeinkostencontrollings erfordert zum einen die Koordination zwischen diesem und anderen Controlling- und Management‐aktivitäten des Unternehmens, zum anderen sind aufbau- und ablauforganisatorische Regelungen erforderlich (Bildung eigenständiger Stellen oder Abteilungen oder Verzicht darauf, Zuweisung von Aufgaben und Kompetenzen etc.).
2.4 Instrumente
Für das Gemeinkostencontrolling ist eine Reihe von Instrumenten nutzbar.
Dazu zählt die traditionelle Kostenrechnung, innerhalb derer die (kostenträgerbezogenen) Gemeinkosten in der Kostenartenrechnung erfasst, dann innerhalb der Kostenstellenrechnung Kostenstellen zugeordnet, zwischen diesen verrechnet sowie für die Kostenträgerrechnung aufbereitet und schließlich den Kostenträgern zugerechnet werden. Im Rahmen der traditionellen Kostenrechnung ka...