Prof. Oliver Gassmann, Roman Sauer
Motivation für BMI kann vielfältig sein
Ein Geschäftsmodell zu innovieren bedeutet vor allem für etablierte Unternehmen eine große Herausforderung. Wettbewerbsbeherrschende Unternehmen sehen sich einem intensiven Kostenwettbewerb entgegengesetzt und weisen eine meist gut ausgebaute Kundenbasis sowie mehrere etablierte Konkurrenten auf. Gleichzeitig sinkt in reifen Industriezweigen das Potenzial, durch Prozessinnovationen oder Kosteneinsparungen Wettbewerbsvorteile zu erlangen. Häufig fällt aus dieser Motivation heraus der Begriff BMI, bei dessen Durchdringung es jedoch einige Barrieren zu überwinden gilt.
Starre Prozesse verhindern BMIs
Aus einer reinen Organisationsperspektive heraus ist zunächst eine "organisationale Trägheit" zu beobachten. Starre Prozesse und Strukturen wirken dem Streben nach radikaleren Geschäftsmodellansätzen, die nicht nur das Produkt, sondern auch Veränderungen in Wertschöpfungsdimensionen beinhalten, entgegen. Das Eingehen hoher Risiken und die Implementierung agilerer Prozesse werden meist durch restriktiv gehandhabte Freigaben und Zuteilungen von Budgets unterbunden.
BMIs können das angestammte Geschäft schädigen
Ergänzen wir die Organisationsperspektive zusätzlich um die Ressourcenperspektive, um zu erörtern, weshalb das Thema BMI in Großunternehmen häufig scheitert: Zunächst ist anzuführen, dass Unternehmen allzu oft auf die Hebelwirkung bereits existierender Ressourcen und auf die damit einhergehenden Kernkompetenzen setzen. Das Anliegen, bewährte Geschäftsfelder zu erhalten und sie nicht zu kannibalisieren, dominiert häufig die Denkweise. Da BMIs jedoch meist disruptiven Charakter aufweisen, bedarf es nach Schumpeter einer schöpferischen Zerstörung.
Systematische Methodik erforderlich
Um der eigentlichen Tatsache auf den Grund zu kommen, weshalb Innovationsvorhaben im Geschäftsmodellbereich misslingen, reichen diese beiden bewährten Erklärungsansätze jedoch nicht aus. Vielmehr ist unserer Meinung nach bei der Herausforderung, ein Geschäftsmodell zu innovieren, eine kognitive Perspektive erforderlich. Großunternehmen fällt es schwer immerwährend in den vier Dimensionen eines Geschäftsmodells zu denken. Dieses eher starre Denken verhindert das Durchbrechen der dominanten Branchenlogik. Erforderlich ist daher eine methodische Unterstützung, um kreatives Denken zu stimulieren und die Aufspannung eines großen Lösungsraums für BMIs zu ermöglichen. Die hier vorgestellte Methodik stellt einen Ansatz dar, der es vermag, diese Barrieren zu überwinden.