Prof. Dr. Wolfgang Wiesmann, Prof. Dr. Mike Schulze
Im Zuge der Zentralisierung gehen Entscheidungs- und Ausführungskompetenzen für bestimmte Funktionen von einer lokalen Stelle im Unternehmen auf eine zentrale Organisationseinheit über. Damit wird vor allem das Ziel verfolgt, einen hohen Standardisierungsgrad zu erreichen, um Effizienz- und Synergieeffekte zu realisieren. Ein wichtiger Hebel dafür ist die Bündelung von Aktivitäten in einem Shared Service Center (SSC). Innerhalb des SSC kann zwischen einem Center of Scale (CoS) und einem Center of Expertise (CoE) unterschieden werden. Während das CoS hoch transaktionale Aktivitäten (z. B. Kostenrechnung, Standard-Reporting) mit einem starken Fokus auf Effizienzsteigerungen ausführt, bietet das CoE kompetenzbasierte Unterstützungsleistungen für die verschiedenen Unternehmensbereiche an. Dazu gehören typischerweise Projektarbeiten, Beratungsleistungen, die Entwicklung von Prozessstandards sowie die Erstellung und Pflege von Arbeitsanweisungen.
Während End-to-End-Prozessketten im Rechnungswesen (Purchase-to-Pay, Order-to-Cash, Record-to-Report) bereits in einem hohen Maße im SSC organisiert sind, besteht im Controlling noch ein deutliches Nachholpotenzial. Ein Grund dafür dürfte in der Herausforderung liegen, trotz der Zentralisierung des Controllings weiterhin eine ausreichende Betreuung des Managements vor Ort sicherzustellen. Die zunehmende Nutzung digitaler Kommunikationswege kann dazu beitragen, die Führung im Controlling künftig verstärkt zentral zu organisieren und weiterhin eine optimale lokale Betreuung der Ansprechpartner sicherzustellen.
Während die Controller im zentralen Organisationsansatz geschäftsbereichsübergreifend vom Leiter des Zentralcontrollings unmittelbar geführt werden, liegt die Führung der Controllingorganisation der Geschäftsbereiche und der Regionen nach dem Ansatz der Dezentralisierung in den Händen der Geschäftsbereichs- bzw. Regionsverantwortlichen. Das dezentrale Controlling ist somit in den jeweiligen Geschäftsbereichen und Regionsorganisationen verankert.
Bei den vorgenannten Gestaltungsdimensionen der Controllingorganisation handelt es sich um grundlegende organisatorische Ausrichtungen. Inwieweit die verschiedenen Gestaltungsoptionen jeweils geeignet sind, hängt vom konkreten Fall ab. Somit sind sie vor dem Hintergrund der unternehmensindividuellen Einflussfaktoren auf die Controllingorganisation zu bewerten.