Dipl.-Betriebsw. Wilfried Wurms
Kalkulationsrate setzt sich aus Ist- und Planwerten zusammen
Zu Beginn müssen aus dem System die angefallenen Kosten für den Skeirider 1000, aufgeteilt nach Buchungsjahren, erfasst werden. Die Planungsmatrix (vgl. Abb. 6) zeigt in den Zeilen das jeweilige Lieferjahr und in den Spalten die Buchungsjahre, in denen die anfallenden Kosten gebucht werden. Die Addition der Buchungsjahre (Spalten) ergibt die Summe der auf das Lieferjahr bezogenen Gewährleistungskosten.
Die gelben Felder zeigen die bereits angefallenen Kosten des Beispiels. Die blauen Zellen zeigen die Plankosten, die in den Buchungsjahren, beginnend mit 2014, anfallen werden. Selbst das Gewährleistungsvolumen aus den Lieferungen des GJ 2011 ist im GJ 2014 nicht vollständig bekannt und muss um Planwerte vervollständigt werden (hellblau hinterlegt). Zusätzlich wird die Anzahl der verkauften und zu verkaufenden Skeirider-1000-Motorräder der Jahre 2010 – 2015 ermittelt und in die Tabelle übernommen. Auch für das Lieferjahr 2011 wird der Planwert ermittelt (Absatzvolumen × Kosten 4. Jahr GWL empirisch). Die errechneten 325.000 EUR entsprechen 5 % der gesamten Kostensumme des Lieferjahres.
Abb. 6: Übersicht über Absatz und Kosten pro Buchungsjahr (gelber Bereich)
Durch die Division der angefallenen Kosten pro Buchungsjahr durch die Absatzstückzahl des Lieferjahres in t0 ergeben sich in Abb. 7 die Kosten pro Stück des zum Lieferjahr referenzierenden Buchungsjahres, z. B. 450.000 EUR/3.000 = 150 EUR (für 2010). In Summe ergeben sich für LJ 2010 1.500 EUR und für LJ 2011 1.300 EUR. Das sind die GWL-Raten für die Produktkalkulation.
Abb. 7: Übersicht über die Kosten je abgesetztes Motorrad pro Jahr
Zur Bestimmung der Planwerte (blau) wird eine Multiplikation der Durchschnittskosten des betreffenden Planjahres mit der Absatzmenge durchgeführt. Soweit für die Planungszeiträume die GWL-Anteile aus den Lieferjahren noch nicht vorliegen, werden sie aus der Vergangenheit abgeleitet, wobei Einflüsse aus der Qualitätsveränderung (Produktverbesserung, Risiko aus neu entwickelten Komponenten etc.), Tarifabschlüssen usw. mit einfließen.
Es ergeben sich die Planwerte für die Buchungsjahre.
Beispiel: 5.000 Stück (Absatz) × 65 EUR = 325.000 EUR für Lieferjahr 2011 und Buchungsjahr 2014.
Abb. 8:Planungsrechnung für das Kostenvolumen in den Planjahren (grauer Bereich für Jahre 2014 ff.)
Ermittlung der prozentualen Verteilung der Kosten zur Planungsunterstützung.
Beispiel zur Ermittlung des Planwerts aus dem Prozentanteil: 1.3000.000/20 × 5 =325.000 als Planwert, der aus dem Ist des VJ abgeleitet wurde.
Abb. 9:Prozentuale Verteilung der Plankosten auf die Planjahre
Zusammengefasst zeigt sich, dass auf Basis des im Beispiel unterstellten hohen Absatzes in 2014, die Gewährleistungskosten des GJ 2015 lt. Plan steigen werden. Man sieht auch, dass sich die geplanten Kosten des GJ 2014 aus den Lieferjahren 2010 – 2014 und aus unterschiedlichen Kostenanteilen dieser Lieferjahre zusammensetzen. D. h., man hat bei Betrachtung der GWL-Kostensumme von 8,4 Mio. EUR im GJ 2014 nicht direkt den Volumenbezug, um eine qualitative Bewertung der Zahl vornehmen zu können. Hierzu bedarf es entsprechender Berechnungen, wie oben gezeigt. Die Jahre vor 2014 sind z. T. bereits fertig abgerechnet.
Geschäftsjahresaufwand ermitteln
Abb. 10: Ermittlung der kumulierten Plan-GWL-Kosten für die GJ 2014 und 2015
Für die im GJ 2014 abzusetzenden Motorräder sind 1.200 EUR in der Kalkulation anzusetzen, für die in 2015 zu liefernden Motorräder sind 1.100 EUR anzusetzen, da mit einer Qualitätsverbesserung zu rechnen ist.
Volumeneffekt in der GWL
Trotz allem steigen im GJ 2015 die Gewährleistungskosten, da sich in 2015 die Auswirkungen aus dem hohen Absatz des GJ 2014 bemerkbar machen und im GJ 2015 die Gewährleistungskosten anfallen (Schäden). Über eine Planung mittels einer Planungsmatrix erhält man die Möglichkeit, volumenbedingte Effekte planen zu können.
GWL-Kosten in die Kalkulation per Rate mit einkalkulieren
Die Kosten pro Produkt lassen sich im Deckungsbeitrag mit einkalkulieren. Dies würde wie folgt für das GJ 2014 aussehen:
Abb. 11:Übernahme der Gewährleistungskosten in die Ergebnisrechnung
Im DB 1 des Produkts würde die ermittelte Rate für das GJ 2014 als Kosten einkalkuliert. Die Über-Unterdeckung der GWL-Kosten könnte nach dem DB2 analog den Gemeinkosten über alle zu produzierenden Produkte der Periode erfolgen. Die effektiven GWL-Kosten des GJ 2014 setzen sich wie oben beschrieben aus den aggregierten Kosten der unterschiedlichen Lieferjahre zusammen.
Überprüfung der kalkulierten Kostensätze
Zu jeder neuen Planungsrunde sollten die kalkulierten Raten überprüft werden. Die aktuellen Kosten sind aus dem System neu auszuwerten. Die Kosten werden wieder in o. g. Planungsmatrix eingestellt.
Bekannte Effekte wie Tarifabschlüsse oder Verbesserungspotenziale fließen in die aktuelle Betrachtung ein.