Im Folgenden soll für ausgewählte kennzahlenbasierte Steuerungsinstrumente diskutiert werden, ob und wie eine Integration von ökologischen und sozialen Zielen gelingen kann. Hierfür wurde bereits eine Vielzahl unterschiedlicher Konzepte entwickelt. Da die Balanced Scorecard (BSC) das mit Abstand bekannteste und verbreitetste kennzahlenbasierte Steuerungsinstrument ist, basieren viele dieser Konzepte auf der BSC. Neben der Balanced Scorecard haben in den letzten Jahren insb. 2 weitere Steuerungsinstrumente im deutschsprachigen Raum Aufmerksamkeit auf sich gezogen: Hoshin Kanri sowie Objectives & Key Results. Für die nachfolgenden Ausführungen wurden daher diese 3 Steuerungsinstrumente ausgewählt.
3.1 Balanced Scorecard (BSC)
In Abb. 1 wurde bereits der typische Aufbau der BSC dargestellt. Da keine dieser 4 Perspektiven explizit Ökologie und Soziales abdeckt, müsste die Struktur der BSC entsprechend angepasst werden. Diese Flexibilität ist im Konzept der BSC von vornherein angelegt. So erwähnen bereits Kaplan und Norton in ihrem grundlegenden Werk die Möglichkeit, die BSC um eine zusätzliche Perspektive zu ergänzen. Sie berichten sogar von einem Unternehmen, welches eine zusätzliche Perspektive zur Abbildung der "Umweltfrage" eingeführt hat.
Die BSC ist insofern kein starres Konzept, sondern kann und sollte strukturell an die spezifischen Rahmenbedingungen und Bedürfnisse der jeweiligen Organisation angepasst werden. In der Literatur findet sich entsprechend eine kaum überschaubare Anzahl und Vielfalt an BSC-Variationen. Hierbei werden u. a. Perspektiven umbenannt, eine oder mehrere zusätzliche Perspektiven eingeführt und/oder die Reihenfolge der Perspektiven geändert.
Zu beachten ist hierbei allerdings, dass die Anpassung der BSC-Struktur nicht willkürlich erfolgen darf, sondern stets auf der Basis von logischen Wirkungsketten erfolgen sollte (siehe Kap. 1.2). Aufgrund der vorangegangenen Ausführungen zur Beiordnung ökologischer und sozialer Ziele zu den finanziellen Zielen (siehe Kap. 2.1) erscheint es folgerichtig, Ökologie und Soziales grundsätzlich auf derselben Ebene wie Finanzen einzuordnen. Hierfür bieten sich folgende 3 Alternativen an (siehe Abb. 3):
Abb. 3: Abbildung der Nachhaltigkeit in der Balanced Scorecard
- Die Finanzperspektive wird in Nachhaltigkeitsperspektive umbenannt. Dies hat den Vorteil, dass der Gedanke der Triple Bottom Line gut abgebildet wird. Als Nachteil ist zu nennen, dass durch die Zusammenfassung von finanziellen, ökologischen und sozialen Zielen in einer Perspektive diese Perspektive sehr umfangreich wird. Zudem kommt die besondere Stellung der finanziellen Ziele nicht zur Geltung.
Neben der Finanzperspektive wird eine weitere Perspektive "Ökologie & Soziales" gebildet. Der Vorteil hierbei ist, dass die besondere Bedeutung der Finanzperspektive zur Geltung kommt. Als Nachteil ist zu nennen, dass von vornherein ein Widerspruch zwischen finanziellen Zielen einerseits und sozialen und ökologischen Zielen andererseits angenommen werden könnte.
"Nachhaltigkeit "kein passender Perspektivenname
Diese zusätzliche Perspektive "Nachhaltigkeit" zu nennen erscheint hingegen nicht zielführend, da zur Nachhaltigkeit gemäß dem Triple Bottom Line-Gedanken ja gerade auch die finanzielle Nachhaltigkeit gehört.
- Die Bildung zweier zusätzlicher Perspektiven "Ökologie" sowie "Soziales", deren Bewertung ähnlich der zweiten Alternative ist. Allerdings ist hier als weiterer Vorteil zu nennen, dass der Gedanke der Triple Bottom Line wiederum gut abgebildet wird.
Welche dieser 3 geeigneten Alternativen ein Unternehmen wählen sollte, muss im Einzelfall unter Abwägung der Vor- und Nachteile entschieden werden. In Abgrenzung hierzu sollen jedoch noch weitere Möglichkeiten angesprochen werden, die allerdings weniger geeignet erscheinen:
- Die Bildung einer eigenständigen BSC zur Abbildung der ökologischen und sozialen Ziele, da dies dem Ansatz der Parallelität entspräche (siehe Kap. 2.3). Davon abzugrenzen ist jedoch eine aus der Unternehmens-BSC abgeleitete BSC für den Funktionsbereich Nachhaltigkeitsmanagement. Eine solche Ableitung ist genauso sinnvoll wie die Ableitung von BSCs für andere Bereiche wie Vertrieb, Forschung & Entwicklung etc.
- Die Einordnung einer Perspektive "Ökologie & Soziales" an anderer Stelle in der Wirkungskette, da dies dem Gedanken der Triple Bottom Line nicht gerecht werden würde.
- Die Integration von ökologischen und sozialen Zielen innerhalb der typischen 4 Perspektiven. Auch dies würde dem Gedanken der Triple Bottom Line nicht gerecht, da die ökologischen und sozialen Ziele nicht prominent genug abgebildet wären. Eine solche Vorgehensweise würde vielmehr die Unterordnung der ökologischen und sozialen Ziele unter die finanziellen Ziele implizieren (siehe Kap. 2.1). Dass unabhängig davon Ziele mit ökologischem und sozialem Charakter innerhalb der Kunden-, Prozess- und Lernperspektive aufgenommen werden können, steht hierzu nicht im W...