In vielen Fällen sind die klassischen Verfahren der Kalkulation immer noch erste Wahl. Sie sind im Laufe der Zeit an die geänderten Verhältnisse angepasst und weiterentwickelt worden. Die wesentlichen Verfahren, die an dieser Stelle vorgestellt werden, sind:
- Divisionskalkulation,
- Äquivalenzziffernkalkulation,
- Zuschlagskalkulation,
- Verrechnungssatzkalkulation,
- Kalkulation von Kuppelprodukten,
- Maschinenstundensatzkalkulation,
- Handelskalkulation.
2.1 Divisionskalkulation
Bei einer Divisionskalkulation werden die Kosten eines Zeitraumes durch die Anzahl der im selben Zeitraum erstellten Leistungseinheiten dividiert und auf diesem Wege die Kosten je Einheit ermittelt. Die Divisionskalkulation eignet sich für Unternehmen mit einer Massenfertigung gleicher Produkte.
Formen der Divisionskalkulation
In der einfachsten Form der Divisionskalkulation werden die Gesamtkosten des Unternehmens durch die Produktmenge dividiert (einstufige Divisionskalkulation). Eine Verfeinerung des Verfahrens im Interesse einer besseren Transparenz stellt die Aufteilung dieser Gesamtkosten in Fertigungsmaterial und sonstige Kosten dar. Die Divisionskalkulation lässt sich weiter durch die Unterteilung nach Kostenstellen und Kostenarten verfeinern. Die Unterteilung nach Kostenarten ist sinnvoll, wenn mit unterschiedlichen wertmäßigen Entwicklungen für die einzelnen Kostenarten gerechnet werden muss. Wenn es aufgrund der Unternehmensgröße oder bei einer Zwischenlagerbildung sinnvoll erscheint, jede Fertigungsstufe als geschlossene Fertigungseinheit zu betrachten, kann jede Stufe nach der Divisionskalkulation gesondert abgerechnet werden (mehrstufige Divisionskalkulation).
Anwendungsgebiete der Divisionskalkulation
Die Divisionskalkulation wird in Betrieben mit Fließfertigung und mit mehrstufiger Produktion angewandt. Voraussetzung ist, dass es sich dabei um Massenprodukte handelt. Beispielsweise findet die Divisionskalkulation in der Handyfertigung Anwendung. Vor allem in der Grundstoffproduktion, wie der Sand- und Kiesgewinnung, im Bereich Steine und Erden, im Bergbau, in der Metallgewinnung, in der Zementfabrikation kann die Divisionskalkulation erfolgreich eingesetzt werden. Auch in der Zigarettenindustrie, in der Automobilfertigung, in der Nahrungsmittelindustrie findet die Divisionskalkulation Anwendung. Dabei handelt es sich um die mehrstufige Divisionskalkulation, bei der praktisch für jede Fertigungsstufe kalkuliert wird und die Werte dann in die nächste Stufe einfließen. Dies muss so geschehen, um Lagerbestände zu berücksichtigen.
2.2 Äquivalenzziffernkalkulation
Als Äquivalenzziffern bezeichnet man Zahlen, mit deren Hilfe das Verhältnis unterschiedlicher Werte pro Recheneinheit zueinander in Beziehung gebracht wird. Sie dienen als Multiplikatoren, um in ihrem Wert unterschiedliche Größen entsprechend ihrem Gewicht zueinander ins Verhältnis zu setzen.
Die Kalkulation mit Äquivalenzziffern lässt sich in Fällen einsetzen, in denen gleichartige Produkte den Betrieb oder einzelne Fertigungsstufen unterschiedlich in Anspruch nehmen oder in denen unterschiedliche, aber verwandte Produkte den Betrieb oder einzelne Fertigungsstufen entweder gleichermaßen oder in unterschiedlichem Umfang durchlaufen. Dies gilt beispielsweise für eine Serienfertigung mit unterschiedlichen Modellvarianten.
Mit Hilfe der Äquivalenzziffernkalkulation wird die unterschiedliche Kostenverursachung verschiedener Produkte rechnerisch einbezogen. Ziel hierbei ist, durch die Umrechnung auf ein "Einheitsprodukt" die Divisionskalkulation anwenden zu können. Der Festsetzung der Äquivalenzziffern müssen Analysen über die stofflichen, fertigungstechnischen und zeitlichen Unterschiede bei der Herstellung der einzelnen Produkte vorausgehen.
2.3 Zuschlagskalkulation
Die Zuschlagskalkulation ist die mit Abstand bekannteste Form der Kalkulation. Sie kommt dort zur Anwendung, wo die Kalkulation mit Äquivalenzziffern und die Divisionskalkulation an ihre Grenzen stoßen. Das ist der Fall, wenn die Produkte und Leistungen so unterschiedlich sind, dass die vorher beschriebenen Verfahren nicht sinnvoll einsetzbar sind.
Die Zuschlagskalkulation setzt eine produkt- bzw. auftragsbezogene (kostenträgerbezogene) Erfassung der verbrauchten Einzelkosten (Fertigungslohn, Material usw.) und eine entsprechend gegliederte Kostenstellenrechnung voraus.
Prinzip der Zuschlagskalkulation
Die Zuschlagskalkulation rechnet die Einzelkosten direkt den Kostenträgern (Aufträge, Produkte) zu und verteilt die Gemeinkosten mit Hilfe von Zuschlagssätzen auf die Kostenträger. Die Zuschlagssätze werden gebildet, indem das prozentuale Verhältnis der entsprechenden Gemeinkosten zu bestimmten Einzelkosten oder Kostenbereichen ermittelt wird (siehe Betriebsabrechnungsbogen). Bezugsgrößen für die Zuschlagssätze können beispielsweise der Fertigungslohn, das Material, die Fertigungskosten, die Herstellkosten, die Selbstkosten sein. Die Bezugsgrößen sollen so gewählt werden, dass sie sich in ihrem Kostenverlauf möglichst proportional zur Entwicklung der Gemeinkosten verhalten.