2.1 EBITDA und Umsatzrendite
Operative Leistungsfähigkeit vor Investitionen
Die Kennzahl EBITDA (Earning Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization) beschreibt die operative Ertragskraft der Firma. Sie ist unabhängig von Finanzierungs- und Steuerbelastungen. Da ein Unternehmen für die Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebes häufig Ersatzinvestitionen vornehmen muss, dient sie lediglich zur Analyse der operativen Leistungsfähigkeit vor Investitionen. Sie sagt jedoch wenig über die langfristige Leistungsfähigkeit und Stabilität einer Firma aus. Denn je anlagenintensiver das Geschäftsmodell ist, desto mehr werden die tatsächliche Ertragskraft und somit auch der Cashflow belastet.
Im Fallbeispiel zeigt das EBITDA in den ersten 4 Jahren eine positive Entwicklung, dann fiel es gravierend ins Negative ab:
Jahr 1 TEUR |
Jahr 2 TEUR |
Jahr 3 TEUR |
Jahr 4 TEUR |
Jahr 5 TEUR |
34,4 |
43,4 |
148,1 |
535,2 |
./. 119,6 |
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Umsatzrendite (UR). Sie ist definiert als:
Umsatzrendite: |
UR = |
Jahresüberschuss |
× 100 |
Umsatzerlöse |
und entwickelt sich wie folgt:
Jahr 1 |
Jahr 2 |
Jahr 3 |
Jahr 4 |
Jahr 5 |
7,1 % |
3,6 % |
10,4 % |
14,8 % |
./. 12,3 % |
EBITDA und Umsatzrendite begründen aber nicht den Leistungsabfall. Sie zeigen ihn nur auf. Dazu bedarf es weiterer Analysen bei der Rentabilität.
2.2 Materialquote
Einen auffälligen Verlauf zeigt die Materialquote (MQ). Sie veranschaulicht, wie hoch der Anteil des Materialaufwandes an der Gesamtleistung ist.
Materialquote: |
MQ = |
Materialaufwand |
× 100 |
Gesamleistung |
Jahr 1 |
Jahr 2 |
Jahr 3 |
Jahr 4 |
Jahr 5 |
56,1 % |
52,5 % |
16,6 % |
26,4 % |
58,0 % |
Eine sinkende Materialquote ist ein Indiz für bessere Rohertragsmargen des Geschäftes. Der deutliche Abfall im 3. und 4. Jahr erfordert eine nähere Betrachtung. Was ist passiert?
Die Unternehmensanalyse ergab, dass der Betrieb in dieser Zeit erhebliche Umsätze im Verleihgeschäft generierte, während im 1., 2. und 5. Jahr das Verkaufsgeschäft größeren Einfluss hatte.
Materialquote hängt von Veränderungen im Geschäftsmodell ab
Das ist an sich kein Problem für ein Unternehmen, wäre da nicht gleichzeitig eine mangelnde Abgrenzung des Anlage- und Lagerbestandes aufgetreten. Durch das spezifische Modul-Bausystem wurden die Spezialgeräte mal als Umlaufvermögen, mal als Anlagevermögen deklariert. Eine Inventur im Umlaufvermögen fand nur einmal im Jahr sehr oberflächlich, eine Anlageninventur gar nicht. Das wirft Fragen zur Werthaltigkeit des Bestandes auf.
Im Verleihgeschäft wurden neben den Wirtschaftsgütern des Anlagevermögens auch immer mal wieder Güter des Umlaufvermögens hinzugezogen. Über die Verwendung gab es keine Aufzeichnungen, sodass es mit der Zeit zu einer Vermischung zwischen Anlage- und Umlaufvermögen kam.
Lagerbestand mangelhaft abgegrenzt
Die Folge: Die Kalkulation der einzelnen Geschäftsvorgänge war sehr ungenau. Das hatte auch erheblichen Einfluss auf die Jahresabschlüsse. So wurden durch die mangelhafte Abgrenzung von Anlage- und Umlaufvermögen insbesondere im 3. und 4. Jahr die Geschäftsergebnisse besser bewertet als sie in Wirklichkeit waren.
Ergebnis wurde viel zu hoch ausgewiesen
Eine sorgfältige Inventur mit klarer Definition des Equipments in Anlagevermögen und Umlaufvermögen sowie korrekten Zählwerten hätte eine andere Bestandsveränderung ergeben. Das Gefühl des Firmeninhabers "Das Geschäft läuft ja bestens" wäre skeptischer ausgefallen. Er hätte den Veränderungen im 5. Jahr sensitiver begegnen können.
2.3 Personalquote
Die Personalquote (PQ) oder Personalaufwandsquote gibt Aufschluss darüber, welchen Anteil der Personalaufwand an der Gesamtleistung einnimmt.
Personalquote: |
PQ = |
Personalaufwand |
× 100 |
Gesamtleistung |
Der Verlauf dieser Kennziffer zeigt ein grundlegendes Problem des Unternehmens.
Jahr 1 |
Jahr 2 |
Jahr 3 |
Jahr 4 |
Jahr 5 |
15,2 % |
15,6 % |
7,8 % |
4,3 % |
9,8 % |
Die Geschäftsführung hat es versäumt, im Wachstumsprozess die Strukturen anzupassen. Trotz einer Umsatzsteigerung um das 5- bis 6-fache im 4. Jahr gegenüber dem 1. Jahr blieb die Mitarbeiterzahl konstant. Die Firma wurde personell vom Erfolg überrollt. Der Inhaber konzentrierte sich auf den Vertrieb und vernachlässigte den kaufmännischen Bereich.
Personalquote zeigt strukturellen Anpassungsbedarf an
Bereits im 3. Jahr wäre bei einer Analyse der Personalquote ersichtlich gewesen, dass die Mitarbeiter das Wachstum des Geschäftes allein nicht begleiten können. Spätestens jetzt hätte die Geschäftsführung Aufgaben delegieren und Personal einstellen müssen. Ein qualifizierter kaufmännischer Mitarbeiter hätte die Probleme vermutlich rechtzeitig erkannt.
Stattdessen hat der Geschäftsführer angesichts der guten Entwicklung sein Gehalt aufgebessert. Die Personalquote erhöhte sich dadurch wieder – strukturell änderte sich im Unternehmen aber nichts.
2.4 Sonstige betriebliche Aufwandsquote
Mit der Kennzahl Sonstige betriebliche Aufwandsquote (SbAQ) wird charakterisiert, welchen Anteil an der Gesamtleistung durch die Sonstigen betrieblichen Kosten aufgewendet werden müssen. Sie umfassen sowohl variable Kosten als auch Fixkosten.
SbA-Quote: |
SbAQ = |
Sonstiger betrieblicher Aufwand |
× 100 |
Gesamtleisung |
Im F...