4.3.1 Ermittlung und allgemeine Interpretation
Umschlagskennzahlen dienen einerseits zur Berechnung der Umschlagshäufigkeit, d. h. wie oft sich eine Vermögensposition (Bestandsgröße) im Jahr durchschnittlich umschlägt. Andererseits dienen sie zur Berechnung der Umschlagsdauer. Die Umschlagsdauer sagt aus, wie viele Tage einzelne Vermögenspositionen in der Unternehmung verbleiben, bis sie entweder verbraucht (Vorräte), veräußert (Warenlager) oder bezahlt werden (Kundenforderungen = durchschnittlich beanspruchtes Zahlungsziel der Kunden). Die Umschlagsdauer der Lieferantenverbindlichkeiten sagt aus, welches Zahlungsziel die Unternehmung im Durchschnitt bei ihren Lieferanten hat bzw. in Anspruch nimmt.
Umschlagshäufigkeit: UH [1/Jahr] |
= |
Summe der Jahresbewegungen (Abgänge von der Vermögensposition) |
|
durchschnittlicher Bestand |
Umschlagshäufigkeit: UD [Tage] |
= |
365 [Tage/Jahr] |
|
Umschlagshäufigkeit [1/Jahr] |
Je höher die Umschlagshäufigkeit, desto kürzer ist die Umschlagsdauer. Problematisch ist in der Praxis, dass die Ermittlung des Durchschnittsbestandes gerade bei Saisonbetrieben kritisch ist. Umschlagskennzahlen können grundsätzlich für jede beliebige Bestandsgröße (Vermögen, Kapital) berechnet werden; als besonders aussagefähig werden sie für folgende Größen angesehen: Vorräte, Lieferforderungen und Lieferverbindlichkeiten (vgl. Abb. 10).
Abb. 10: Umschlagskennzahlen
4.3.2 Anwendung auf die Fallstudien
Die Berechnung des Warenumschlages macht nur bei der Handelskette Sinn. Die Handelswarenumschlagsdauer beträgt 18 Tage. Für produzierende Unternehmen wäre die Kenntnis der Kalkulationen erforderlich, um die Herstellkosten des Umsatzes zum Fertigwarenbestand in Relation setzen zu können. Es ist aber die durchschnittliche Rohmateriallagerdauer errechenbar, sie beträgt beim Anlagenbauer 31,4 Tage und beim Konsumgüterproduzenten 5,8 Tage.
Supermarktkette und Konsumgüterproduzent haben durch den ständigen Waren- und damit Geldstrom die Möglichkeit, ihre liquiden Mittel nur für sehr kurze Zeit verfügbar zu halten, es kommt ständig neues Geld ins Unternehmen. Die eher projektorientierten Unternehmen (Softwarehaus und Anlagenbauer) mit eher unregelmäßigen Zahlungsströmen müssen für einen längeren Zeitraum vorsorgen.
Bei der Berechnung des Forderungsumschlages ("Collection Period") ist die in den Forderungen enthaltene Mehrwertsteuer (in unseren Beispielen 19 %) zu berücksichtigen. Supermärkte haben großteils Barzahlungsverkäufe und daher nur eine sehr kurze durchschnittliche Forderungsdauer. Der Anlagenbauer hat hingegen lange Zahlungsziele von durchschnittlich mehr als einem Monat, nicht unüblich für die Branche.
Umschlagsdauern (in Tagen) |
Supermarktkette |
Anlagenbauer |
Konsumgüterproduzent |
Softwareunternehmen |
Warenlagerumschlagsdauer |
18,0 |
– |
– |
– |
Materiallagerumschlagsdauer |
– |
31,4 |
5,8 |
– |
|
|
|
|
|
Umschlagsdauer Forderungen |
0,5 |
35,3 |
23,1 |
7,9 |
Abb. 11: Umschlagskennzahlen der 4 Fallstudien