Rz. 9
Damit nicht jedes Unternehmen einen Kontenrahmen aufstellen muss, haben Wirtschaftsverbände verschiedene Musterkontenrahmen für einzelne Branchen (z. B. Einzelhandel, Industrie, Großhandel) entwickelt. Nachfolgend wird auf 3 der gängigsten Kontenrahmen in der Industriebuchhaltung kurz näher eingegangen.
3.1 Gemeinschaftskontenrahmen
Rz. 10
Im Jahre 1951 hat der "Betriebswirtschaftliche Ausschuss des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI)" den Gemeinschaftskontenrahmen der Industrie (GKR) herausgegeben, der nach dem dekadischen System aufgebaut ist. Der GKR verwendet das Prozessgliederungsprinzip, sodass ein Einkreissystem vorliegt. Die Kontenklassen 0-3 erfassen dabei die Beschaffung, die Kontenklassen 4-7 die Produktion und die Kontenklasse 8 den Absatz. Dem Abschluss dient die Kontenklasse 9.
Die folgende Abbildung zeigt den Aufbau des GKR:
|
Kontenklasse |
Inhalt der Kontenklasse |
Beschaffung |
0 |
Anlagevermögen und langfristiges Kapital |
1 |
Umlaufvermögen und kurzfristige Verbindlichkeiten |
2 |
Neutrale Aufwendungen und Erträge |
3 |
Material- und Warenbestände |
Produktion |
4 |
Kostenarten |
5 |
Platzhalter für Kostenstellenrechnung |
6 |
Platzhalter für Kostenstellenrechnung |
7 |
Bestände an fertigen und unfertigen Erzeugnissen |
Absatz |
8 |
Erlöse und andere betriebliche Erträge |
Abschluss |
9 |
Abschlusskonten |
Abb. 3: Aufbau des Gemeinschaftskontenrahmens
Aufgrund der nicht vorhandenen Trennung von Finanzbuchhaltung und Kostenrechnung fand der GKR keine große Zustimmung, da eine kurzfristige Erfolgsrechnung durch den geschlossenen Abrechnungskreis der Finanz- und Kostenrechnung aufwendiger ist als bei getrennten Rechnungskreisen. Als weiterer Mangel ist zu nennen, dass durch die Entwicklungen im Bilanzrecht und in der Kostenrechnung der GKR den Anforderungen der Wirtschaft nicht mehr im vollem Umfang Rechnung trägt.
3.2 Industriekontenrahmen
Rz. 11
Im Jahre 1971 wurde aufgrund der Schwächen des GKR der Industriekontenrahmen der Industrie (IKR) vom BDI herausgegeben. Infolge des Bilanzrichtlinien-Gesetzes musste der IKR im Jahre 1986 umfassend überarbeitet werden, damit die für Kapitalgesellschaften neuen gesetzlichen Regelungen zur Gliederung der Bilanz (§ 266 HGB) und der GuV-Rechnung (§ 275 HGB) Berücksichtigung fanden. Der IKR ist nach dem dekadischen System aufgebaut, verwendet aber im Gegensatz zum GKR das Abschlussgliederungsprinzip, sodass ein Zweikreissystem vorliegt. Durch die Einführung des Zweikreissystems sollten die Ansprüche an ein EDV-gestütztes Rechnungswesen erfüllt und eine kurzfristige Erfolgsrechnung erleichtert werden. Die folgende Abbildung zeigt den Aufbau des IKR:
|
Kontenklassen |
Inhalt der Kontenklasen |
Finanzbuchhaltung |
Bestandskonten |
0 |
Immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlagen |
1 |
Finanzanlagen |
2 |
Umlaufvermögen und aktive Rechnungsabgrenzungsposten |
3 |
Eigenkapital, Wertberichtigungen, Rückstellungen |
4 |
Verbindlichkeiten und passive Rechnungsabgrenzung |
Erfolgskonten |
5 |
Erträge |
6 |
Betriebliche Aufwendungen |
7 |
Weitere Aufwendungen |
8 |
Ergebnisrechnung (Abschlusskonten) |
KLR |
|
9 |
Buchhalterische Abwicklung der Kosten- und Leistungsrechnung (KLR) |
Abb. 4: Aufbau des Industriekontenrahmens
3.3 DATEV-Standardkontenrahmen
Rz. 12
Die DATEV-Standardkontenrahmen werden von der Datenverarbeitung und Dienstleistung für den steuerberatenden Beruf eG (DATEV eG) herausgegeben. Obwohl die DATEV eG viele unterschiedliche Kontenrahmen für die einzelnen Branchen anbietet, sind der Standardkontenrahmen 03 (SKR 03) und der Standardkontenrahmen 04 (SKR 04) die am weitesten verbreiteten DATEV-Kontenrahmen, da sie so aufgebaut sind, dass sie bei fast allen Unternehmen zum Einsatz kommen können. Beide Standardkontenrahmen sind nach dem dekadischen System aufgebaut, unterscheiden sich aber darin, dass der SKR 03 nach dem Prozessgliederungssystem und der SKR 04 nach dem Abschlussgliederungssystem aufgebaut ist. Die folgende Abbildung zeigt den Aufbau der beiden Kontenrahmen:
Kontenklasse |
SKR 03 (Prozessgliederungsprinzip) |
SKR 04 (Abschlussgliederungsprinzip) |
0 |
Anlage- und Kapitalkonten |
Anlagevermögenskonten |
1 |
Finanz- und Privatkonten |
Umlaufvermögenskonten |
2 |
Abgrenzungskonten |
Eigenkapitalkonten/ Fremdkapitalkonten |
3 |
Wareneingangs- und Bestandskonten |
Fremdkapitalkonten |
4 |
Betriebliche Aufwendungen |
Betriebliche Erträge |
5 |
frei |
Betriebliche Aufwendungen |
6 |
frei |
Betriebliche Aufwendungen |
7 |
Bestände an Erzeugnissen |
Weitere Erträge und Aufwendungen |
8 |
Erlöskonten |
frei |
9 |
Vortrags-, Kapital- und Statistische Konten |
Vortrags-, Kapital- und Statistische Konten |
Abb. 5: Aufbau des SKR 03 und SKR 04