Martin Esch, Prof. Dr. Mike Schulze
Das Konzerncontrolling besitzt je nach Konzernstruktur eine sehr unterschiedliche Fokussierung. In den folgenden Kapiteln werden schwerpunktmäßig die Aufgaben der Controlling-Einheit des Konzerns betrachtet, die Unterschiede zu den Funktionen innerhalb eines Einzelunternehmens aufweisen oder in ihrer Ausübung innerhalb eines Konzernumfeldes eine andere Fokussierung mit sich bringen.
3.1 Orientierung an Konzernzielen
Orientierung der Aufgaben am Führungsverständnis
Die Aufgaben und die Funktionen des Konzerncontrollings orientieren sich primär an den Erfolgszielen des Konzerns, deren unterschiedliche Zielsetzung zu einer veränderten Schwerpunktsetzung innerhalb der Abteilung führt.
Ist das primäre Ziel eines Konzerns eher an monetäre Kriterien geknüpft – hierzu zählen z. B. das Erreichen eines bestimmten Return on Investment oder einer gewissen Umsatzrendite – sollte der Fokus der Arbeit des Konzerncontrollings auf der Informationsversorgung und auf Konzernplanungs- und Steuerungsaufgaben liegen.
Liegt der Schwerpunkt auf der Erreichung nicht-monetärer Ziele wie z. B. der Mitarbeiterzufriedenheit, gehören auch Aspekte wie die Etablierung einer einheitlichen Governance oder die Personalentwicklung in Bezug auf den Controller-Bereich zu den Aufgabenfeldern des Konzerncontrollings.
Sonderaufgabe Portfoliomanagement
Eine zentrale Aufgabe des Konzerncontrollings, welche in dieser Ausprägung bei Einzelunternehmen nicht zu finden ist, ist das Portfoliomanagement, als Teil der strategischen Konzernplanung. Ein wesentliches Aufgabenfeld in diesem Zusammenhang liegt in der Bewertung von Investitionsentscheidungen und der sich daran anschließenden Allokation von finanziellen Mitteln zu einzelnen Tochtergesellschaften. Darüber hinaus kommen Aufgaben, wie z. B. die Bewertung interner Leistungsströme oder auch Kapitalallokationsfragen wie die Bewertung von potenziellen Unternehmenszukäufen oder Desinvestitionen im Rahmen der Innenfinanzierung des Konzerns hinzu.
3.2 Rollen-Profile im Konzerncontrolling
Eine Einheit – mehrere Rollen
Häufig werden dem Konzerncontrolling auch Rollen-Profile, meist als Teil eines zuvor definierten Operating Models, zugesprochen, um dessen Aufgaben und Funktion zunächst generisch zu kategorisieren. Im Wesentlichen kann hier zwischen drei Rollen-Profilen unterschieden werden:
- dem eines Business Partners,
- einer Functional Leadership bzw. Governance-Rolle sowie
- einer operationalen Rolle.
Als Business Partner liegt die Aufgabe des Konzerncontrollings in der direkten Unterstützung des Top-Managements bei strategischen Entscheidungen und Hilfe bei der Interpretation von Daten aus Berichts- und Kontrollsystemen. Der Controller fungiert in diesem Setting sozusagen als Co-Pilot des "Business". Wichtig für den Controller ist hierbei, die Objektivität im Entscheidungsprozess sicherzustellen und als eine Art neutraler Berater wahrgenommen zu werden.
In seiner Governance-Rolle wird dem Konzerncontrolling die Aufgabe der zielgerichteten Führung und Überwachung von Unternehmensprozessen zugeteilt, innerhalb der die Abteilung Richtlinien und Prozesse vorgibt. Zudem erhöhen Instrumente, wie die Kosten- und Leistungsrechnung oder auch das Risikomanagement die Transparenz und Kontrolle im Konzern. Diese werden wiederum als essenziell für die Umsetzung einer "guten" Corporate Governance gesehen, was das Controlling bei Governance-Themen in den Vordergrund rücken lässt.
In der dritten, der operationalen Rolle, übernimmt das Konzerncontrolling meist transaktionale Tätigkeiten, wie z. B. die Erstellung von Berichten. Diese Aufgabe in Form einer reinen Informationsfunktion verliert jedoch mehr und mehr an Bedeutung. Eine Vielzahl von Unternehmen hat in jüngster Vergangenheit damit begonnen, transaktionale Tätigkeiten in sog. Shared Service Center (SSC) auszulagern.