Zusammenfassung
Einen permanenten Überblick über die finanzielle Lage des Betriebes zu haben gehört nicht nur in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu den elementaren Aufgaben eines Unternehmens und seiner Verantwortlichen. In einem Umfeld, in dem täglich eine Fülle von Daten, Informationen und Aussagen über neue Trends oder Entwicklungen generiert werden, benötigen Sie ein Instrument, um den Überblick über die Entwicklung der Finanzlage und Liquidität zu behalten. Dieses Instrument ist die rollierende Finanzplanung.
Im Gegensatz zu konventionellen Planungsansätzen wird bei einer rollierenden Planung in regelmäßigen Abständen innerhalb der eigentlichen Planungsperiode überprüft, ob und welche wichtigen Parameter sich verändert haben. Diese werden dann an die neue Situation angepasst und die Planung dementsprechend verändert und weiter in die Zukunft fortgeschrieben. Diese Überprüfungen tragen dazu bei, dass stets eine nach den neuesten Erkenntnissen erstellte Planung vorliegt. Gleichzeitig wird die Planung um den bereits abgelaufenen Zeitraum in die Zukunft fortgeschrieben.
Dieses Vorgehen erzeugt gegenüber dem klassischen Ansatz zwar einen deutlichen Mehraufwand, der aber in der Regel vom erreichten Nutzen deutlich übertroffen wird. Der Nachweis ausreichender und durch entsprechende Planung dauerhaft gesicherter Liquidität führt zudem zu günstigeren Ergebnissen bei anstehenden Ratings und kann u.a. dazu beitragen, die Kosten für die Kapitalbeschaffung niedriger zu halten.
Der vorliegende Beitrag erläutert zunächst die wichtigsten Zusammenhänge eines umfassenden Konzepts zur rollierenden Finanzplanung, zeigt die Vor- und Nachteile auf und stellt anschließend die dazugehörige Excel-Anwendung vor, mit deren Hilfe eine rollierende Betrachtung der Finanzlage möglich ist.
1 Warum eine rollierende Finanzplanung?
Allgemein wird unter einer gleitenden, sukzessiven oder rollierenden Planung eine Planung verstanden, die nicht einmal in einer Periode, z.B. einem Geschäftsjahr, erstellt, sondern die in regelmäßigen Intervallen innerhalb dieser Periode überprüft und bei Bedarf vollständig oder in Teilbereichen ergänzt oder erneuert wird. Eine regelmäßige und vollständige Überarbeitung der gesamten Planung ist in der Praxis selten zu finden, da der hierfür erforderliche Arbeitsaufwand meist zu hoch bzw. der zu erwartende Nutzen zu gering ist. Zudem würde durch eine vollständige Überarbeitung in vergleichsweise kurzen Zeitabständen ja auch die Qualität der bisherigen Arbeiten insgesamt in Frage gestellt.
Variable Umfeldbedingungen
Relativ häufig ist dagegen die Situation anzutreffen, dass einzelne Parameter oder Teilpläne, etwa Verkaufszahlen oder Kostenpositionen, an sich ändernde Umfeldbedingungen angepasst werden. Derartige Überarbeitungen finden zu festen oder variablen Review-Terminen statt, abhängig von den Wünschen der Beteiligten oder der aktuellen Lage des Betriebes. In jedem Fall sind die Überarbeitungsintervalle kleiner als der Ursprungs-Planungshorizont von z.B. einem Jahr. Ein weiteres wichtiges Kennzeichen der rollierenden Planung ist die Fortschreibung des Planungshorizonts bei jeder Überarbeitung um den abgelaufenen Zeithorizont. Beläuft sich die Originalplanung z.B. auf ein Jahr, und findet eine Überarbeitung der Planung quartalsweise statt, so erweitert bzw. verlängert sich der aktuelle Planungshorizont um jeweils ein Quartal. Insgesamt sind also mindestens drei Überarbeitungen innerhalb eines Jahres notwendig. Eine optionale vierte und letzte Überarbeitung stellt gleichzeitig den Beginn der Planung für das kommende Jahr dar. Das Prinzip der rollierenden Planung ist in Abb. 1 dargestellt.
Abb. 1: Schematische Darstellung der rollierenden Planung
Wesentliches Ziel des rollierenden Ansatzes ist es, durch kürzere Planungsintervalle und einen sich gleichzeitig laufend erweiternden Zeithorizont eine Planung zu erstellen, die sich stärker an der betrieblichen Realität orientiert. Mit dieser Vorgehensweise sollen erkennbare Risiken ausgeschlossen oder zumindest stark verringert werden. Mit einem rollierenden Ansatz wird außerdem der häufig zu hörenden Kritik der Nichtberücksichtigung aktueller Einflüsse und der grundsätzlichen Statik konventioneller Planungsansätze entgegengewirkt. Ein gleitender Planungsansatz erhöht in jedem Fall die Flexibilität der Planung und ermöglicht ein schnelleres Reagieren auf Veränderungen. Wie bei allen Planungsansätzen gibt es langfristige und kurzfristige Ausprägungen.
Planungszyklus
Bei jeder Überarbeitung wird eine neue Version der Planung in Form eines neuen Papiers oder einer neuen Datei erstellt, sodass alle Veränderungen im Zeitablauf leicht nachvollzogen und dokumentiert werden können. Auf diese Weise lassen sich Planungsfehler, aber auch Zusammenhänge und Abhängigkeiten einzelner Planungsschritte, noch besser erkennen und es können einfacher Steuerungsmaßnahmen ergriffen werden. Zudem steht, wegen der erfolgten Fortschreibungen, am Ende des ursprünglichen Planungszeitraums bereits eine qualifizierte Grundlage für die Planung der Folgeper...