Abb. 1: Lohnstundensatzberechnung
Am einfachsten ermitteln Sie Ihren Stundensatz, indem Sie die Zahlen eines ganzen Jahres zugrunde legen. Dies hat den Vorteil, dass Sie unterjährige Schwankungen nicht berücksichtigen und Einmalzahlungen nicht aufteilen müssen. Sie können also den Jahresbetrag für z. B. das Weihnachts- und Urlaubsgeld, Versicherungen, Abgaben oder Steuern ansetzen. Sie können den Lohnstundensatz auf Basis der Ist-Daten des vergangenen Jahres oder der Planzahlen für das kommende Jahr berechnen.
Wenn Sie als Handwerksbetrieb regelmäßig größere Maschinen, etwa Dreh-, Fräs- oder Schleifautomaten, einsetzen, um Ihre Aufträge zu erledigen, sollten Sie prüfen, ob es günstiger ist, die Maschinenstundensatzrechnung statt der Lohnstundensatzrechnung einzusetzen. Die Lohnstundensatzrechnung eignet sich vor allem für kleinere Unternehmen, die im Betrieb selbst keine größeren Anlagen betreiben, etwa Fliesen- oder Teppichleger.
Schritt 1: Jahresarbeitszeit pro Mitarbeiter ermitteln
Zunächst müssen Sie ermitteln, wie lange Sie und Ihre Mitarbeiter pro Jahr arbeiten (vgl. Tab. 2). Dazu benötigen Sie die Regel- oder Sollarbeitszeit (tarifliche Arbeitszeit), nicht die Zeit, die Sie oder Ihre Beschäftigten tatsächlich arbeiten. Vor allem als Geschäftsführer werden Sie meist deutlich mehr Zeit in der Firma verbringen als "normale" Beschäftigte. Dies zu berücksichtigen, würde aber zu deutlichen Verzerrungen und auch Fehlentscheidungen führen. Denn je mehr Stunden Sie ansetzen, desto niedriger fällt der Stundensatz später aus. Sie müssen aber in der Lage sein, mit den Stunden der Regel- oder der tariflich üblichen Arbeitszeit alle Kosten zu decken und auch den Gewinn zu erwirtschaften, den Sie sich wünschen.
Am einfachsten ermitteln Sie die Jahresarbeitszeit, indem Sie von der Anzahl der Tage eines normalen Jahres (ohne Schaltjahr) die Samstage, Sonn- und Feiertage, die Urlaubstage sowie die durchschnittlichen weiteren Fehlzeiten abziehen. Dann multiplizieren Sie diese Tage mit der tariflich zu leistenden Stundenzahl pro Tag.
Berechnungsschema |
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Kalendertage/Jahr (normale Jahre, keine Schaltjahre berücksichtigen!) |
365 Tage |
– |
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104 Tage |
– |
Samstage/Sonntage Feiertage (Besonderheiten der Bundesländer beachten) |
8 Tage |
– |
Urlaubstage (ggf. Branchenlösungen/Tarifverträge ansetzen) |
30 Tage |
– |
durchschnittliche Krankheitstage (z. B. der letzten 3 Jahre) |
10 Tage |
– |
sonstige durchschnittliche Abwesenheitszeiten (z. B. Fortbildung oder Familienfeiern, wenn diese vom Unternehmen freigegeben werden) |
3 Tage |
= |
Anwesenheitstage/Jahr |
210 Tage |
× |
tarifliche Arbeitszeit/Tag |
8 Std. |
= |
Anwesenheitsstunden/Jahr |
1.680 Std. |
Tab. 2: Schema zur Berechnung der Jahresarbeitszeit
Schritt 2: Produktive Jahresarbeitszeit pro Mitarbeiter ermitteln
Die Anwesenheitszeit ist nicht gleichbedeutend mit der produktiven Zeit, die Ihnen zur Verfügung steht, um Kundenaufträge zu bearbeiten oder Leistungen zu bebringen. Daher müssen Sie unproduktive Zeiten von den Anwesenheitsstunden pro Jahr abziehen (vgl. Tab. 3). Unproduktiv bedeutet, dass Sie z. B. administrative Aufgaben erledigen, etwa Kundengespräche führen, Kunden akquirieren, Beschwerden bearbeiten, Angebote schreiben, Bausstellen organisieren oder Mitarbeitern anlernen. In dieser Zeit können Sie nicht für einen Kunden arbeiten, und müssen diese Zeiten daher von der Jahresarbeitszeit abziehen.
Wichtig: Pausenzeiten müssen nicht berücksichtigt werden, da diese ja regelmäßig in der tariflichen Arbeitszeit enthalten sind.
Gängige Werte für unproduktive Zeiten liegen etwa bei 25–35 %. Für einen ersten Ansatz mag dies genügen. Wenn Sie später Erfahrungen mit der Kalkulation gesammelt haben, können Sie die Schätzungen z. B. durch eine Zeiterfassung konkretisieren und die Berechnung genauer durchführen. Bei einzelnen Mitarbeitern kann die unproduktive Zeit auch deutlich höher ausfallen; beispielsweise sind viele Geschäftsführer im Sinne der Definition überhaupt nicht produktiv tätig, sondern agieren vor allem "strategisch oder administrativ". Dafür haben dann andere Mitarbeiter mehr Zeit, um produktiv arbeiten zu können. Sie sollten also versuchen, dies bei der Berechnung der Arbeitszeiten zu berücksichtigen.
Berechnungsschema |
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Anwesenheitsstunden/Jahr |
1.680 Std. |
– |
Unproduktive Zeit (Schätzung: 25 % von 1.680 Std.) |
420 Std. |
= |
Produktive Stunden/Mitarbeiter |
1.260 Std. |
Tab. 3: Schema zur Berechnung der produktiven Jahresarbeitszeit
Schritt 3: Produktive Jahresarbeitszeit für den Gesamtbetrieb ermitteln
Wenn diese Zahlen für alle Beschäftigen zutreffen, können Sie die so ermittelten Stunden mit der Anzahl aller Mitarbeiter multiplizieren (vgl. Tab. 4).
Beachten Sie:
- Teilzeitmitarbeiter fließen entsprechend ihrer Arbeitszeit in die Berechnung ein.
- Arbeitet in Ihrem Betrieb z. B. eine Halbtagskraft, wird diese mit 0,5 in der Berechnung berücksichtigt.
Wenn Sie (z. B. als Führungskraft) oder einzelne Beschäftige überhaupt nicht oder nur zu geringeren Teilen produktiv, also an Kundenaufträgen, mitarbeiten, sollten Sie diese Beschäftigten nur anteilig berücksichtigen. Es kommt wie gesagt vor, dass Inhaber oder Aushilfen nicht oder nur zu einem geringen Teil bei der Bearbeitung vo...