Zusammenfassung
Jedes Produkt, jede Leistung hat einen Marktpreis. Anbieter mit geringen Marktanteilen haben keine Chance, diesen zu beeinflussen. Sie müssen ihn als maximalen Erlös akzeptieren. Umso wichtiger ist es, dass die Kosten der einzelnen Produkte bekannt sind. Die Artikelkalkulation trägt dieser Entwicklung Rechnung.
Die Kostenstrukturen in den Unternehmen verändern sich. Mehr und mehr werden spezialisierte Maschinen in der Fertigung durch flexible Bearbeitungszentren ersetzt. Immer mehr direkte Arbeit wird durch indirekte Datenverarbeitung unterstützt. Die so entstehenden Gemeinkosten müssen in modernen Kalkulationsverfahren erkannt und möglichst gerecht verteilt werden.
Die internationalen Verflechtungen steigen. Kleine und mittlere deutsche Unternehmen sind in weltweit tätige internationale Konzerne eingebunden. Die Folge sind aufwendige Verrechnungspreisstudien, um die Finanzbehörden von der gerechten Aufteilung der Kosten und Erlöse zu überzeugen. Bestandteil dieser Argumentationen ist auch die Kalkulation der Produkte.
Der Kunde verlangt von seinem Lieferanten, dass er möglichst das vollständige Sortiment beziehen kann. Dadurch entsteht eine ungleiche Verteilung von profitablen und nicht profitablen Produkten in einem Unternehmen. Um die richtigen Entscheidungen treffen zu können, sind Informationen über die richtigen Kosten eines Produkts immer wichtiger. Moderne Kalkulationsverfahren liefern diese.
1 Die Aufgabe der Kalkulation
Die Aufgabe der Kalkulation hat sich in den letzten Jahren vor allem in den vielen mittelständischen und kleinen Unternehmen stark verändert. Erfolgreiche Unternehmen müssen sich den Verhältnissen an den Märkten anpassen, da nur wenige Großkonzerne die Macht haben, die Märkte zumindest teilweise zu beeinflussen. Der Markt bestimmt den Preis, individuelle Preiswünsche kleiner und mittlerer Anbieter werden nur selten erfüllt. Das Wachstum der indirekten Kosten und der steigende Aufwand für immer mehr kundenindividuelle Produkte machen ausgeklügelte Verteilungsmethoden notwendig. Und nicht zuletzt entstehen am Markt immer wieder Situationen, in denen die Unternehmen die Preisuntergrenzen kennen müssen, um Marktanteile zu halten oder Kundenwünsche beurteilen zu können. Mit den traditionellen Kalkulationsmethoden kann das Informationsdefizit des Unternehmens immer nur teilweise gedeckt werden.
1.1 Marktpreis gegen individuelle Preisfindung
Preisfindung
Die ursprüngliche Aufgabe der Kalkulation war es, über die Feststellung der Herstellkosten einen Verkaufspreis zu ermitteln. Bis auf wenige Ausnahmen ist diese Aufgabe überflüssig geworden. Der Markt bestimmt den Preis. Die steigende Transparenz, nicht zuletzt durch die digitalen Medien, macht es Einkäufern von Unternehmen und privaten Kunden möglich, Preisvergleiche anzustellen und den günstigsten Preis zu wählen. Dabei ist es gleichgültig, welchen Preis die individuelle Kalkulation ermittelt. Mehrerlöse gegenüber dem Marktpreis sind nur schwer zu verwirklichen.
- In Unternehmen, die Massengüter herstellen, findet kaum noch eine individuelle Preisfindung statt. Dennoch ist die Kalkulation nicht überflüssig. Sie dient dazu festzustellen, ob die erzielbaren Preise am Markt ausreichen, um die eigenen Kosten zu decken.
- Stellt das Unternehmen individuelle Produkte her (z. B. Häuser, Maschinen, ...), dann muss mithilfe der Kalkulation ein Angebotspreis gefunden werden. Doch auch hier spielt der Marktpreis in Form der erwarteten Mitbewerberangebote die letztlich ausschlaggebende Rolle bei der Festsetzung des Preises, zu dem das Produkt angeboten wird.
- In Dienstleistungsunternehmen dient die Kalkulation dazu, die Stunden- oder Tagessätze zu ermitteln, mit denen die Leistungen abgerechnet werden. Diese müssen marktgerecht sein, wenn auch die Anzahl der benötigten Tage und Stunden eine weitere Rolle spielt, wenn es um den vom Kunden zu bezahlenden Gesamtpreis geht.
- Im Handel wird mit der Kalkulation der notwendige Aufschlag auf die Einkaufspreise ermittelt. Einkaufspreis plus Marge ergeben den Verkaufspreis, wenn dieser nicht erheblich vom Marktpreis abweicht. Auch hier dient die errechnete Marge nur dem Zweck der Prüfung, ob die am Markt erzielbare Marge ausreichend ist oder nicht.
Nicht ausreichender Marktpreis
Wenn der Vergleich der erzielbaren Preise mit den kalkulierten Preisen und Kosten ergibt, dass der Marktpreis die Unternehmenskosten nicht deckt, muss etwas geschehen. Grundsätzlich ist für jedes Produkt zumindest eine Kostendeckung notwendig. Nur für das Sortiment verlangte Produkte können auf Dauer subventioniert werden, wenn die übrigen Produkte dies mittragen. Ist auf Dauer mit zu niedrigen Marktpreisen zu rechnen, müssen die Kosten gesenkt oder der Verkauf eingestellt werden.
1.2 Die Kostenkontrolle
In der Kalkulation werden die Kosten den einzelnen Produkten zugeordnet. Dadurch wird erkennbar, welche Kostenarten einzelne Produkte besonders belasten. Es tauchen besonders teure Rohstoffe auf oder unwirtschaftliche Produktionsprozesse, die auf zu geringen Losgrößen basieren. Um diese Aufgabe erfolgreich lösen zu können, muss die Kalkulat...