Mag. Claudia Maron, Anja Burgermeister
In den Global Risk Reports des World Economic Forums nehmen Umweltrisiken schon seit einiger Zeit eine zentrale Rolle ein. Nicht nur, dass der Eintritt von Umweltrisiken zunehmend wahrscheinlich ist. Auch die damit einhergehenden Auswirkungen werden als erheblich eingeschätzt. Beispielhaft wird der Umgang mit Umwelt- und Klimarisiken aufgezeigt. Vorgehen und Methodik lassen sich auf weitere Risiken übertragen.
Es ist höchste Zeit, einen Fokus auf Klimarisiken zu legen. Klimarisiken bergen ein sehr großes und zugleich wahrscheinliches Schadenspotenzial. Davon sind Risiken umfasst, die durch den Klimawandel entstehen oder verstärkt werden und eine direkte oder indirekte Betroffenheit bei Unternehmen auslösen. Beispiele sind Naturkatastrophen, Waldschäden, Wasserknappheit, Folgen der Entwicklung einer CO2 armen Wirtschaft und Änderungen von politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen.
Darüber hinaus steigen unter dem Stichwort "climate litigation" weltweit die Klagen wegen Nichteinhaltung von Klimaschutzzielen. Greenwashing kann zu erheblichen Reputationsverlusten bei Unternehmen führen. Dies führt dazu, dass sich Unternehmen zunehmend mit nachhaltigkeitsbezogenen Rechts- und Reputationsrisiken auseinandersetzen müssen.
6.1 Welche Steuerungsoptionen haben Unternehmen?
Unternehmen steht eine große Auswahl an Maßnahmen zur Verfügung, um Klimarisiken zu steuern. Voraussetzung ist, dass der Wandel zu einem nachhaltigen Unternehmen fester Bestandteil der Unternehmensziele wird und sich das unternehmerische Handeln an diesem Ziel ausrichtet.
So kann bspw. der Einkauf vorvertragliche Informationen von Lieferanten bzgl. deren Umweltstandards einholen. Das Unternehmen selbst kann sich von unabhängigen Stellen die Umsetzung von Nachhaltigkeits-Standards zertifizieren lassen (z. B. DNK) oder seine CO2-Emissionen offenlegen. Zudem kann das Management positive Signale setzen und so zu einer ökologischen, sozialen und ökonomischen Unternehmenskultur beitragen. Das zentrale Controlling kann diesen Prozess begleiten und Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen vornehmen. Ökologische Aspekte haben positive Effekte auf verschiedenste Bereiche des Unternehmens.
6.2 Wie verzahnen sich Nachhaltigkeit, Controlling und Risikomanagement bei DATEV?
Die Planung der Maßnahmen und der dafür erforderlichen Budgets erfolgt in der Mittelfristplanung, sobald ein aus der Strategie abgeleiteter Umsetzungsplan vorliegt. Die Umweltrisiken werden systematisch über das Risikomanagement erfasst und bewertet. Regelmäßig wird geprüft, zu welchem Zeitpunkt und in welchen Umfang neue Risiken wie der Klimafahrplan aufgenommen werden. Zusätzliche Transparenz kann durch sog. Klimastresstests geschaffen werden. Hier stehen die Folgen einzelner Klimarisiken im Fokus, die wiederholt zu hohem Schaden führen. Es wird geprüft, bis zu welchem Grad ein Unternehmen diese simulierten Szenarien aushalten kann.
Dies erfolgt in enger Zusammenarbeit zwischen den Verantwortlichen für Nachhaltigkeit, Controlling und Risikomanagement. Beispielsweise ist der Umweltbeauftragte zugleich fachlich verantwortlich für die inhaltliche Bearbeitung des Risikos. Das Controlling unterstützt ihn bei der Bewertung, während das Risikomanagement den Gesamtprozess koordiniert.
Qualitative und quantitative Daten helfen, Klimarisiken monetär zu bewerten, d. h. konkret festzustellen, wie wahrscheinlich deren Eintritt ist und welchen Schaden diese im Unternehmen verursachen. Als Anhaltspunkt können hier Daten von Rückversicherern herangezogen werden. Die vielmals als problematisch dargestellte Unsicherheit aufgrund der teilweise sehr langen Zeithorizonte, vor allem bei physischen Risiken ist zu beachten und kann über Simulationen berücksichtigt werden.
Hilfreich sind zudem Key Risk Indicators (KRIs), die als Frühwarnindikatoren frühzeitig Handlungsbedarf aufzeigen. Ein geeigneter KRI ist z. B. die Entwicklung des CO2-Preises, da er ein Indikator für transitorische Risiken ist. Hiervon abzugrenzen sind KPIs. KPIs dienen der Unternehmenssteuerung. Bspw. misst DATEV die Energieeffizienz des Rechenzentrums mittels des PUE-Wertes und ergreift Maßnahmen zur Optimierung dieses Wertes. Der PUE (Power Usage Effectivness) trifft eine Aussage über die Energie-Effizienz des Rechenzentrums und misst dabei das Verhältnis des Gesamtstromverbrauchs zum Verbrauch der IT (Nutzenergie). Im Zähler stehen Gesamtenergieverbrauch des RZ inkl. Hilfsenergien (wie z. B. Kühlung). Im Nenner steht der Energieverbrauch der IT in diesem Bereich.
6.3 Welchen Nutzen haben Klimastresstests?
Stresstests sind spezielle Szenarioanalysen, um festzustellen, wie sich potenzielle Krisen auf ein Unternehmen auswirken. Ziel ist die Beantwortung der Frage, ob das Unternehmen im simulierten Krisenfall noch in der Lage ist, die Risiken abzufangen und den Fortbestand des Unternehmens zu sichern.
Ein fiktives Beispiel soll die Umsetzung veranschaulichen. Mittels einer Monte-Carlo-Simulation wird der Netto-Risikoumfang eines Unternehmens ermittelt. Die Basis dafür sind alle identifizierten und bewerteten Unternehmensrisiken, z. B. Konjunktur-, Image- und Personalrisiken. Anschli...