Unternehmen kämpfen auf vielen Märkten. Sie werben um Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten. Durch Controllingberichte werden die Entwicklungen auf den Absatzmärkten und auf der Beschaffungsseite transparent gemacht. In der jüngeren Vergangenheit stehen die Entscheider immer öfter vor der Situation, dass die Veränderungen auf den Märkten die eigenen Planungen und Abweichungsanalysen bereits überholt haben.
- Traditionelle Instrumente wie die Budgetierung versagen.
- Für die Nutzung anderer Planungsinstrumente fehlt die Erfahrung.
- Die Volatilität ist so verbreitet, dass die Konzentration auf wichtige Elemente schwer fällt.
Die modernen Kommunikationsmöglichkeiten haben, verbunden mit der Globalisierung, für wesentliche Veränderungen gesorgt. Das hat auch Auswirkungen auf die Unternehmen, über die schnellere Datenverbreitung hinaus. Die Märkte werden transparenter und schwankungsanfälliger. Besonders auffällig ist aktuell das Auf und Ab der Preise und Mengen auf den Rohstoffmärkten. Bereits wenige Tage Verspätung beim Monsunregen in Indien führen zu Ausschlägen an den Rohstoffbörsen der ganzen Welt. Doch volatile Märkte gibt es nicht nur bei den Rohstoffen im Nahrungsmittelbereich.
Sicherheit durch langfristige Kontrakte wird teuer
Noch vor wenigen Jahren waren wichtige Rohstoffe mit gut planbaren Preisen am Markt verfügbar. Jahreskontrakte gaben die notwendige Sicherheit. Heute gibt es immer mehr Produkte mit hefigen Preisausschlägen. Entsprechend ungünstig wird es für den Einkäufer, langfristige Lieferverträge abzuschließen. Das Risiko steigt.
Sicherheit kostet immer
Selbstverständlich können auch auf volatilen Märkten langfristige Lieferverträge für Rohstoffe abgeschlossen werden. Das Risiko des Lieferanten, der auf ebenso volatilen Märkten einkaufen muss, findet sich in der Preisgestaltung wieder. Daher kann es wirtschaftlich unvernünftig sein, einen teuren aber sicheren Rahmenvertrag abzuschließen. Das Risiko trägt immer der Käufer, entweder über einen Preisaufschlag oder durch Unsicherheit.
1.1 Gründe für die Preisschwankungen
Die Preisschwankungen haben Gründe. Bei Agrarrohstoffen spielt das Klima eine Rolle, aber auch der Bedarf in neuen oder wachsenden Anwendungsformen. So ist z. B. in 2011 und 2012 die Nachfrage nach Guarkernmehl, ein Agrarrohstoff aus Indien mit feuchtigkeitsbindenden Eigenschaften, durch den Einsatz in der Ölförderung stark gestiegen. Die Preise stiegen ebenfalls auf mehr als das Zehnfache an. Probleme hat das vor allem den Bäckereien gebracht.
Schwankungen der Währung berücksichtigen
Energiekosten werden durch schwankende Nachfragen, Krisenherde und Emotionen bestimmt. Metalle und Erze verändern ihren Preis aufgrund lokaler Krisen in den Förderländern. Wie stark solche Schwankungen sein können zeigt die Abb. 1. Dort sind für die Agrarrohstoffe Mais und Zucker und für Erdgas, Kupfer und Zink die internationalen Börsennotierungen über sechs Monate in 2012 angegeben. Auch der Dollar spielt immer eine wichtige Rolle. Die Rohstoffpreise werden meist in US$ notiert. Schwankungen des Dollar gegenüber dem Euro erschweren daher eine Interpretation der Preisveränderungen oder gar deren Vorhersage noch weiter.
Selbst Unternehmen, die nicht direkt Rohstoffe einkaufen, haben unter dieser neuen Veränderlichkeit zu leiden. Produkte, die unter Verwendung volatiler Rohstoffe und Energien hergestellt werden, übernehmen diese Schwankungen, wenn auch gepuffert durch zwischengeschaltete Produzenten. Agrarrohstoffe finden sich z. B. in den Backzutaten, die in den Bäckereien und Brotfabriken eingesetzt werden. Energiekosten bestimmen den Preis für Aluminium, z. B. für die Fensterhersteller.
Abb. 1: Kursentwicklung ausgewählter Rohstoffe von März – September 2012
1.2 Das Problem schwankender Preise
Rahmenverträge sind kein Allheilmittel
Schwanken die Preise für Rohstoffe und Energie, kommt es zu schwankenden Kosten. Kunden verlangen dennoch langfristige Preisstabilität. Aus diesem Dilemma kommt das Unternehmen nur heraus, wenn es das Risiko schwindender oder sogar negativer Deckungsbeiträge eingeht oder langfristige Lieferverträge abschließt. Solche Rahmenverträge bieten zwar eine sichere Grundlage für die Planung. Sie beinhalten jedoch das Risiko, dass der Rohstoffpreis unter den langfristig vereinbarten Rahmenvertragspreis sinkt, der Rahmen damit ungünstig wird. Haben Mitbewerber die Möglichkeit, diesen gesunkenen Preis zu nutzen, können sie den Kunden preiswertere Angebote machen. Das Unternehmen hat dann zwar sichere Preise aber keine Kunden mehr.
1.3 Das Problem unsicherer Versorgung
Die Notwendigkeit für das Controlling zu neuen Instrumenten und Aussagen zu kommen, unterstreicht das zweite Risiko in volatilen Rohstoffmärkten: die Versorgung wird unsicherer. Wenn Preise für Stoffe stark schwanken, folgt dem auch das Angebot am Markt.
- Viele Unternehmen erhöhen ihre Lagerbestände oder die Mengen in den Rahmenverträgen.
- Anbieter horten die Rohstoffe mit der Hoffnung auf noch höhere Preise.
- Spekulanten blockieren einen Teil des Angebotes aus rein finanziellen Erwägungen heraus.
Auch Verträge bieten nicht immer S...