Das Unternehmen kauft für die Herstellung von Zwischenprodukten, die in der Nahrungsmittelindustrie verwendet werden, Agrarrohstoffe ein. Für Investitionen und Reparaturen wird in signifikantem Umfang auch Edelstahl eingesetzt. Die Volatilität der Preise für Edelstahl ist zwar durchaus signifikant. Da aber keine kontinuierliche Versorgung notwendig ist, wurde hier zunächst auf eine weitere Untersuchung verzichtet. Der Controller hat für Investitionen auf die jeweilige Wirtschaftlichkeitsbetrachtung verwiesen, die aktuelle Preisentwicklungen berücksichtigt. Dadurch konnten sich die wichtigen Betrachtungen auf den Rohstoffeinkauf konzentrieren, der einen signifikanteren Einfluss auf die Kosten hat als der Einkauf von Stahl für Reparaturen.
3.1.1 Die Auswirkungen von Preisschwankungen
Jedem Kaufmann ist klar, dass bei gegebenem Verkaufspreis der Erfolg des Unternehmens von den Einkaufspreisen abhängt. Die Rohstoffpreise haben eine bestimmende Wirkung auf die Herstellkosten der Produkte. Schwankende Preise auf dem Beschaffungsmarkt für wichtige Rohstoffe führen zu erheblichen Veränderungen in den Berichten des Controllings.
- Die in den Controllingberichten enthaltenen Werte der Vergangenheit beinhalten die Schwankungen, zeigen sie aber nicht immer. Vor allem Mengenproduzenten, wie sie z. B. in der Nahrungsmittelindustrie zu finden sind, vergleichen kumulierte Jahreswerte miteinander. Dabei fallen sprunghafte Veränderungen nicht sofort auf.
Veränderungen verstecken sich im Durchschnitt
Die Bewertung von Beständen und Verbräuchen mit dem gleitenden Durchschnittspreis ist eine Erleichterung für die Lagerverwalter. Dadurch wird allerdings eine eventuelle Preisvolatilität überdeckt. Je nach vorhandenen Beständen werden Preisveränderungen nur langsam im Bewertungspreis realisiert. Das mag für eine gerechte Bewertung in Ordnung sein, für eine Beurteilung der Gegenwart und der Zukunft ist sie jedoch hinderlich. Ein Grund dafür, dass Volatilität am Beschaffungsmarkt von den Entscheidern häufig zu spät erkannt wird.
- In Controllingberichten der Gegenwart führen volatile Beschaffungsmärkte zunächst zu keinen besonderen Erkenntnissen. Erst der Vergleich des Berichts mit der letzten aktuellen Augenblicksbetrachtung offenbart starke Abweichungen. Die Berechnung der Herstellkosten wird z. B. je nach gewähltem aktuellem Rohstoffpreis zu unterschiedlichen Ergebnissen führen.
Je volatiler der Markt ist, desto schwieriger wird die Vorhersage eines realistischen Einkaufspreises für die Zukunft. Das ist losgelöst vom Planungshorizont. Zwar glätten langfristige Prognosen immer auch Veränderungen im Preis. Doch bei ungewissen Bewegungen auf dem Preissektor fehlt die verlässliche Ausgangslage für eine fundierte Annahme.
Wenn z. B. relativ sicher von einer durchschnittlichen Preissteigerung für Zucker in Höhe von 5 % im nächsten Jahr ausgegangen werden kann, dann sollte die Vorhersage einfach sein. Doch was ist der Ausgangspreis für die notwendige Berechnung? Wenn sich der Preis im aktuellen Zeitraum unplanbar bewegt, ist auch die darauf aufbauende Schätzung mit Hilfe der Preissteigerung unmöglich.
Die Schwierigkeiten bei volatiler Preisentwicklung die Zukunft vorherzusagen hat die größten Auswirkungen auf das Zahlenwerk des Unternehmens. Betroffen sind:
- aktuelle Kalkulationen als Grundlage für Angebote mit einer mittel- bis langfristigen Belieferung,
- der Forecast des Ergebnisses für das aktuelle Jahr,
- das Budget für das kommende Jahr
3.1.2 Die Auswirkungen von Beschaffungsproblemen
Mit starken Preisausschlägen gehen oft auch Schwankungen in den angebotenen Mengen auf dem Beschaffungsmarkt einher. Bei Rohstoffen mit starkem Einfluss auf das Unternehmensergebnis kommt bei drohenden Beschaffungsengpässen die Beschaffungssicherheit vor der Preisoptimierung. Abhängigkeiten entstehen bei unsicheren Mengen in der Produktion, beim Absatz und in der Entwicklung.
Produktion 1: Mengen fehlen, Kapazitäten sind nicht ausgelastet
Wenn wichtige Rohstoffe kurzfristig fehlen, können Produkte nicht hergestellt werden. Kapazitäten in der Produktion sind nicht ausgelastet. Es kommt zu höheren Herstellkosten mit entsprechenden Auswirkungen auf das Ergebnis.
Produktion 2: Qualität erschwert Verarbeitung
Wenn Rohstoffe knapp werden, werden auch qualitativ minderwertige Mengen gekauft. Diese zu verarbeiten verursacht oft höhere Kosten in der Fertigung. Die Herstellkosten steigen.
Entwicklung: Ersatzstoffe müssen eingebaut werden
Wenn es für die Verwendung der knappen Rohstoffe Alternativen gibt, müssen diese systematisch in die Produkte eingebaut werden. Stücklisten müssen geändert, Rezepturen angepasst werden. Dadurch kann sich das Produkt verändern. Gegenüber der ursprünglichen Situation ist der Rohstoffeinsatz in der Regel erhöht.
Absatz 1: Nachfrage nicht erfüllbar, vertragliche Vereinbarungen
Wenn die Fertigung keine Produkte herstellen kann, fehlen diese im Vertrieb. Kunden suchen andere Quellen und Alternativen. Dadurch geht nicht nur kurzfristig Deckungsbeitrag verloren.
Absatz 2: Qualitäten verändern sich
Durch den Einsatz von Ersatzstoffen oder qu...