Neue Daten und Berichte
Alle notwendigen Überlegungen und Entscheidungen zum Thema Volatilität müssen durch Daten und Berechnungen gestützt werden. Nur das Controlling kann diese systematisch liefern. Der Controller muss seine Arbeit dazu um neue Denkweisen erweitern. Neue Berichte werden notwendig (z. B. zur Feststellung der Volatilität), vorhandene Berichte müssen erweitert werden (z. B. Worst-Case-Berechnungen). Grundlage dafür sind neue Informationsquellen, aus denen die zu verarbeitenden Daten stammen. Alles mündet dann in neue Analysen und Entscheidungsgrundlagen (z. B. die Portfolioanalyse).
5.1 Neue Informationen aus neuen Quellen beschaffen
Schon immer hat das Controlling nach zukünftigen Preisen und Mengen gefragt, sowohl auf der Absatz- als auch auf der Beschaffungsseite. Die Informationen waren zumindest für das jährliche Budget notwendig. Vergleichbare Daten wurden für die Vergangenheit erhoben, wenn es um die Erklärung von Abweichungen in den laufenden Berichten ging. Die Blickrichtung auf die Volatilität erweitert den Informationsbedarf.
Neue Information |
Grund |
Quelle |
Preisverläufe für Rohstoffe in der Zukunft |
Durchschnittswerte sind zu ungenau und lassen eine wirksame Analyse nicht zu. |
Börse, Rahmenverträge, Marktteilnehmer, Händler, Einkaufsabteilung |
Mengenverknappung für Rohstoffe in der Zukunft |
bisher nicht benötigt, Thema eher für Entwicklungsabteilung und Einkauf |
Händler, Rahmenverträge, Experten des Bereichs, Einschätzung von Branchenverbänden, Einkaufsabteilung |
Preisverläufe für eigene Produkte in der Zukunft |
Durchschnittswerte sind zu ungenau und lassen eine wirksame Analyse nicht zu. |
Börse, Rahmenverträge, Marktteilnehmer, Vertrieb |
Nachfrageschwankungen für die eigenen Produkte der Zukunft |
bisher für Kapazitätsauslastung benötigt, jetzt um Faktor Volatilität erweitert |
Experten des Bereichs, Einschätzung von Branchenverbänden, Vertrieb |
Abhängigkeiten des Preises für Rohstoffe von Parametern |
Versuch der eigenen Einschätzung der zu erwartenden Preisentwicklungen |
öffentliche Quellen, Fachleute |
Gehandelte Mengen von Rohstoffen in der Vergangenheit |
um mögliche Knappheit von Rohstoffen in der Vergangenheit zu erkennen |
gehandelte Mengen an Börse, Händlererfahrung, Erfahrung des Einkauf |
Tab. 4: Neue Informationen und ihre Quellen
Börsennotierte Stoffen können schnell für die Zukunft geschätzt werden. In der Regel liefert die Börse auch Zukunftsdaten. Das ermöglicht es dem Unternehmen, langfristig im Voraus bereits Lieferkontrakte abzuschließen. Zumindest kann die Markteinschätzung der Börse als Indikator für die eigene Schätzung verwendet werden.
Bei allen anderen betrachteten Rohstoffen und Verkaufsprodukten spielt die Einschätzung von Experten für den jeweiligen Bereich eine wichtige Rolle. Damit werden die auf diesen Einschätzungen beruhenden Berechnungen des Controllings mit einer gewissen Unsicherheit belegt.
5.2 Zusätzliche Berichte mit neuen Ergebnissen erstellen
Ein neuer Parameter, eine neue Sichtweise eröffnet dem Controller immer Chancen auf neue Berichte. Über die Volatilität muss auf jeden Fall berichtet werden.
Die Volatilität eines Stoffes kann gemessen werden. Leider eigenen sich die Standardfunktionen in der Tabellenkalkulation nur bedingt, da sie auf finanzmathematische Inhalte abstellen. Eigene Volatilitätskennzahlen für Rohstoffe und Produkte übernehmen die Aufgabe.
So können z. B. die Preisveränderungen eines Rohstoffes über die letzten 12 Monate registriert werden. Wird der Durchschnitt der absoluten Abweichungen jeweils zum Vormonat gebildet, entsteht eine aussagefähige Kennzahl für die Volatilität dieses Rohstoffes.
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Dez |
Jan |
Feb |
Mrz |
Apr |
Mai |
Jun |
Jul |
Aug |
Sep |
Okt |
Nov |
Dez |
Volatilität |
Preis je Tonne |
9,0 |
10,0 |
11,0 |
8,0 |
10,0 |
12,0 |
9,0 |
10,0 |
10,0 |
11,0 |
9,0 |
10,0 |
9,0 |
|
|
|
1,0 |
1,0 |
3,0 |
2,0 |
2,0 |
3,0 |
1,0 |
0,0 |
1,0 |
2,0 |
1,0 |
1,0 |
1,5 |
Tab. 5: Volatilität von Preisen messen
Es entsteht ein neuer Controllingbericht, der die Volatilität der einzelnen Produkte und Rohstoffe aufzeigt. Um die Situation auf dem Markt richtig beurteilen zu können, ist auch eine Zeitreihe früherer Volatilitätswerte sinnvoll. Der im Beispiel errechnete Wert 1,5 für den Dezember wird dann in Bezug gesetzt zu Werten aus den Vormonaten. Steigt der Wert, steigt auch die Volatilität. Sollen mehrere Produkte verglichen werden, muss die ermittelte Kennziffer in Relation zum Durchschnittspreis gesetzt werden.
Volatilität auf Saisonabhängigkeit prüfen
Für viele Rohstoffe zeigt sich, dass die Märkte zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich volatil sind. So ein Muster kann saisonbedingt sein oder auf Ereignisse wie Messen zurückgeführt werden. Dann lohnt es sich, die Beschaffung des betroffenen Rohstoffes in die Jahreszeit zu legen, wo man aus Erfahrung von weniger volatilen Märkten ausgehen kann.
- Die Volatilität der Rohstoffpreise setzt sich fort in volatilen Herstellkosten. Auch diese lassen sich in Zeitreihen vergleichbar denen der Einkaufspreise für Rohstoffe beobachten, berechnen und berichten. Damit wird die Verbindung zwischen den schwankenden Rohstoffpreisen und den Reaktionen in den Herstellkosten dargestellt.
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