4.1 Iterative Umsetzung mit gezielter Verwendung von Designelementen
Bevor mit der grafischen Gestaltung der Informationen aus der Informationsbedarfsanalyse im Vertriebscockpit begonnen werden konnte, musste sich das Controlling mit den Gestaltungsregeln von Dashboards auseinandersetzen, wobei die Grundprinzipien der Gestaltungslehre zu den Standardkompetenzen von Controllern zählen. Bei der Gestaltung von Cockpits hingegen gelten aber besondere Regeln, die Beachtung finden sollten.
Gestaltungsrichtlinien der Wahrnehmungspsychologie
Die Anordnung der unterschiedlichsten Steuerelemente eines Pilotencockpits erfolgt typischerweise nicht willkürlich; das Gleiche gilt auch für die Anordnung sämtlicher Steuerelemente im Auto. Dabei wurden in der Designphase die Gestaltungsrichtlinien aus der menschlichen Wahrnehmungspsychologie berücksichtigt. Tab. 2 zeigt einen kleinen Ausschnitt der signifikantesten Prinzipien.
Prinzip der Prägnanz |
Einfache Grundstrukturen verwenden |
Prinzip der Ähnlichkeit |
Gleiche Farben oder Formen werden als zusammengehörig betrachtet |
Prinzip der Nähe |
Zusammengehörige Elemente werden nahe beieinander gruppiert |
Prinzip des gemeinsamen Schicksals |
Zusammengehörige Elemente bewegen sich in die gleiche Richtung |
Prinzip der gemeinsamen Regionen |
Zusammengehörige Elemente werden durch eine Begrenzung gekennzeichnet (bspw. durch einen Rahmen) |
Tab. 2: Auszug aus den Gestaltungsgesetzen
Richtige Positionierung der Informationen
Darüber hinaus spielt die Positionierung der Informationen im Vertriebscockpit eine große Rolle. Einer Studie von Nielsen/Pernice zufolge fällt der erste Blick des Betrachters in den oberen linken Bereich, dann in die angrenzenden Bereiche und letztendlich auf die restlichen Bereiche (vgl. Abb. 3).
Abb. 3: Nutzererwartung und Prioritätszonen
Tabus beim Visualisieren
Bevor mit der Gestaltung des Vertriebscockpits begonnen werden konnte, hat sich das Controlling die wichtigsten "No-Gos" vor Augen gehalten.
- starke Kontraste und viele Farben (verwirren unnötig, sind anstrengend zu lesen)
- Chartjunks ("Spielerei" lenkt vom Wesentlichen ab)
- Serifen-Schriften (nur für Printmedien geeignet)
- Diagramme mit niedriger Informationsdichte und relativ großem Platzbedarf (Kuchendiagramm)
- Detailtiefe
- Scrollen
Nachdem das Controlling hauptsächlich als Consultant tätig war, den Vertrieb beraten und die Anforderungen aufgenommen hatte, bestand das weitere Vorgehen in der Umsetzung. Diese fand iterativ und unter Berücksichtigung der genannten Punkte statt. Durch ständiges Verändern und diverse Anpassungen der Diagramme, Grafiken und Tabellen konnten so schließlich sämtliche Informationen auf einem Dashboard dargestellt werden. Dieser Projektschritt sollte nicht unterschätzt und genug Zeit eingeplant werden, da sich besonders die Erstellung einer benutzerfreundlichen Oberfläche als sehr mühselig herausgestellt hat.
4.2 Gestaltung und Test des Prototypen
Prototyp Vertriebscockpit
Unter Berücksichtigung aller realisierbaren und sinnvollen Vorstellungen bzw. Wünsche stand der Prototyp des Vertriebscockpits fest (vgl. Abb. 4). Das Dashboard wurde für den Vertriebsleiter Manfred Möller gebaut.
Bei der Erstellung von Prototypen ist es stets von Vorteil, den Fokus auf den jeweiligen Abteilungsleiter zu legen. Ist dieser begeistert, so werden es im Regelfall auch die Mitarbeiter sein.
Abb. 4: Prototyp Vertriebscockpit
4.2.1 Zone Priorität 1
Abweichung Planumsatz
Im Bereich der Priorität 1 fällt der erste Blick des Betrachters auf die Tabelle "Abweichung Planumsatz". Der Verkäufer kann in diesem Bereich die 4 Debitoren sehen, bei denen der bereits erzielte Umsatz am höchsten vom Planumsatz abweicht.
Die Debitoren sind nach Firmenzugehörigkeit aufgeteilt worden. Dabei werden die Kunden der Sicherheitstechnik GmbH zuerst aufgelistet. Begründet wird diese Wahl dadurch, dass diese Firma die technisch anspruchsvollen Sicherheitsverglasungen herstellt und diese Produkte die höheren Deckungsbeiträge erzielen.
Die roten Fahnen untermauern an dieser Stellte zusätzlich, dass hier Handlungsbedarf des Verkäufers gefordert ist.
Iststand "KRD Gruppe"
In dieser Zone ist auch die Tabelle "KRD Gruppe" angesiedelt. Diese informiert den Verkäufer über den kumulierten Iststand der KRD Gruppe. Dem Verkäufer wird nochmals sein Planumsatz ins Gedächtnis gerufen; er wird über den erzielten Umsatz in Kenntnis gesetzt und auf die sich hieraus ergebende Differenz hingewiesen. Als letzten Punkt in der Tabelle wird er über die Summe des Auftragsbestands unterrichtet. Der Auftragsbestand ist eine wichtige Kennzahl für den Vertrieb und sollte in Vertriebscockpits stets in dieser Zone aufgeführt werden.
Die beiden Diagramme "Umsatzverteilung aktuelles GJ" und "Forecast" befinden sich örtlich gesehen sowohl in der Zone Priorität 1 als auch in der Zone Priorität 2. Dies ist dem Sachverhalt geschuldet, dass die Diagramme einen hohen Platzbedarf haben. Sie sollten, falls möglich, in der Zone Priorität 1 positioniert werden. Da die Diagramme aber bereits in der Zone 1 beginnen,...