Für eine effiziente und zielgerichtete Planung ist ein Top-down-Ansatz, welcher der Planung einen Rahmen gibt, für derart weit diversifizierte und dezentral ausgeprägte Unternehmen, wie die REWE Group unabdingbar.
2.1 Qualität durch Frontloading
Erkennen von Gemeinsamkeiten
Die Grundidee des Frontloadings besteht darin, langwierige Verhandlungen, Abstimmungsrunden und Korrekturen zum Ende des Planungsprozesses zu minimieren. Stattdessen werden prämissenbasiert bereits zu Beginn des Planungsprozesses Diskussionen und Abstimmungen durchgeführt, um der Planung durch Zielvorgaben einen Rahmen zu geben. Die zeitliche Verlagerung auf den Planungsbeginn birgt ein hohes Effizienzpotenzial, da i. d. R. der entstehende zeitliche Mehraufwand im weiteren Verlauf der Planung durch einen reduzierten Aufwand mehr als ausgeglichen wird. Nicht wertschöpfende Schleifen zum Ende des Prozesses, welche die dezentralen Planungen mit der Unternehmenszielsetzung in Einklang bringen sollen, können reduziert bzw. in vielen Fällen vermieden werden. Wichtig ist dabei, dass zur Herleitung der Zielvorgaben im Frontloading-Prozess, kein vorgelagerter "versteckter" Bottom-up-Prozess eingeleitet wird, sondern prämissenbasiert eine Fokussierung auf wesentliche, erfolgsrelevante Größen und deren Entwicklung erfolgt. Nur dann können die vorhandenen Effizienzpotenziale genutzt werden. Durch die dann insgesamt kürzere Planungsdauer können nicht nur aktuellste Entwicklungen und Prämissen in die Planung einfließen, um möglichst fundierte Planwerte zu erzeugen, sondern es werden zusätzlich Ressourcen freigesetzt.
Frontloading erhöht Planungsqualität nachweislich
Insgesamt ist immer wieder festzustellen, dass die Planungsqualität durch ein bedachtes und zielorientiertes Frontloading steigt. Dabei werden die gesetzten Ziele meist als "ambitioniert aber realistisch" bezeichnet. Eine von Horváth & Partners durchgeführte Planungsstudie im Jahr 2012 belegt, dass fokussierte Top-down-Planungen die Planungsdauer insgesamt verkürzen können (s. Abb. 3).
Abb. 3: Einfluss des Top-down-Ansatzes auf die Planungsdauer
Weiterhin kann durch einen fokussierten Frontloading-Prozess eine frühzeitige Detailplanung ohne Zielorientierung vermieden werden. Stattdessen können strategische Stoßrichtungen von Beginn an in die operative Planung einfließen und damit zusammenhängende Effekte und Maßnahmen kommuniziert bzw. berücksichtigt werden.
Zusätzlich verlagern sich Diskussionen in Budgetgesprächen inhaltlich. Üblicherweise existieren bei einem Bottom-up-Ansatz anfangs keine Zielwerte. Sie bilden sich erst im Laufe der Diskussionen. Meist sind mehrere Abstimmungsrunden notwendig in denen sich im Ergebnis dezentrale Puffer und zentrale Kürzungen gegenseitig aufheben. Diese sog. Knetphasen können sehr langwierig sein und die resultierenden Planwerte sind häufig von geringer Qualität. Durch einen Frontloading-Ansatz wird der Fokus auf die Zielerreichung und dazu notwendige Maßnahmen gelenkt. Am Anfang des operativen Planungsprozesses stehen konkrete und verabschiedete Zielwerte. Diese werden auf jeder Ebene durch die Planung weiter konkretisiert. Dabei fokussieren sich Planungen und damit verbundene Diskussionen auf das Schließen der Lücke zwischen Zielvorgaben und voraussichtlichem Ist durch entsprechende Maßnahmen (s. Abb. 4).
Abb. 4: Top-down-Ansatz reduziert den Aufwand und verkürzt den Planungszeitraum
2.2 Aufbau des Frontloading-Prozesses bei der REWE Group
Der für die REWE Group konzipierte Frontloading-Prozess beinhaltet zwei Phasen, um zum einen die Berücksichtigung der Zielsetzung des Gesamtkonzerns sicherzustellen und zum anderen der Individualität und den daraus resultierenden eigenen strategischen Zielsetzungen der Geschäftsfelder gerecht zu werden. Dabei ist das Target Setting als Konzernanlass für alle Geschäftsfelder verbindlich. Zwischen den Key Accounts der Holding und der Leitung des jeweiligen Geschäftsfelds werden diskussionsbasiert Zielwerte für zentrale Ergebnisgrößen erarbeitet. Hierbei wurde darauf Wert gelegt, sich auf zwei bis drei zentrale Steuerungsgrößen zu fokussieren und allein auf dieser hoch aggregierten Basis zu diskutieren. Es soll dabei kein Anreiz entstehen, vorgelagert eine Bottom-up-Planung zu initiieren. In der Eckwerteplanung ist es Aufgabe der Geschäftsfelder, die gesetzten Ziele für ihre jeweilige Einheit weiter auszudifferenzieren. Verbindlich ist dabei ein weiteres Herunterbrechen der Zielvorgaben der Ergebnisgrößen aus dem Target Setting bspw. auf Landeseinheiten oder Regionen. Im Ermessen des Geschäftsfelds liegt eine Ergänzung der Zielvorgaben um weitere geschäftsfeldspezifische Zielsetzungen, die lediglich Gültigkeit für das entsprechende Geschäftsfeld besitzen (s. Abb. 5).
Abb. 5: Frontloading-Konzept der REWE Group
2.2.1 Anpassung der Mittelfristplanung
Mittelfristplanung ist Ausgangsbasis
Während die Ausgestaltung der Eckwerteplanung den Geschäftsfeldern obliegt, wurde auf Konzernebene für das Target Setting eine allgemeingültige Vorgehensweise festgelegt. Basis für das Target Setting ist die Mittelfristplanung der Vo...