Kirsten Meynerts-Stiller, Dr. Christoph Rohloff
Eine belastbare Integrationsstrategie verbindet die Erwartungen aus dem Business Case mit den Realitäten aus dem Deal sowie den Potenzialen für eine möglichst erfolgreiche gemeinsame Zukunft.
Je nachdem, welcher Akquisitionstyp vorliegt, bspw. eine markterweiternde laterale Akquisition oder eine auf die Optimierung der Wertschöpfungskette ausgerichtete vertikale Akquisition, ergeben sich andere Notwendigkeiten und Prioritäten für die Integration. Auch die Frage, wie weit bzw. wie tief überhaupt integriert werden soll, lässt sich nicht linear aus dem Business Case ableiten und bedarf einer integrationsstrategischen Klärung – vor dem Closing.
Um in der Vorbereitung der Integration mit der Vielzahl der möglichen Wirkfaktoren möglichst systematisch und nachvollziehbar planen, argumentieren und dann auch kommunizieren zu können, kann es hilfreich sein bspw. mit dem Integrationsdiamanten oder vergleichbaren Thementools zu arbeiten.
Abb. 1: Der Integrationsdiamant
Grundsätzlich sind die in Abb. 1 beschriebenen 6 Handlungsfelder einzeln und in ihrer Gesamtwirkung auf
- ihre Machbarkeit,
- die Verfügbarkeit der notwendigen Ressourcen sowie
- die organisationsspezifische PMI-Kompetenz und die damit verbundenen Risiken hin
kritisch zu prüfen. So könnte bspw. die eigene IT-Abteilung innerhalb von 6 Wochen relativ problemlos die IT des Zielunternehmens auf die eigene Plattform migrieren. Allerdings wäre das Zielunternehmen damit faktisch stillgelegt. Die Frage, wie und wann die IT welche Systeme migriert, ist somit ein zentraler Bestandteil einer aussagekräftigen Integrationsstrategie: Ist die IT im Target-Unternehmen von entscheidender Bedeutung mit Blick auf Business Continuity und Kundenzufriedenheit oder ist sie sogar Bestandteil der Wertschöpfung bspw. als Teil eines umsatzstarken Online-Portals?
Die Plausibilität einer gesamthaften Integrationsstrategie ergibt sich also nicht aus der Perspektive eines einzelnen Handlungsfelds oder einer rein fachlichen Funktionslogik, wie die der IT oder des Vertriebs, sondern aus der gesamthaften kritischen Diskussion der 6 Handlungsfelder in ihren Wechselwirkungen und vor dem Hintergrund der übergreifenden Akquisitionsziele.
Diskurs zur Integrationsstrategie nicht unterschätzen
Diesen Diskurs rechtzeitig und anspruchsvoll zu gestalten und voranzutreiben ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für Integrationen. Er ist im Vorfeld der Integration zu leisten, nach dem Day 1 dann aber, zusammen mit den entsprechenden Partnern aus dem (ehemaligen) Zielunternehmen, als "strategic review" erneut zu betrachten, um ihn vor dem Hintergrund der neuen gemeinsamen Handlungswirklichkeit zu überprüfen und als Orientierung für künftiges gemeinsames (Integrations-)Handeln nutzen zu können.