2.1 Erprobtes Instrumentarium des Produktionscontrollers
Für diese verantwortungsvollen und vielfältigen Aufgaben nutzen Controller ein umfangreiches, differenziertes Instrumentarium, das kontinuierlich gepflegt werden muss. Dabei ist es zunächst wichtig, als Kaufmann in einem technischen Umfeld auch akzeptiert zu werden. Dies gelingt zunächst in dem Controller den traditionell kostenorientierten Werkzeugkasten um Instrumente erweitern, die für die technischen Kollegen anschaulich und jederzeit nachvollziehbar sind.
So ist es bspw. zur Messung der fertigungswirtschaftlichen Effizienz empfehlenswert, anstelle einer komplexen und teilweise abstrakten "flexiblen Plankostenrechnung" einen Mix aus unterschiedlichen Messgrößen zu verwenden, der auch Daten enthält, die der Technik vertraut sind oder dieser vielleicht sogar entstammen. Ein Beispiel hierfür ist die Gesamtanlagen-Effizienz ("Overall Equipment Efficiency", manche sagen auch "Overall Equipment Effectiveness" (OEE)), die ihren Ursprung in der Technik hat und sich anstelle finanzieller Größen aus leistungsmengen-orientierten Größen wie Anlagenverfügbarkeit, Leistungsfaktor und Qualitätsfaktor zusammensetzt.
2.2 Einbezug aller Fertigungsmitarbeiter ins Produktionscontrolling
Für die Stellung des Produktionscontrollings ist es zudem sehr wichtig, alle an der Produktion beteiligten Personengruppen in die Kennzahlenanalyse miteinzubeziehen. Denn in einem so komplexen System wie der Fertigung ist es nicht ausreichend, die Unternehmenssteuerung dem Produktionsmanagement bzw. Produktionscontrolling alleine zu übertragen.
Vielmehr müssen alle Mitarbeiter in die Verantwortung genommen werden und sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten an der Sicherung des fertigungswirtschaftlichen Erfolgs beteiligen. Denn Effizienz können nur die ausführenden Mitarbeiter und eingesetzten Anlagen gewährleisten. Dies wiederum setzt voraus, dass die Kommunikation zwischen Techniker und Kaufleuten funktioniert.
Hilfreich dabei ist, dass die Informationsvermittlung nach den unterschiedlichen Personengruppen einer Produktion differenziert ausgestaltet ist. Es ist zu regeln, wer genau welche Kennzahlen wann und wie differenziert zur Steuerung oder Optimierung der Fertigungsprozesse erhalten soll:
- So benötigen fertigungsausführende, produktive Mitarbeiter zeitnah Daten wie Produktionsmenge pro Tag, Anzahl Ausschussteile, Fehlzeiten, Krankenstand und Liefertreue, damit diese – im Sinne eines "Self-Controllings" – ihr eigenes Handeln selbstverantwortlich und zeitnah kontrollieren und unmittelbar steuern können.
- Die zweite Kategorie an steuerungsrelevanten Daten ist eher taktisch-operativer Natur, da sie vorwiegend zur Festlegung mittelfristiger Optimierungsmaßnahmen genutzt werden. Sie richtet sich an die Fertigungsplanung und das Qualitätsmanagement, die diese zur Bewertung der Fertigungsprozesse und des Qualitätsniveaus nutzen. Beispiele können Personalbedarf, Auslastungsgrade, Durchlaufzeiten, Anzahl der durchgeführten Qualitätsaudits, Fehlerkosten, Wirkung von Rationalisierungsprojekten u.Ä. sein.
An dritter Stelle sind die Kennzahlen zu nennen, die dem hauptverantwortlichen Fertigungsmanagement (z. B. Werkleitung) einen Überblick über die Erreichung der Produktionsziele hinsichtlich Produktionsleistung, Werksauslastung, Qualität, Produktivität und Einhaltung von Plan- bzw. Soll-Kosten geben.
Abb. 2: Differenzierung der Controllerberichte in der Produktion nach Adressaten
Dabei ist auch bedeutsam, in welcher Form und in welchen Berichtszeiträumen die Kennzahlendaten erfasst, aufbereitet und den genannten Personengruppen technisch zugänglich gemacht werden. Neben klassischen Controllerberichten in Tabellenform sollte hier in einem so technischen Umfeld, wie es eine Fertigung ist, verstärkt mit visuellen Instrumenten wie Cockpit-Charts, Dashboards oder Andon-Boards gearbeitet werden.
Die Berichtsfrequenz wiederum sollte sich dabei an den Adressaten orientieren. So wird die monatliche Durchsprache der Werkskennzahlen mit der Werkleitung ausreichen, an der Fertigungslinie selbst sind die Daten vermutlich schichtweise zu erheben und zu kontrollieren.