Darstellung beeinflusst menschliche Wahrnehmung
Jeder Sachverhalt lässt sich auf verschiedene Weisen darstellen. Framing bezeichnet den Effekt, dass die Wahrnehmung eines Sachverhalts von dem Rahmen ("Frame") beeinflusst wird, in welchem der Sachverhalt dargestellt wird. Insbesondere lässt sich durch Einbettung einer Information in einen unangemessen positiven oder negativen Kontext das Entscheidungsverhalten beeinflussen.
Beispiele zum Framing
Im Berichtswesen ist die Aufgabe des Controllings, das Management objektiv über relevante Sachverhalte zu informieren. Während die Objektivität die Vermeidung von Framing verlangt, können andere Anforderungen an das Berichtswesen (Effizienz und Effektivität der Berichte) zum bewussten Einsatz von Framing führen, z. B. in Form von Hervorhebungen. Einige Beispiele sollen dies mitsamt der großen Vielfalt von Framing bei der Berichtsgestaltung demonstrieren:
- Informationsauswahl: Sowohl das Weglassen von als auch die Überfrachtung mit Kontextinformationen können die objektive Wahrnehmung des zu übermittelnden Sachverhalts seitens des Berichtsempfängers stark verzerren.
- Strukturierung der Informationen: Oft werden in Berichten Schlussfolgerungen an den Anfang gestellt und im weiteren Verlauf des Textes mit Argumenten untermauert, die zu diesen Schlussfolgerungen führen. Diese auch als pyramidales Prinzip bezeichnete Strukturierung nutzt das menschliche Streben nach Dissonanzfreiheit (vgl. Tab. 1), der Berichtsempfänger sucht nach Bestätigung der Anfangsbehauptung. Die Inhalte prägen sich besser ein, doch der Berichtsempfänger wird manipuliert. Dieses Vorgehen ist auch bei Powerpoint-Folien sehr verbreitet, indem als Folienüberschrift häufig ein wertender Titel steht. Alternativ können zunächst die Sachverhalte dargelegt und dann am Ende die daraus resultierenden Schlussfolgerungen abgeleitet werden. Bei dieser Darlegungsweise besteht die "Gefahr", dass der Berichtsempfänger zu eigenen (anderen) Schlussfolgerungen gelangt.
- Es gibt zahlreiche weitere Framing-Möglichkeiten bei der Berichtsgestaltung, beispielsweise durch den Einsatz von Farben, durch eine verzerrte Skalierung (z. B. Skala beginnt nicht bei 0) oder durch die Auswahl von Zahlenformaten (z. B. wirken 20 Mio. größer als 0,02 Mrd.), eventuell noch verstärkt durch sprachliche Mittel (z. B. "Die Fehlerquote ist nur um 0,4 Prozentpunkte auf 2,4 % gestiegen." statt "Die Fehlerquote ist um nicht hinnehmbare 20 % nach oben geschnellt.").
Abb. 1 veranschaulicht einige der genannten Beispiele exemplarisch für Diagramme, aber entsprechende Effekte finden sich auch in Texten. In allen 6 Diagrammen der Abbildung sind die Stückkosten der letzten 5 Jahre für Werk A enthalten, aber jeweils in unterschiedlichen "Frames", sodass sie unterschiedlich wahrgenommen werden. Zum Diagramm 6 sei angemerkt, dass die Wahrnehmung im Vergleich zu Diagramm 5 noch unterschiedlicher wäre, wenn die Schlussfolgerung auf einer nachfolgenden Folie platziert und somit nicht in einem Zug mit den Daten erfasst würde.
Abb. 1: Beispiel für Framing-Effekte in Diagrammen