Der Unterschied zwischen 2 oder mehreren Alternativen kann in vielen Fällen durch bestimmte Maßnahmen ausgeglichen werden. Dabei entstehen Kosten. Diese werden als Opportunitätskosten der jeweiligen Alternative zugerechnet und verschlechtern deren Euro-Ergebnis. Voraussetzung ist, dass es eine solche Maßnahme gibt, die den qualitativen Nachteil einer Alternative ausgleicht. Auch hier gilt, dass die Beurteilung der gleichen Qualität durch subjektives Empfinden des Entscheiders beeinflusst wird.
Beispiel Dienstreise
Die Klimadiskussion hat in vielen Unternehmen dazu geführt, die Art der Dienstreisen auf den Prüfstand zu stellen. So muss oft jede geplante Flugreise mit der Alternative der Bahnreise bewertet werden. Die für die Entscheidung verwendeten Kriterien wurden bereits oben dargestellt. Die Kriterien Preis, Nebenkosten und Zeit können leicht in Euro berechnet werden. Die Kriterien Zuverlässigkeit, Bequemlichkeit und Klimafreundlichkeit liegen zunächst in subjektiven Bewertungen vor. Dabei wird der Flug bei der Zuverlässigkeit und der Bequemlichkeit besser eingeschätzt als die Bahnreise. Bei der Klimafreundlichkeit ist es umgekehrt.
Für alle 3 Kriterien können Opportunitätskosten berechnet werden. Dabei wird das Excel-Tool genutzt (s. Abb. 1).
Abb. 1: Ermittlung von Opportunitätskosten
Die subjektive Einschätzung der Unpünktlichkeit der Bahn lässt sich objektiv nachweisen, wenn die Statistiken der Bahn herangezogen werden. In Abhängigkeit der Wichtigkeit des während der Reise wahrzunehmenden Termins muss entschieden werden, ob das Risiko tragbar ist oder ob eine Maßnahme notwendig ist. In diesem Beispiel wird entschieden, bei der Bahnreise 2 Stunden früher zu reisen. Diese 2 Stunden werden mit dem Stundensatz von 100 EUR bewertet und führen so zu Opportunitätskosten von 200 EUR. Um diese Kosten sind die bisher errechneten Kosten der Bahnreise zu erhöhen.
Ebenso subjektiv ist die Einschätzung der Bequemlichkeit, die beim Flugzeug höher sein soll als bei der Bahnreise. Das kann dadurch ausgeglichen werden, dass die eigentlich vorgesehene zweite Klasse ersetzt wird durch ein Ticket der ersten Klasse. Die Mehrkosten von hier 150 EUR stellen ebenfalls Opportunitätskosten der Alternative Bahn dar. Ob diese Lösung tatsächlich gleichwertig ist mit der Bequemlichkeit beim Fliegen, wird der Reisende sicherlich subjektiv beurteilen.
Objektiv feststellbar ist, dass der Flug wesentlich mehr CO2 entstehen lässt als die Bahnreise und damit bei der Klimafreundlichkeit verliert. Eine Kompensation des CO2-Ausstosses durch entsprechende Zahlungen ist möglich. Es entstehen Kosten in Höhe von ca. 5 EUR für den Hin- und Rückflug von Münster/Osnabrück nach Frankfurt. Das sind Opportunitätskosten, die den Flug verteuern.
Als Ergebnis der Rechnung würde der Preis für die Bahnreise um 350 EUR zu verteuern sein, der für die Flugreise um 5 EUR. Ein Ergebnis, das alle Beteiligten überrascht hat. Es ergibt sich die folgende Rechnung:
Kriterium |
Bahn |
Flug |
Ticket |
170,00 |
400,00 |
Nebenkosten (Parken) |
25,00 |
25,00 |
Zeitaufwand zusätzlich |
100,00 |
0,00 |
Opportunitätskosten Zuverlässigkeit |
200,00 |
0,00 |
Opportunitätskosten Bequemlichkeit |
150,00 |
0,00 |
Opportunitätskosten Klimafreundlichkeit |
0,00 |
5,00 |
Summe für Bewertung |
645,00 |
430,00 |
Damit kann die Entscheidung nur zugunsten der Flugreise ausfallen.Wie im Beispiel erkennbar, ist selbst die Werte-Darstellung der qualitativen Kriterien mit hoher Subjektivität beeinflusst. Außerdem verursacht die Umwandlung Kosten, da die Maßnahmen ermittelt und später auch umgesetzt werden müssen. Dabei ist immer auch eine Ungenauigkeit in den Ergebnissen eingeschlossen.